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Kanu Der Plan des Ungeduldigen

David Töpel vom SC Magdeburg ist vom Rudern zum Kanu gekommen. Sein Talent und sein Fleiß brachten ihn alsbald zur ersten Medaille.

Von Daniel Hübner 22.03.2020, 22:04

Magdeburg l Tino Hoffmann wollte natürlich wissen, wer sich dort bei ihm und den Nachwuchs-Canadier-Fahrern des SC Magdeburg nun angemeldet hatte. Also schickte er im kühlen Februar des Jahres 2018 seinen neuen Schützling zur Talentprobe direkt ins Boot und rauf auf die Elbe. Hoffmann sagt: „Es hat sich schnell herausgestellt, dass er es koordinativ hinkriegen kann, und dass er sehr fleißig ist. So war er letztlich bereits im Herbst des Jahres wettkampftauglich.“

Sein Schützling heißt David Töpel, er kam vom Fußball über die Leichtathletik und das Rudern zu Hoffmann. Ein 16-Jähriger, der auf den ersten Blick eher schüchtern wirkt, dem aber der sportliche Ehrgeiz in Fleisch und Blut übergegangen ist. Und für den in jenem Februar des Jahres 2018 nicht die größte Herausforderung der erste Paddelschlag im 5,20 Meter langen und 40 Zentimeter schmalen Canadier war, so zumindest lauten die Maße eines Einers. Sondern die Elbe. Vielmehr: deren Temperatur. „Ich bin zum Anfang sehr oft ins kalte Wasser gefallen, das war für mich schon eine Herausforderung. Aber ich bin auch im Neopren-Anzug gepaddelt“, sagt David Töpel lächelnd. Der hat seinen Körper geschützt.

Wer erst seit zwei Jahren paddelt, „dem fehlen natürlich grundlegende Dinge, die ein Kanute, der seit sechs Jahren dabei ist, schon beherrscht“, erklärt Hoffmann. Dazu gehört nicht zuletzt die Erfahrung aus tausenden Trainingskilometern. Dennoch zeigte Töpel mit der bis dato wenigen Routine bereits im vergangenen Jahr, dass mit ihm zu rechnen ist.

Bei den deutschen Jahrgangsmeisterschaften, seinen ersten also, belegte er einen dritten Rang. Zudem sicherte er sich die Teilnahme an den Olympic Hope Games im slowakischen Bratislawa, den internationalen Wettkämpfen der Jugend, wo er über 200 Meter auf einen siebten Rang fuhr. „Eine gewisse Enttäuschung war schon bei ihm da“, sagt sein Coach. Was auch an einer Schwäche des David Töpel liegen mag: „Er ist manchmal zu ungeduldig mit seiner eigenen Leistungsentwicklung.“

Was Töpel nicht ganz zu verdenken ist, wenn er nach nur eineinhalb Jahren Paddeln schon die erste nationale Medaille in seinen Händen hält. Wenn er außerdem seine größte Stärke in der Mentalität sieht: „Ich kann mich durchbeißen.“ Und wenn in ihm zudem das Gefühl erwachsen ist: „Ich verbessere mich andauernd. Beim Paddeln sieht man es extrem. Die Bewegungen werden immer flüssiger, dadurch werde ich auch immer schneller.“ Und wenn außerdem die nächsten Ziele bis zur Corona-Epidemie so nah waren. Aber wegen dieser darf Töpel derzeit nicht mal trainieren. Und wegen dieser weiß außerdem niemand, welche Höhepunkte es in diesem Jahr noch geben wird.

Zumindest hatten Töpel und sein Trainer zwei Events ins Auge gefasst. Die Junioren-Europameisterschaft, die vom 2. bis 5. Juli im russischen Moskau ausgetragen werden sollen. Allerdings sind die meisten aller nationalen Wettbewerbe inklusive Nationalkader-Sichtungen bereits abgesagt worden. Außerdem wären erneut die Hope Games ein Ziel für Töpel.

Bis dahin muss sich der Magdeburger in Geduld üben. Vor allem bis zum nächsten Wassertraining. Denn die städtischen Sportstätten sind bekanntlich vorerst bis zum 19. April gesperrt. Und dann übt sich der 1,80 Meter große Schüler der neunten Klasse in Geduld mit sich selbst und seinen Leistungen. Auch wenn er für nachahmenswerte Vorbilder eine große Auswahl an deutschen Canadier-Fahrern hat, die erst jung – und dann oft auf dem Podest gestanden haben.

„Deshalb ist es auch schwierig, sich für ein Vorbild zu entscheiden“, sagt Töpel. „Wenn ich aber jemanden rausnehmen müsste, dann Sebastian Brendel.“ Den dreimaligen Olympiasieger und zehnmaligen Weltmeister aus Potsdam. David Töpel betont: „Er fährt den Einer und hat darin großen Erfolg.“ Und es klingt, als hätte er selbst seine sportliche Zukunft bereits geplant.