Kanu Der doppelte Florstedt

Kajak-Fahrer Moritz Florstedt vom SC Magdeburg wird voraussichtlich bei der Junioren-WM in zwei Bootsklassen an den Start gehen.

Von Daniel Hübner 04.05.2019, 06:00

Magdeburg l Moritz Florstedt wollte keine Handybilder mehr schicken an die Kumpel. Nicht aus Le Temple in Frankreich. Während der 17-Jährige sich im April dort Ausdauer holte für den zweiten DKV-Vergleich der Junioren, trainierten andere Kanuten in Sabaudia (Italien), in Sevilla (Spanien) oder in Florida (USA). Überall war es schön warm, bis zu 30 Grad sogar, überall schien die Sonne. Den ganzen Tag. Nur nicht in Le Temple, in der Nähe von Bordeaux in der Gironde, 18 Kilometer vom Atlantik entfernt. Dort sah es in jenen Tagen so aus: „13 Grad, Wind und Regen“, berichtet Florstedt.

Das konnte dem Kajak-Fahrer vom SCM aber nichts anhaben, allein, „weil ich mit kalten Bedingungen besser klarkomme als mit warmen“. Und zu jenem Zeitpunkt war der sogenannte „Klimalehrgang“ für Florstedt, der Athleten eigentlich ins Warme führt, damit sie Belastungen bei der erwartbaren Hitze zum Saisonhöhepunkt im Sommer simulieren können, wie gemacht.

Er musste ja aufholen, was er durch eine Zahnentzündung inklusive Antibiotika-Einnahme verpasst hatte. „Erst habe ich gemerkt, wie sehr mich der Ausfall zurückgeworfen hatte. Aber ich dachte mir: Ich muss kämpfen und fahren. Und dann bin ich ziemlich schnell wieder an mein Leistungsniveau herangekommen“, erklärt er.

Beim Athletiktest des Deutschen Kanuverbandes (DKV) Anfang April hatte er nämlich gefehlt. Was für ihn und den zweiten Vergleich am vergangenen Wochenende bedeutete: „Ich hatte keine Vorleistung, deshalb musste ich wenigstens ein Rennen dort gewinnen, um es ins WM-Team zu schaffen“, berichtet Florstedt.

Der Schützling von Mark Zabel ist dann auf der Wedau ganz sicher gegangen und ist neben einem zweiten Platz im K1 über 200 Meter zu Siegen über 500 und 1000 Meter gesichert. „Es war unser Plan, dreimal unter die ersten Drei zu fahren“, so Zabel. „Dass es dann so gut lief, kam doch etwas überraschend.“

Nun geht es also in Richtung Pitesti, in Richtung Junioren-Weltmeisterschaft (1. bis 4. August). Noch ist nicht endgültig entschieden, in welchem Boot Florstedt dort sitzen wird, aber Rumänien könnte den doppelten Florstedt sehen. Für den 1,81 Meter großen Florstedt geht es um den WM-Start im Einer über 1000 und im K4 über 500 Meter. Diese Entscheidung fällt bei der Internationalen Regatta in Brandenburg (25./26. Mai), wenn der DKV interne Duelle in einzelnen Klassen fahren lässt. Zabel formuliert Florstedts Chancen so: „Wenn er gesund bleibt, habe ich keine Sorge, weil seine Leistungen im Wettkampf und Moritz im Kopf stabil sind. Und ich weiß, dass er etwas draufpacken kann, denn er hat noch Reserven.“

Und Selbstvertrauen. Wenngleich er sich bemüht, sich nicht zu weit aus dem Fenster zu lehnen, kann man selbst die Worte, die er nicht sagt, ganz gut verstehen: „Die Zeiten und Abstände in Duisburg haben gezeigt, dass die Chancen gut stehen, mich durchzusetzen. Ich müsste schon ins Wasser fallen ...“, meint der Elftklässler am Magdeburger Sportgymnasium.

Beim DKV-Vergleich hat er den Einer über 1000 Meter in 3:40,469 Minuten gewonnen. Mit 1,93 Sekunden vor Elias Kurth aus Potsdam. Mit solch einer Zeit kann man bei einer WM Gold gewinnen, was natürlich Florstedts erklärtes Ziel ist. 2018 in Plovdiv (Bulgarien) sicherte sich der Ungar Benedek Tibur Kos den Titel in 3:56,901 Minuten, 2017 ebenfalls in Pitesti gewann Jacob Schopf in 4:10,800 Minuten – allerdings bei extremem Wind und hohem Wellengang. „Die machen den Kanusport unfair“, meint Florstedt – allerdings in der Gewissheit, dass sie sich nicht verhindern lassen.

Neben der Konkurrenz wird das Wetter wie in Le Temple oder auch zuletzt in Duisburg, wo Regen und drehende Winde herrschten, „die größte Herausforderung“ sein, sagt Florstedt deshalb. Im vergangenen Jahr verpasste er WM-Gold im K4 nur um 0,177 Sekunden. „Deshalb liebäugelt man in diesem Jahr natürlich mit Gold“, sagt Trainer Zabel, selbst Olympiasieger im K4. „Und auch im Einer wünsche ich Moritz eine Medaille.“ Zumindest wäre das im doppelten Sinne der krönende Abschluss einer erfolgreichen Junioren-Karriere.

Ab dem kommenden Jahr muss er sich nämlich in der U 23 und zumindest gegen die nationale Elite beweisen. Moritz Florstedt freut sich jetzt schon: „Dann geht es rund.“