Reitsport Mehr als nur ein Hobby

Für Julia Töpfer vom Reit- und Fahrverein Magdeburg kam es am Wochenende zur lang ersehnten Rückkehr in den Turnierbetrieb.

Von Dennis Uhlemann 10.06.2020, 06:00

Tobender Applaus von den Zuschauerrängen, ein stolzer Blick auf die Schleife am Pferd und ein zufriedener letzter Ritt des Tages auf dem tierischen Partner. So sehen Ehrenrunden nach Turnieren im Reitsport normalerweise aus. Beim Turnier in Calvörde im Bördekreis am vergangenen Wochenende war das anders. Das alles fiel weg. „Er war schon seltsam“, berichtet Julia Töpfer vom Reit- und Fahrverein Magdeburg. „So ein Turnier lebt ja von den Zuschauern, vor allem auch den Kindern. Dieses Mal war es etwas trostlos.“

Dennoch: Es war auch im Reitsport der erste Schritt zurück zur Normalität. Für die Springreiter aus Sachsen-Anhalt stand nach mehreren Monaten Pause wieder ein sportlicher Wettkampf auf dem Programm. Der RV Prussendorf richtete ein Turnier mit 15 Prüfungen aus – aufgrund der Corona-Krise aber eben ohne Zuschauer und Ehrungen.

Vieles war anders als sonst und den heutigen Bedingungen angepasst: „Wir wurden bei der Ankunft kontrolliert und mussten einen Fragebogen ausfüllen“, erzählt Töpfer, die normalerweise zu Turnieren mit einem ganzen Pulk an Verwandten, Freunden und Vereinskollegen anreist. „Dieses Mal durften wir nur zu zweit sein, ein Reiter und ein Helfer.“ Beim Begutachten der Hindernisse musste ein Mundschutz getragen werden. Das Security-Personal überwachte alles, „auch das Ordnungsamt war da“, berichtet die 26-Jährige.

Trotz dieser Faktoren hat es sich für Töpfer aber „super“ angefühlt, nach so langer Pause wieder einen Wettkampf zu bestreiten. „Ich hab mich sehr darauf gefreut.“ Doch so lange konnten Prüfer und die anderen Teilnehmer gar nicht darauf hinfiebern, das Turnier wurde erst wenige Tage zuvor ausgeschrieben.

Für die aus Detershagen bei Burg stammende und lebende, einzige Starterin des RFV Magdeburg war es die lang ersehnte Rückkehr in den Wettkampfbetrieb. Viel sportliche Aussagekraft hatten ihre beiden hinteren Platzierungen in den Springprüfungen Klasse L und Klasse L mit Stechen mit steigenden Anforderungen (Plätze 54/57) aber nicht. „Das war das erste Turnier in dieser Saison. Für das Pferd war das etwas ganz anderes als zuhause zu üben.“

Mit Safira 52 gab es in der Vorsaison „kleine Probleme“, wie Töpfer erzählt. Nach einem Sturz ist die 2009 geborene Stute „ein bisschen verhalten“. Die Reiterin ist mit dem Ergebnis deshalb „zufrieden“. Immerhin sind die Bedingungen in diesem Jahr besonders. „Zu dieser Zeit sind wir sonst jedes Wochenende auf Turnieren oder reiten auf benachbarten Höfen.“

Die fehlende Praxis der Pferde wirkt sich auch auf den Verkauf der jungen Tiere aus. „Der Wert steigt mit der Platzierung“, weiß Töpfer, denn Reiten ist für sie mehr als nur ein Hobby. Sie ist gelernte Pferdewirtin, im Volksmund auch Bereiterin genannt, und auch heute noch auf einem Reiterhof in Büden (Jerichower Land) tätig.

Im Verein ist sie allerdings in der Elbestadt aktiv, da sie viele Freundinnen hier hat. Beim RFV Magdeburg gibt sie auch privat Unterricht für den Nachwuchs. Eines Tages vielleicht auch für den eigenen? Ihre Tochter ist ein Jahr alt und hat sie während der Schwangerschaft zumindest ein bisschen in ihrer großen Leidenschaft ausgebremst. „Nachdem sie auf der Welt war, habe ich aber schnell wieder angefangen.“

Klar, ein Leben ohne das Reiten ist für Töpfer auch nicht vorstellbar. „Ich fand Pferde schon immer klasse. Seit ich sechs Jahre alt bin, reite ich. Ich wollte auch beruflich nie etwas anderes machen.“ Gerade deshalb freut sich die junge Mutter umso mehr über die Rückkehr der Springturniere. Auch, wenn es wohl noch etwas dauert, bis alles wieder so ist wie vor der Krise.