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Rudern Die Euphorie der Lena Wölke

Lena Wölke vom SCM rudert der EM in Belgrad entgegen - mit athletischer Stärke.

Von Daniel Hübner 24.06.2020, 17:00

Magdeburg l Wenn Lena Wölke über die Fahrt in einem Doppelvierer referiert, dann spricht aus ihr die größte anzunehmende Euphorie und Leidenschaft einer Ruderin. „Wenn zur selben Zeit alle das Gleiche machen, dann flutscht es richtig, dann sieht man, wie das Boot wegfliegt, das ist wunderschön“, erklärt die 17-Jährige vom SC Magdeburg. Solch einen Satz kann sie gerne mitnehmen zur nächsten Ranglistenregatta der U-19-Athleten des Deutschen Ruderverbandes (DRV) Ende August. Damit würde sie im Kampf um das Ticket für die Europameisterschaft in Belgrad (Serbien) vier Wochen später (die Entscheidung über die Austragung fällt in dieser Woche) vielleicht sogar einen Zeitbonus erhalten.

Diese Leidenschaft hat sie erst seit fünf Jahren nach und nach gewonnen, nachdem sie Paul Zander in Halberstadt, ihrer Heimatstadt, gesichtet hatte. Als er ihr ein Probetraining angeboten hatte und nach diesem der Wechsel an das Magdeburger Sportgymnasium feststand. 1,79 Meter misst Lena Wölke heute, was sie geradezu für eine Ruderkarriere prädestiniert. Und sie hat eine entscheidende Stärke: „Ich habe eine gute Grundkraft, um das Boot ordentlich anzuschieben.“

Diese hat sie auch während der coronabedingten freien Trainingszeit nicht verloren. „Sie hat sich physisch weiterentwickelt“, sagt Coach Zander. Das hat sie erst mit 7:04 Minuten über 2000 Meter auf dem Ergometer bestätigt, gestern legte sie beim DRV-Test sogar 6:59,5 Minuten vor. „Sie ist athletisch sehr gut und ruderisch auf einem ebenso guten Stand. Deshalb war es ärgerlich, dass sie es bislang nicht im Wettbewerb zeigen konnte.“

Die letzten Wettbewerbe sind eine Weile her. Sie fanden im vergangenen Jahr in Berlin und Dortmund statt. Jeweils über 6000 Meter. In Berlin ist sie allen davongefahren, in Dortmund belegte sie Rang zwei hinter der Junioren-Weltmeisterin Alexandra Föster, die auch im Kampf um den Einer-Platz bei der EM ihre größte Konkurrentin ist. Grundsätzlich. Aber darüber macht sich Lena Wölke keine Gedanken. „Einer ist gut“, sagt sie, aber ihr Ziel bleibt der Doppelvierer. Der so schön wegfliegt.

Aber der auch Konzentration und Harmonie fordert. Und den gemeinsamen Ehrgeiz und die Euphorie der vier Damen im Boot. Ihre ganz persönliche Motivation findet Lena Wölke in Videos, die von vergangenen Erfolgen berichten: „Ich schaue gerne Gewichtheben“, sagt sie, was zu dieser außergewöhnlichen Athletin passt.

Matthias Steiner, der Olympiasieger von Peking 2008, zeigt ihr dort, wie nach einem harten Schicksalsschlag Träume in Erfüllung gehen. Steiner hatte ein Jahr vor den Sommerspielen seine damalige Frau Susann bei einem Autounfall verloren. „Seine Geschichte inspiriert mich“, erklärt Lena Wölke zu ihrer Lieblingsgeschichte.

Ihr Lieblingsessen ist indes: Eis. Eis ohne Ende. Vanille, Schoko, Erdbeere – die Sorte ist völlig egal, solange sie schmeckt. Und so lange es sie nicht Wölkes Gewicht ins Wanken bringt. Arbeiten kann sie nämlich noch an der Stabilität in gewissen Muskelgruppen: „Die sind noch ausbaufähig“, erklärt sie lächelnd.

Das ist ihre Euphorie eigentlich nicht mehr. Und auch jene von Paul Zander nicht, wenn er zum Beispiel über die aktuelle Ergometerzeit seines Schützlings spricht. „Das ist eine superstarke Zeit“, sagt er. Und die Mimik des 30-Jährigen verrät seinen Stolz, wie gut Lena Wölke selbst während der Corona-Krise gearbeitet hat. Nun kann der Doppelvierer mit ihr gerne wegfliegen. Am besten ins Finale in Belgrad.