1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Sehnsucht nach der Matte

Ringen Sehnsucht nach der Matte

Die MSV-Ringer wollten im Herbst wieder um Punkte kämpfen. Der neuerliche Lockdown machte einen dicken Strich durch ihre Rechnung.

Von Hans-Joachim Malli 19.11.2020, 19:57

Magdeburg l Im Moment herrscht mal wieder absolute Ruhe. „Zumal wir als Kontaktsportart die letzten sind, die trainieren und Wettkämpfe bestreiten können”, berichtet Michael Kraska, früherer Oberliga-Kämpfer des Magdeburger SV 90 und jetzt für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Obwohl die Ringer zu Jahresbeginn mit großer Eigeninitiative ihre Trainingshalle in der Salzmannstraße auf Vordermann gebracht hatten, konnten sie im Frühjahr im nebenan liegenden Germer-Stadion nur im Freien trainieren. Dabei halfen ihnen auch nicht die vorhandenen und nicht ganz billigen Wurfpuppen (Stückpreis immerhin gut 500 Euro), die in der Trainingshalle bleiben mussten. „Die bringen uns unter Pandemiebedingungen gar nichts, sind sie doch wahre Keimträger“, weiß Kraska.

So herrscht jetzt Stille in der Ringerhalle an der Salzmannstraße wie im gesamten Objekt Heinrich-Germer-Stadion. Dass die Pandemie mitunter seltsame Blüten treibt und unschöne Begleitumstände mit sich bringt, beobachtete MSV-Abteilungsleiter Mario Ploboth unlängst mit eigenen Augen. Im Schutz der Dunkelheit waren unbekannte Gestalten am Objekt unterwegs, besprühten die Wände im Germer-Stadion. „Ringer sind unter anderem stark und ehrlich. Aber dagegen konnten auch wir nichts unternehnen. Corona bringt eben viele unangenehme Nebenerscheinungen mit sich, unter anderem auch Langeweile“, erklärt der Polizeibeamte Kraska.

Dabei widmet sich der Verein in letzter Zeit auch wieder verstärkt dem Nachwuchs, bieten die Coaches Nico Günther und Silvi Porst aktuell Online-Training an. „Wir wollen die Gemeinschaft aufrecht erhalten. Beim Auftakt via Skype am Dienstag vergangener Woche waren immerhin zwölf Kinder dabei. Und es werden sicherlich noch mehr“, hofft Ploboth.

Gut 50 Kinder sind aktuell Mitglieder beim MSV 90. Doch obwohl gegenwärtig eigentlich die Hauptsaison wäre, finden keine Wettkämpfe statt. Auch gibt es derzeit beim MSV keine Schul-AG, nicht zuletzt aufgrund personeller Engpässe bei den Trainern und Übungsleitern. Wenn aber irgendwann wieder trainiert werden könne, hat der Nachwuchs dazu unter der Anleitung von Günther und Porst sowie Thomas Ferchland, Mario Ladewig, Thomas Henseler und eben Kraska fünfmal in der Woche Gelegenheit.

Nachdem die meisten Nachwuchsringer und Trainer den MSV 90 nach vereinsinternen Querelen im Herbst 2016 in Richtung Roter Stern Sudenburg verlassen hatten, stellen sich auch in der neu aufgebauten Nachwuchsabteilung des MSV erste sichtbare Erfolge ein.

So wechselte Thomas Degen mit Beginn des neuen Schuljahres an die Sportschule Frankfurt/Oder und den dortigen Olympiastützpunkt. Der 16-Jährige, der 2016 beim MSV mit dem Ringen begann und dem Verein trotz einiger Dellen und persönlicher Rückschläge stets treu geblieben ist, wird auch künftig für seinen Heimatverein starten.

Mit dem Schuljahresbeginn hatten sich auch drei Jungen neu angemeldet, die aber wie alle anderen derzeit zwangspausieren müssen. Auch das beliebte Weihnachtsringen, das am Rande des jeweils letzten Heimkampfes des Jahres stets Jung und Alt des Vereins in großer Runde vereint, ist bereits abgesagt worden. Da der Ligabetrieb ruht, auch keine Turniere stattfinden, fallen zumindest keine größeren Ausgaben an, denn Fahrtkosten, Startgebühren und Ähnliches gibt es gegenwärtig nicht. „Doch wäre es schön, wenn es in absehbarer Zeit weitergehen würde. Mit Wettkämpfen, nicht zuletzt in der Liga, wird auch der Nachwuchs angelockt“, stellt Kraska klar.

Und in der Liga, unabhängig davon, wann und wie es weitergeht, würden die MSV-Ringer gern wieder ganz oben mitmischen, zumal sie seit kurzem einen früheren ungarischen Nachwuchs-Auswahlkader und einen Iraner in ihren Reihen haben.