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Fußball Fusion ist nur Zukunftsmusik

Ob in Jena oder Frankfurt - immer häufiger fusionieren Vereine des Frauen- und Männerfußballs. Ist das auch für Magdeburg denkbar?

Von Dennis Uhlemann 30.07.2020, 12:18

Magdeburg l Das Gedankenbild der beiden Herren war doch recht ähnlich. Da war auf der einen Seite Skepsis, auf der anderen Seite vielleicht auch Neugier. Sowohl Michael Böhm, Trainer der Regionalliga-Frauen des Magdeburger FFC, als auch Sören Osterland, sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim 1. FC Magdeburg, sehen Chancen. Aber eben auch Risiken. Dabei war es doch eine ganz einfache Frage, welche die Gedanken der beiden in so verschiedene Richtungen hat schweifen lassen: Ist eine Fusion von MFFC und FCM denkbar?

„Es ist eine schöne Sache, dass Frauenfußball immer populärer wird. Dem Gedanken sollten wir uns nicht grundsätzlich verschließen“, meint Osterland, der aber ausschließt, dass es kurzfristig dazu kommt. Böhm sieht das ähnlich: „Es gibt aktuell überhaupt keine Bestrebungen in diese Richtung.“

Doch der Gedanke liegt nahe, gibt es doch deutschlandweit einige Vorbilder. In Jena schloss sich zuletzt etwa der FF USV dem FC Carl Zeiss an, in Frankfurt fusionierten der 1. FFC und die Eintracht. Damit tragen auch die deutschen Rekordmeisterinnen künftig den Adler auf der Brust. Bestärkt wurde diese Entwicklung sicher auch durch den neuen DFB-Präsidenten Fritz Keller, der in dem Fachmagazin „11 Freunde“ verdeutlichte: „Eine Inves­ti­tion in den Frauen- und Mäd­chen­fuß­ball ist eine Inves­ti­tion in die Zukunft. Denn es gibt nur einen Fuß­ball, der für jede und jeden zugäng­lich sein muss. Es gibt keinen Pro­fi­fuß­ball getrennt vom Ama­teur­fuß­ball, und es gibt keinen Frau­en­fuß­ball getrennt vom Män­ner­fuß­ball.“

Böhm spekuliert sogar, dass es eine Auflage für Proficlubs werden könnte, weibliche Teams in den Reihen zu haben. „Dann muss sich der FCM einen Plan machen“, sagt er. „Nur um die Frauenquote zu erfüllen“, will Böhm diese Bindung aber auch nicht eingehen. Wenn der MFFC nur noch die Sparte Frauenfußball beim FCM wäre, würde das der Vielfalt an Vereinen in der Stadt entgegenwirken.

Doch es gibt natürlich auch Vorteile. „Wenn wir unter dem Namen FCM spielen würden, hätte das eine ganz andere Druckwirkung“, meint Böhm, der sogar über Zuwachs spekuliert: „Väter schicken ihre Töchter dann vielleicht eher zum Fußball, wenn diese für den FCM spielen können.“ Auch Osterland beobachtet den weiblichen Nachwuchs durchaus. „Das Potenzial an jungen Mädchen, die in Sachsen-Anhalt Fußball spielen wollen, ist sehr groß. Meiner Meinung nach betreibt der MFFC da eine gute Nachwuchsarbeit.“

Immerhin stellt der MFFC mit den B-Juniorinnen schon seit einigen Jahren ein Bundesliga-Team, das gleichzeitig auch Aushängeschild des Vereins ist. „Dennoch ist unser Verein gar nicht so bekannt“, klagt Böhm. Was vielleicht auch an der ersten Frauenmannschaft liegt. Denn der FCM würde bei einer möglichen Fusion nicht – so wie eben in Jena und Frankfurt – ein Bundesliga-Team für sich gewinnen, sondern einen Regionalligisten.

Zwar spielten die Magdeburgerinnen von 2009 bis 2015 in der 2. Bundesliga, seitdem sind sie aber drittklassig. Was nicht zuletzt auch am Geld liegt. „Finanziell sind wir ähnlich aufgestellt wie ein Männerverein in der Landesliga“, verrät Böhm, der sich durch eine mögliche Eingliederung beim Club eine Besserung vorstellen könnte. „Vielleicht könnten wir dann wieder mehr Richtung Semiprofessionalität gehen und nochmal Richtung 2. Liga angreifen.“

Osterland hingegen hat den „größeren organisatorischen Aufwand“ im Kopf und macht klar: „Man muss das auch zukünftig klug abwägen.“ Er hält fest: „Es ist dieselbe Sportart in derselben Stadt. Man kann aber auch ohne eine Fusion voneinander profitieren.“ Scheint also, als würde Magdeburg in diesem Punkt noch nicht ganz so weit sein wie andere Städte.