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Leichtathletik Kaum Hoffnung beim SCM aufs EM-Ticket

In diesen Tagen fällt die Entscheidung, ob Henrik Janssen und Thomas Barthel vom SC Magdeburg doch noch zur U-23-EM fahren.

Von Daniel Hübner 27.06.2019, 01:01

Magdeburg l Die Unfallgefahr ist selbst in den heimischen Wänden wirklich nicht zu unterschätzen. Henrik Janssen musste es selbst erfahren, genau zwischen Zeige- und Mittelfinger seiner rechten Wurfhand schnitt sich das zersplitterte Glas, das unbemerkt im Abwaschwasser vor sich hingeschwommen war, in die Haut hinein. Tief. Sehr tief sogar. „Der Arzt in der Notaufnahme hat gesagt: Es war eine gute Entscheidung, vorbeigekommen zu sein.“ Die Wunde wurde letztlich mit sieben Stichen genäht.

Passiert ist das Unglück nach dem Nudelkochen mit Jonas Bernhagen am späten Freitag vergangener Woche. Sprinter Bernhagen und Diskuswerfer Janssen vom SC Magdeburg, die sich eine Wohnung teilen, plagte der Hunger nach ihrem Wettkampf in Zeulenroda. Dort war Janssen mit 58,30 Metern nur 70 Zentimeter unter der Norm für die U-23-Europameisterschaft in Gävle (Schweden/11. bis 14. Juli) geblieben.

Damit hatte sich der deutsche Vizemeister nach seiner Saisonbestleistung von 58,87 Metern noch einmal für die Titelkämpfe empfohlen, wenngleich der Deutsche Leichtathletikverband (DLV) in der Regel auf die Erfüllung seiner Vorgaben pocht. Drei Startplätze hat der DLV bei der EM, mit Clemens Prüfer und Merten Howe haben zwei Athleten die Norm erfüllt. „Es wird noch über meine Nominierung verhandelt“, berichtete Janssen am Montagabend. Er berichtete allerdings nicht etwa aus dem Lazarett. Er berichtete aus Kienbaum.

Der 21-Jährige ist also ins Trainingslager gefahren. Und es war allein seine Entscheidung, vor die ihn Coach Armin Lemme gestellt hatte: Weitertrainieren oder Sommerurlaub? Urlaub kam nicht infrage, Janssen hat in diesem Jahr die letzte Chance, um eine U-23-Medaille zu kämpfen, ehe er endgültig in den Ernst der Elite eintaucht. Allerdings: Die Nominierung für Gävle ist noch nicht raus. Sie wird vielleicht heute, spätestens morgen veröffentlicht, klärte der DLV gestern auf. Bis dahin muss Janssen um seinen Start bangen. Nach der großen Hoffnung klang er am Telefon allerdings nicht.

Was also, wenn der Name Janssen auf der Liste tatsächlich nicht zu finden ist? Doch Sommerurlaub? „Nein“, betonte Janssen. „Dann bereite ich mich auf die deutschen Meisterschaften in Berlin vor.“ Für die Titelkämpfe der „Großen“ ist Janssen nämlich qualifiziert. Zur Wunde sagte er: „Der Heilungsprozess verläuft gut, auch wenn ich gerade mehr mit links werfe. Aber nächste Woche werden bereits die Fäden gezogen.“ Spätestens zum Wettkampf am 3./4. August in Berlin will er vollständig fit sein.

Sein Clubgefährte Thomas Barthel muss derweil fit bleiben. Nach dem verpassten Finale bei den U-23-Meisterschaften in Wetzlar war Gävle bereits in sehr weite Ferne gerückt. Oder wie er zehn Tage nach dem Halbfinal-Aus resümierte: „Kläglich versagt! Selbst die Gegner haben gefragt: Was ist denn mit dir los?“ Seine Antwort lautete: „Das war eben nicht mein Tag.“

Aber es geht im Leistungssport nicht nur um den Start bei einer Europameisterschaft. Barthel muss in jeder Saison auch seinen Status bestätigen. Der Schützling von Trainer Eik Ruddat gehört zum Perspektivkader des DLV, was ihm bislang zum Beispiel die Finanzierung der Trainingslager garantierte.

Der Kampf um den Status könnte bereits beendet sein, wenn der 20-Jährige auch nur als Ersatzmann für die Sprintstaffel in Gävle nominiert wird. Ansonsten heißt es: Bahn frei für Barthel am 6. Juli in Dessau und bei den nationalen Titelkämpfen in Berlin. „Um meinen Status zu bestätigen, muss ich die 100 in 10,35 und die 200 Meter in 21 Sekunden laufen“, erklärte der SCM-Sprinter. Und sollte er es zu den angegebenen Terminen nicht schaffen, „brauche ich eben weitere Wettbewerbe“.

Auch wenn Barthel nicht auf Händen sprintet: Er sollte in den nächsten Wochen besonders vorsichtig in den heimischen vier Wänden sein.