1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Eine andere Persönlichkeit

Karate Eine andere Persönlichkeit

Bei Karate denkt man an zertrümmerte Dachziegel und Steine, an Bruce Lee und Chuck Norris. Die asiatischen Kampfkunst ist jedoch viel mehr.

Von Roland Schulz 25.04.2019, 01:01

Magdeburg l Im Freien scheint die Sonne, lädt zum Lustwandeln ein. Auch im schmucken, neuen Dojo des BKC Magdeburg in der Magdeburger Weitlingstraße fließt der Schweiß in Strömen. Die drei Nationalkader des Budo Karate Clubs, Leonie Diffené, Katinka Ball und Paul Boße, treffen sich zum Training außer der Reihe nur für die Volksstimme.

Mit der Goldmedaille für Diffené (21 Jahre) mit dem Frauen-Kata-Team und der bronzenen Plakette für Katinka Ball (19) im Kumite-Team der Juniorinnen schnitten die Damen kürzlich bei den Europameisterschaften in Stavanger sehr erfolgreich ab, gewannen jeweils ihre vierte EM-Medaille. Zwar blieb dem dritten BKC-Starter Paul Boße (19) mit Platz fünf im Junioren-Kata-Einzel seine vierte internationale Medaille verwehrt, doch war auch er mit dem Abschneiden zufrieden.

Alle drei Athleten haben bereits in sehr jungen Jahren mit Karate angefangen. „Ich bin über meinen dreieinhalb Jahre älteren Bruder zum Karate gekommen, da war ich drei Jahre alt“, so Katinka Ball. „Meine Mama hat ihn zum Karate geschleppt, weil er sich mal durchsetzen sollte. Ich hab dann immer das gemacht, was mein Bruder gemacht hat, bin dabei geblieben.“

Den BKC-Kämpfern sind nicht nur Erfolge bei nationalen und internationalen Titelkämpfen gemein. Alle drei eint die Liebe zu ihrem Sport. So sagt Europameisterin Leonie Diffené, die mit sechs Jahren mit Karate begann: „Wenn ich es nicht machen würde, wäre ich eine andere Persönlichkeit. Karate macht einen selbstbewusster, lehrt Zielstrebigkeit und Geduld. Man lernt, auf Ziele hinzuarbeiten“, so die in Köln im sechsten Semester Sozialwissenschaften studierende Athletin. „Zudem lernt man, sich selber zu reflektieren, dass man mit Geduld und Disziplin Ziele erreichen kann.“

Letzteres kann Paul Boße, der ebenfalls im Alter von drei Jahren mit dem Sport begann, sich vor etwas mehr als vier Monaten noch das Kreuzband riss, nur bestätigen. „Durch Karate habe ich viel Disziplin erlernt. Mir ist gerade in den vergangenen zwei Jahren bewusst geworden, dass ich Sachen durchziehe, nicht den Fokus verliere, mich darauf konzentriere“, so der junge Mann, der im zweiten Semester Physik studiert.

Was alle drei sofort unterstreichen, ist die Bemerkung Boßes, dass Karate für „eine ziemlich gute Fitness“ sorgt. Bemerkenswert, dass für die drei Sportler der Aspekt Selbstverteidigung nie eine Rolle spielte. „Das ist nur ein kleiner positiver Nebeneffekt“, so Ball, die betont, dass sie mit drei Jahren noch gar nicht daran gedacht habe.

Der Aspekt der Selbstverteidigung steht völlig im Hintergrund, da „man das am Anfang gar nicht so mitbekommt. Zudem erlernt man anfangs gar nicht die Techniken dafür, um jemanden außer Gefecht zu setzen“, sagt Boße. „Auch jetzt, wo ich die Techniken kann, habe ich es noch nie angewendet, will es auch gar nicht anwenden.“