1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Vom e-soccer elektrisiert

E-sports Vom e-soccer elektrisiert

Am Sonnabend wird in Halberstadt das vierte von sieben Regionalturnieren um den e-soccer-Landespokal ausgetragen.

Von Hans-Joachim Malli 07.02.2019, 11:23

Magdeburg l Sie heißen „Magdeburg eSports“, SC Kade Karow oder einfach nur Borstel/Wille vom MSV 90 Preussen, die sich kürzlich im Bodeheim zur e-soccer-Regionalmeisterschaft Magdeburg trafen. Der Fußballverband Sachsen-Anhalt (FSA) richtet diese Meisterschaft aus, ist Vorreiter beim DFB.

FSA-Geschäftsführer Christian Reinhardt bekam vor etwas mehr als einem Jahr bei einem kommerziellen E-Sport-Turnier in der MDCC-Arena erstmals Kontakt mit Spielen wie „Fifa 18“, war sofort begeistert und ließ ein Konzept erstellen. Inzwischen ist der 42-Jährige ein glühender Anhänger von e-soccer und der FSA erster Landesverband, der im Zusammenwirken mit dem Deutschen E-Sport-Bund das Projekt e-soccer-Landespokal 2019 auf die Beine stellte.

„Wir wissen, gut 90 Prozent unserer Kinder und Jugendlichen sind E-Sportler. Wir hatten zunächst Angst, dass uns diese vom Platz auf die Couch verloren gehen. Mit e-soccer erreichen wir eine Zielgruppe, zu der wir sonst schwer Zugang haben. Zugleich denken wir, damit die Attraktivität von Verein und Verband zu stärken“, so Reinhardt.

Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, will sich auch nicht mit kommerziellen Turnieren, bei denen um fünfstellige Preissummen gespielt wird, vergleichen. „Für uns ist das eine Non-Profit-Veranstaltung, an deren Ende es einen schicken Pokal zu gewinnen gibt“, sagt Reinhardt, der selbst noch nicht weiß, wohin genau die Reise gehen wird: „Wir werden am Ende genau analysieren, ob wir das Projekt beenden oder weitermachen, dann aber so, wie es schon in Bismark läuft.“

In der Altmark kamen 130 e-soccer-Spieler zu einem Turnier des dortigen TuS Schwarz-Weiß, für das Regionalturnier in Magdeburg hatten sich 19 Teams angemeldet, von denen längst nicht alle kamen. „Die Ansprache der Leute über unsere Kanäle ist noch nicht so erfolgreich. Vorrangig läuft das über Mund-zu-Mund-Propaganda. Wir müssen uns erst noch etablieren, werden im Februar auf allen Social-Media-Kanälen Vollgas geben, Twitter, Snapchat, Instagram”, verspricht Reinhardt, der dafür auch im eigenen Verband erstmal Eis brechen und Vorstandskollegen begeistern musste.

Mit Martin Müller, Vorsitzender des Vereins Magdeburg eSports mit 228 Mitgliedern und Vizepräsident des ESportbundes Deutschland, hat er einen kompetenten Fürsprecher und Unterstützer an seiner Seite. Im e-soccer-Landespokal des FSA wird aktuell „Fifa 19“ gespielt. Unterstützung mit der Hard- und Software erhält der Verband dabei von der Firma Powerplay Events aus dem brandenburgischen Ketzin. Ein Ende des E-Sport-Booms ist nicht absehbar, sind sich Müller und Reinhardt einig.

Reinhardt war er von der Altersstruktur der e-soccer-Spieler überrascht: „Wir hatten ursprünglich mit einer Zielgruppe zwischen 13 und 17 Jahren gerechnet, wir hatten aber auch schon Teilnehmer über 50. Es ist nicht nur das klassische junge Publikum.”

Das bringt auch praktische Nebeneffekte. „Wir haben Bruchstellen in unserer Kommunikation. Die Medien, die wir betreiben, werden von den Leuten nicht abgerufen. Das Thema E-sports ist in den Vereinen der jüngeren Generation bekannt. Jene, die die Vereinspost bekommen, sind nicht immer diese Jüngeren. Das heißt, es bleibt teilweise was liegen. E-sport bringt Mehrwerte, bei denen wir hoffen, dass wir an neue Leute rankommen. Dass aber auch in Vereinen vielleicht der eine oder andere sagt, wir haben da zwei, drei, von denen wir wissen, was die tun, in der Hoffnung, dass die auch technisch fitter sind, und dass die sagen, wir helfen euch bei der Gestaltung der Vereinshomepage“, so Reinhardt.

Noch sei man beim FSA in einer Lernphase. „Der DFB hat gesagt, wir gucken, wer uns das beste Projektkonzept liefert, den fördern wir. Das haben wir geschafft”, ist Reinhardt stolz, wohl wissend, dass das so oft nicht vorkommt, „aber zuletzt immer öfter“. Dabei dürfe man nicht vergessen, dass der FSA 90 000 Mitglieder hat, Bayern 1,5 Millionen. „Bei uns schreibt jemand nebenbei das Konzept, woanders macht das einer hauptamtlich“, rechnet Reinhardt vor.

Der FSA-Geschäftsführer jedenfalls glaubt an den e-soccer-Landespokal und ist fasziniert von „Fifa 19“, auch wenn er im Spiel auf der Konsole momentan selbst (noch) ein absoluter Laie ist.