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Fußball Aus Englischen Wochen werden Monate

Die Liste der Nachholspiele für die Mannschaften aus dem Landkreis Börde wird länger und länger. Und es könnten noch weitere hinzukommen.

Von Stefanie Brandt 21.03.2018, 00:01

Oschersleben l „Vom Eise befreit sind Strom und Bäche durch des Frühlings holden, belebenden Blick. Im Tale grünet Hoffnungsglück. Der alte Winter, in seiner Schwäche, zog sich in rauhe Berge zurück.“ Von Wetter wie in Goethes „Osterspaziergang“ können die Fußballer des Landkreises Börde aktuell nur träumen. Der Winter hat das Land weiter fest im Griff und sorgt bei Aktiven wie Funktionären für eisige Mienen.

Die Liste der Nachholspiele, die sich dank Frost und Schnee angesammelt haben, scheint endlos und das nächste kalte Wochenende steht vor der Tür. Extrem betroffen sind in der Landesklasse, Staffel 3, der Oscherslebener SC und Germania Wulferstedt. Bei sieben Pflichtspielen im April und acht im Mai können sich die Kicker von ihren Familien und Freunden im Prinzip vorübergehend verabschieden. „Wir haben schon überlegt, ein Zelt auf dem Sportplatz aufzubauen und gleich dort zu bleiben“, versucht es Germanen-Trainer Marco Wagner mit Galgenhumor zu nehmen.

Lustig ist die Lage aber eigentlich nicht mehr. Ein solches Programm haben sonst maximal Bundesligisten, die in DFB-Pokal und Championsleague vertreten sind. Aber das sind Profis, während die meisten Freizeitkicker „nebenbei“ auch noch einem Beruf nachgehen. Das sorgt für weitere Probleme.

Da inzwischen sämtliche freien Feiertagstermine belegt sind – der Oscherslebener SC hat allein von Osterdonnerstag bis Ostermontag drei Spiele – müssen die Partien unter der Woche nachgeholt werden. Bei einem Beginn um 18 Uhr und teils einer Stunde Anfahrtzeit ist das schwerlich mit normalen Arbeitszeiten zu vereinbaren.

„Wir werden Osterwieck deshalb auch fragen, ob wir am Wochenende nicht auf irgendeinen Kunstrasenplatz ausweichen können. Wenn wir dort auch noch unter der Woche nachholen müssen, dann müssen wir alle ja schon 14.30 Uhr Feierabend machen“, fürchtet OSC-Trainer Thomas Klare in Anbetracht der Wetterlage die nächste Absage am Wochenende. Die gleichen Sorgen plagen Wagner: „Wir haben schon mit Seeland telefoniert, ob wir nicht vielleicht nach Staßfurt ausweichen können.“

Klare kann der ganzen Situation aber immerhin in einem Punkt Positives abgewinnen: „So blöd es klingt, aber je weiter sich die Spiele nach hinten verschieben, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Langzeitverletzten wieder dabei sein können, Steffen Wegener und Alex Guhl zum Beispiel. Deshalb denke ich auch, dass wir dann für jedes Spiel ein Team zusammenbekommen werden, auch wenn nicht jeder immer dabei sein kann. Einen Plan mit den ganzen Nachholspielen haben wir schon aufgehängt.“

Die Kehrseite der Medaille kennt Wagner: „Wenn sich ein Spieler jetzt eine kleine Verletzung zuzieht und ein paar Wochen ausfällt, dann fehlt er damit gleich die halbe Saison.“

Fakt ist: Eine Verlängerung der Saison ist aktuell vom Verband nicht geplant, da am Wochenende vom 9./10. Juni bereits die Pokalendspiele anstehen und dann die Weltmeisterschaft startet. „Für uns wäre eine Verlängerung gar kein Problem. Aus dem Pokal sind wir sowieso ausgeschieden und was die Weltmeisterschaft angeht: Wir gucken ja nur, wir spielen da ja nicht mit“, findet Klare.

Damit schlägt er ganz klar in die gleiche Kerbe wie Marco Wagner, der sagt: „Man hätte das doch anders regeln können. Ich kann nicht verstehen, dass die Saison am 2. Juni zu Ende sein muss. Zur schönsten Zeit des Jahres sind keine Spiele. Was haben wir denn mit der Weltmeisterschaft am Hut? Wenn man die Winterpause von vornherein verlängern würde, würde das auch die Hallenturniere wieder interessanter machen. Aktuell ist es doch so, dass man bis Mitte Dezember spielt und Anfang Januar schon wieder in die Vorbereitung geht. In der kurzen Pause hat dann keiner Bock auf Halle.“

Daniel Schlüter, Staffelleiter der Landesklasse 3, gehen langsam auch die Ideen aus. Er setzt auf eine gute Kommunikation der Vereine untereinander, wenn es darum geht, Termine zu finden. Das klappt teilweise, wie Thomas Klare berichtet: „Seehausens Trainer Patrick Horn hat von sich aus angeboten, das Derby auf einen Trainingstag zu verschieben, damit wir nicht drei Spiele in fünf Tagen haben. Das rechne ich ihm hoch an. Wir müssen jetzt allerdings noch beraten, ob und wann das tatsächlich umgesetzt werden kann.“

Spätestens dann, wenn die vielen Nachholspiele am Osterwochenende ausfallen – und das ist gar nicht so unwahrscheinlich, wenn man auf die Wettervorhersage schaut – wird dem Verband wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Saison zu verlängern. Am Freitag ist eine Spielausschusssitzung, in der darüber beraten wird.