1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Als Mewes zwei Bälle in die Flucht schlug

EIL

Fußball Als Mewes zwei Bälle in die Flucht schlug

Vor 15 Jahren gewann der MSV 90 Preussen den Fußball-Landespokal. Mit einem Novum. Und mit Mark Mewes im Tor.

Von Daniel Hübner 25.05.2020, 01:01

Magdeburg l Lange hatte die Heimfahrt gedauert, sehr lange sogar. Aber wer unter der Bierdusche singt und lacht und der mitternächtlichen Stunde vielleicht auch entgegentanzt, der macht sich um Zeit keine Gedanken. Am 24. Mai 2005 war es der Tanzabend des MSV 90 Preussen. Eines Verbandsligisten, der sich bis ins Finale des Landespokals durchgeschlagen hatte. Und der nicht nur das erste und das letzte Mal die Trophäe damals aus dem Dessauer Paul-Greifzu-Stadion entführte, sondern der mit dem finalen Gegner und zugleich Liga-Rivalen VfB Sangerhausen zugleich für ein Novum sorgte: Zum ersten Mal gewann ein Team den Pokal nach Elfmeterschießen. Mit 4:2 (0:0, 0:0) nämlich.

Und zwischen den MSV-Pfosten stand damals Mark Mewes. Ein 1,93 Meter großer Mann mit einer unglaublich ruhigen Ausstrahlung. Mewes, heute 46 Jahre, erinnert sich: „Es war ein Spiel auf Augenhöhe mit wenigen 100-prozentigen Chancen. Wir mussten uns durchgekämpfen.“ Durchgekämpft hatte sich der MSV zuvor vom TSV Schackensleben (2:0) über Schwarz-Weiß Bismark (2:0), Romonta Amsdorf (3:0), Germania Halberstadt (3:1) und FSV Bennstedt (6:2) bis in jenes Endspiel, das vor 1200 Zuschauern ausgetragen und um 19 Uhr angepfiffen wurde.

Und es muss gegen 21.30 Uhr gewesen sein, als der erste Schütze zum Elfmeter antrat. Zweimal bezwang der VfB den Hünen Mewes, der fünf Jahre für den 1. FC Magdeburg gehalten hatte (1995 bis 2000), ehe er für drei Saisons zum FSV Zwickau (Oberliga Süd) gewechselt war. Zweimal schlug der Torhüter den Ball mit seiner Aura in die Flucht: einmal an den Pfosten, einmal weit neben das Gehäuse. Oder wie Mewes lachend erklärt: „Ich habe die Bälle rausgeguckt.“

Für den Magdeburger SV 90 Preussen, der vor fünf Jahren seine erste Mannschaft aus dem Spielbetrieb zurückzog, die dafür wiederum im MSC Preussen aufging, trafen Patrick Appel, Philipp Jakuszeit, Alexander Siemke und Dirk Hannemann zum Sieg. Siemke (35) beendete übrigens nach der Saison 2016/17 beim Burger BC die Karriere, Jakuszeit (36) zog zwei Jahre später beim SV Fortuna, wo Hannemann (49) heute das Verbandsliga-Team trainiert, nach. Appel (36) ist der Abwehrchef beim Landesligisten MSC Preussen. Und Mewes hat vor einer Weile seine Bar „Markant“ geschlossen und sich aus der Selbständigkeit zurückgezogen. Jetzt arbeitet er im Hotel Burg Wanzleben.

Vor acht Jahren ist Mewes von der Volksstimme mal zu Spielen, die ihm in besonderer Erinnerung geblieben sind, gefragt worden: Und das waren immer noch die Derbys gegen den 1. FC Magdeburg und eine Partie gegen einen Bundesligisten. Mit dem Landespokal-Erfolg 2005 durften natürlich auch die Preussen in der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde antreten, der Gegner am 21. August im Heinrich-Germer-Stadion hieß Arminia Bielefeld. Der Endstand lautete: 0:3. Mewes konnte die Bälle von Sibusiso Zuma (72., 89.) sowie Michael Fink (85.) diesmal nicht abwehren. „Trotzdem war das natürlich ein Highlight“, sagt er. Wenngleich er „gerne gegen einen der ganz Großen“ gespielt hätte, gesteht er. Gegen den FC Bayern zum Beispiel.

Dabei entstammt sein Vorbild einer ganz anderen Schmiede: der des 1. FC Köln. Einem Toni Schumacher eiferte der junge Mewes einst nach. Aber tatsächlich hatte er sein eigenes Torwartspiel gefunden. Das des äußerlich gelassenen, stets unbeeindruckten und kompletten Keepers, der 2007 mit dem MSV die zweite Chance auf den Pokalsieg im Finale gegen den FCM II vergab (0:3).

Mewes spielte noch bis 2009 bei Preussen, dann beim VfB Ottersleben in der Landesliga, zuletzt hütete er das Gehäuse bei Blau-Weiß Wanzleben in der Kreisklasse. Nach einem Hallenturnier vor vier Jahren legte er die Handschuhe ab. Er hatte sich einen Achillessehnenriss zugezogen. Ohne diesen hätte Mewes ganz sicher heute noch im Tor gestanden.