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Fußball Neustart nach langer Leidenszeit

Nach zehn Jahren und vier Kreuzbandrissen ist Silke Schulz zum Magdeburger FFC zurückgekehrt.

Von Dennis Uhlemann 10.03.2020, 05:00

Magdeburg l Sommer 2009. Silke Schulz hat den Höhepunkt ihrer Karriere erreicht. Und dabei war sie beim Aufstieg mit dem Magdeburger FFC in die 2. Bundesliga gerade einmal 17 Jahre alt. Zehn Jahre später kehrte die Torhüterin nun an ihre alte Wirkungsstätte zurück. Und startet nach einer langen Leidenszeit neu.

Ihre Karriere verlief zunächst fast bilderbuchmäßig. Mit elf Jahren kam sie über einen guten Kumpel „relativ spät“ zum Fußball, wie sie selbst sagt. Sie startete beim 1. FC Aschersleben, nahm parallel am DFB-Stützpunkttraining in Staßfurt teil. 2005 als C-Jugendliche folgte der Wechsel zum MFFC ins Landesleistungszentrum. Sie durchlief die Jugendabteilung des Vereins, schaffte schließlich den Sprung in die Erste und bejubelte den Aufstieg.

Ein Spiel in der zweithöchsten Spielklasse hat sie aber nie bestritten. Denn sie riss sich in diesem Jahr das Kreuzband. „Das war eine sehr schwere Zeit“, berichtet sie. Über ein Jahr fiel sie aus, verließ auch den MFFC. „Ich musste ein zweites Mal operiert werden. Ohne Sport habe ich gemerkt, dass etwas fehlt. Ich hatte aber meine Familie hinter mir.“

Und die Unterstützung war in den folgenden Jahren auch essenziell. Denn es sollten drei weitere Kreuzbandrisse folgen. Bis 2013 spielte sie gar nicht, danach auch nur sporadisch bei den Kleinfeld-Frauen von Lok Aschersleben. 2017 hing die 1,73 Meter große Frau die Schuhe dann an den Nagel. Ging ihrer Leidenschaft aber weiterhin als Trainerin nach. Bei Stahl Aken betreut sie seitdem nicht nur drei Jugendteams, sondern ist auch Torwarttrainerin der Landesklasse-Herren. Das war „ungewohnt für beide Seiten“, gibt sie selbst zu. Doch mit „klaren Ansagen“„ hat sie sich Respekt verschafft und wurde letztlich „super aufgenommen“.

Bei den Hallenlandesmeisterschaften in diesem Winter wurde sie schließlich von Melanie Vogelhuber angesprochen. Ihre ehemalige Mitspielerin und heutige Co-Trainerin des MFFC wollte sie zurück an die Elbe lotsen. „Viel nachgedacht“ hat Schulz, „viel gehadert“. Doch sich letztlich für die Rückkehr entschieden. „Das war eine einmalige Chance. Mich hat es gereizt, nach über drei Jahren endlich wieder selbst zwischen den Pfosten zu stehen.

Nach dem Abgang von Jana Tauer „hat uns eine Torhüterin gefehlt, die sofort eine Bank ist“, so MFFC-Trainer Michael Böhm. Mit Schulz ist das erfüllt, der Coach spricht von einem „Glücksgriff“. Denn sie ist nicht nur „vorerst die neue Nummer eins“, sondern soll auch dabei helfen, die anderen jungen Torhüterinnen zu formen. Denn neben drei Einheiten in Aken trainiert Schulz donnerstags auch die Torhüterinnen in Magdeburg.

Und die „Hauruck-Aktion“ fruchtete schon. Die Bilanz der Regionalliga-Frauen mit Schulz im Kasten: zwei Siege mit 13:1 Toren. „Es ist ein unglaubliches Gefühl, das Vertrauen zu bekommen. Für mich selbst ist das auch eine große Motivation.“

Der zweite Frühling ihrer Karriere treibt sie an. Sie will die Torwarttrainer-Lizenz des DFB ablegen, mit dem jungen MFFC-Team den anvisierten sechsten Platz erreichen und in erster Linie natürlich „verletzungsfrei“ bleiben. Und nichts anderes ist der ehrgeizigen Sportlerin nach dieser langen Leidenszeit auch zu wünschen.