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Leichtathletik SCM-Speer soll nach Borås fliegen

Auch in ihrem ersten U-20-Jahr wollen sich Lea Wipper und Gordon Schulz aus der Trainingsgruppe des SC Magdeburg international durchstarten.

Von Daniel Hübner 01.05.2019, 16:32

Magdeburg l Gordon Schulz hat ganz unbewusst eine Premiere gefeiert, zumindest was die Frage nach einem Hobby betrifft. In dem Glauben, die Antwort bereits zu kennen, winkt man ja bei einem jungen Mann in seinem Alter innerlich schon ab. Aber dann belehrt der 18-Jährige den Gesprächspartner eines Besseren: „Playstation ist nicht mein Ding“, hat er gesagt. Keine Strategie-, keine Ballerspiele. Einfach nicht sein Ding. Auch wenn er kurzzeitig einschränkt: „Ab und zu spiele ich, wenn ich mal am Wochenende zuhause in Burg bin.“ Da steht die Videokonsole also. Aber auch nur da. Schulz hat in den meisten Tagen seiner Woche etwas völlig anderes zu tun.

Dazu gehört wiederum etwas 800 Gramm Schweres und zirka 2,80 Meter Langes, das sich Speer nennt. Gordon Schulz vom SC Magdeburg startet in diesem Jahr erstmals mit dem schweren Männergerät in die neue Saison. Und sie soll ebenso mit einem internationalen Start gekrönt werden wie die Premiere der Lea Wipper mit dem 600 Gramm schweren Frauenspeer (2,30 m). Ziel der beiden ist nämlich der Start bei den Junioren-Europameisterschaften in Borås (Schweden/18. bis 21. Juli). Trainer Ralf Wollbrück sagt: „Wenn es einer zur JEM schafft, dann wäre das eine enorme Leistung.“

Diese Leistung will Lea Wipper schaffen: Sie ist seit dem vergangenen Sommer in der SCM-Trainingsgruppe und besucht das Sportgymnasium in der elften Klasse. Sie ist 17 Jahre, 1,80 Meter groß, sie startet für den SC DHfK Leipzig. Und bislang, sagt sie, „läuft es bei mir, ich habe mich Jahr für Jahr kontinuierlich gesteigert“. Mit internationalem Erfolg: 2018 wurde sie zum Beispiel bei der U-18-EM in Györ (Ungarn) Vierte mit 54,79 Metern, ihrem Bestwert mit dem 500-Gramm-Speer. Bei den Olympischen Jugendspielen in Buenos Aires (Argentinien) folgte ein achter Rang (50,54).

Natürlich möchte Wipper, die „ein echter Wettkampftyp ist“, deshalb auch in diesem Jahr auf der internationalen Bühne stehen. „Ich wäre schon enttäuscht, wenn ich es nicht schaffen würde“, sagt sie. „Aber ich muss auch schauen, wie die Umstellung hier funktioniert.“

Für Wollbrück wäre es bereits ein Erfolg, wenn sein neuer Schützling den neuen Speer auf die vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) geforderte JEM-Norm von 51,00 Metern bringen würde. Was Wipper dafür mitbringt, ist nicht nur ihr Ehrgeiz, das Adrenalin im Wettkampf. „Sie hat ein gutes Wurfgefühl, sie kann den Speer schön legen“, sagt der 60-Jährige. Was ihr noch fehlt? „Sie muss körperlich stärker werden und kann sich natürlich technisch verbesssern. Ich denke, wir werden vielleicht noch ein Jahr brauchen für den ganz großen Schritt“, erklärt Wollbrück.

Das sieht bei Gordon Schulz etwas anders aus. Von ihm werden für Borås 68,50 Meter verlangt mit dem schweren Speer. „Das ist machbar“, sagt der 1,79 Meter große Schulz. „In den Trainingseinheiten ging er schon über 60 Meter, aber ohne richtigen Anlauf.“

Athlet und Trainer sind sich deshalb hinsichtlich des Weitenziels in dieser Saison einig: „70 Meter plus X.“ Vor allem um die physische Stärke seines Schützlings macht sich Wollbrück keine Sorgen. „Er hat sicherlich in der Körpergröße einige Nachteile“, erklärt der Trainer. „Aber das kompensiert er durch seine Physis und technisch starke Würfe.“ Was Schulz eigentlich nur braucht, ist eine „Topform in den entscheidenden Wettbewerben“.

Im vergangenen Jahr bei der U-18-EM legte Schulz in der Qualifikation 70,54 Meter vor – und wurde im Finale Zehnter mit 64,83 Metern. Wenig später, bei den nationalen Titelkämpfen, erzielte er mit 75,58 Metern seinen Bestwert mit dem 700-Gramm-Speer. „Ich hatte mir einiges fürs Finale erhofft“, erinnert sich Schulz an Györ, „aber dann wurde ich fest. Und wenn es im Kopf nicht passt, funktioniert auch die Technik nicht.“

Die soll nun in Schönebeck am 24. Mai funktionieren. Wenn Wipper und Schulz erstmals im Wettkampf den neuen Speer fliegen lassen. Wenn sie zugleich einen Eindruck davon gewinnen, wo sie im gleichaltrigen Kader und wie gut damit ihre Chance auf einen der drei JEM-Startplätze stehen. In jedem Fall werden sie für diesen Kampf jeden Tropfen Adrenalin brauchen.