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Fußball Überflüssige Aufstiegsspiele als TSV-Kuriosum

Auf eine lange, erfolgreiche Vereinsgeschichte blickt der TSV Hadmersleben zurück.

Von Roland Manegold 01.04.2020, 03:00

Hadmersleben l Das erste in der Presse erwähnte Fußballspiel in Hadmersleben fand 1910 statt. Der TSV Hadmersleben, der Vorgänger des heutigen Vereins, wurde 1925 gegründet. Zwei zur selben Zeit bestehende Vereine schlossen sich zusammen.

Zunächst gab es im Hadmersleber Verein nur Fußball. Später wurden auch viele andere Sportarten betrieben: unter anderem Radsport, Turnen, Schach, Pferdesport, Schwimmen. Heute bietet der TSV neben dem Fußball auch Tischtennis, Volleyball, Leichtathletik, Gymnastik und Kindersport an. Im Laufe der Zeit veränderte sich der Vereinsname mehrfach. So hieß der Verein einst Meteor, dann Traktor und Wissenschaft. 1990 besann man sich auf den alten Namen TSV und fügte das Gründungsjahr 1925 hinzu.

Zur Fußballgeschichte ist zu erwähnen das in den 30er Jahren ein regelmäßiger Spielbetrieb vorlag. Eine Statistik aus den Jahren 30 bis 33 belegt dies. Nach dem 2. Weltkrieg begann man in Hadmersleben 1946 wieder mit der Teilnahme an Pflichtspielen. Auch hier gibt es eine genaue Statistik von 1946 bis 49. In dieser Zeit spielte Hadmersleben zwei Jahre lang in der Landesliga Sachsen-Anhalts. Aus dieser Zeit stammt die höchste Niederlage, die eine Hadmersleber Herrenmannschaft je erlebte. Man verlor in Thale mit 1:17, stieg dann auch ab und spielte auf Kreisebene weiter. In den Landesliga­zeiten gab es Zuschauerzahlen von über 1000. Ein Spiel gegen die Oschersleber sahen in Hadmersleben 1420 Zuschauer.

Im Jahr 1956 wurde Wissenschaft Hadmersleben erstmals Kreismeister des Kreises Wanzleben. In den Aufstiegsspielen (zu dieser Zeit üblich) gegen andere Kreismeister scheiterte man aber. Seit 1956 gibt es eine lückenlose Statistik über alle Punktspiel, Pokalspiele und Aufstiegsspiele mit genauen Aufstellungen und Torschützen der ersten Herrenmannschaft bis zum heutigen Tag.

In der Folge gab es oft ein Auf und Ab. Zeiten auf Kreisebene folgten Zeiten auf Bezirks- oder Landesebene. So gab es 1962 ein Kuriosum. Hadmersleben und Motor Seehausen waren am Ende der Serie punktgleich. Hadmersleben hatte das bessere Torverhältnis, doch der Kreisfußballverband ignorierte dies und setzte ein Entscheidungsspiel an. Dieses endete in Klein Wanzleben 1:1. Es wurde ein weiteres Spiel in Wanzleben angesetzt. Dieses gewann Seehausen mit 1:0, doch die Hadmersleber hatten vor den Spielen bereits einen Protest eingelegt und das Sportgericht des Bezirkes Magdeburg gab den Hadmerslebern Recht, dass bei Punktgleichheit das Torverhältnis entscheidet, und so stieg man in die Bezirksklasse auf.

Das Gastspiel auf Bezirksebene ging bis 1966. Es dauerte bis zum Jahr 1974, ehe der TSV wieder aufstieg. Doch diesmal hielt man sich nur zwei Jahre. Es folgte eine lange Zeit auf Kreisebene. Zwar wurde das Team 1983 und 1984 Kreismeister, doch in den Aufstiegsspielen scheiterte es.

1987 gelang dann aber der Aufstieg mit starken Spielen in der Aufstiegsrunde. Diesmal dauerte der Aufenthalt im Bezirk beziehungsweise Land zehn Jahre. Auch in den 2000er Jahren fuhr der TSV noch zweimal den Kreismeistertitel ein. Und damit der Aufstieg. 2010 war man dann erster Kreismeister der neu geschaffenen Bördeliga. 2017 erfolgte dann der Abstieg und seitdem spielt der TSV in der Bördeoberliga.

Die vielen Erfolge in der Vereinsgeschichte sind verbunden mit einen langjährigen guten Nachwuchsarbeit. Zu Hochzeiten gab es in Hadmersleben in einer Saison sieben Nachwuchs­teams und auch heute laufen sechs Nachwuchsmannschaften in den Kreisklassen auf.

Oftmals spielten auch Nachwuchs­teams höherklassig. Ende der 60er Jahre war die Juniorenmannschaft jahrelang auf Bezirksebene aktiv und 1971 gelang sogar der ganz große Wurf mit dem Aufstieg in die Juniorenliga. Zwölf Teams spielten in der zweithöchsten Spielklasse der DDR in diesem Bereich. Gegner waren damals unter anderem Lok Stendal, der 1. FC Magdeburg II und 1. FCM Jugend. Viele der Spieler dieser Mannschaft stellten dann jahrelang das Gerüst der ersten Mannschaft oder spielten auch bei höherklassigen Vereinen. Trainiert wurde die Mannschaft von Hubert Herboldt, mit 90 Jahren noch heute Mitglied beim TSV.

In den folgenden Jahren gelangen noch mehrfach Aufstiege in die Bezirsliga Magdeburg beziehungsweise Landesliga Sachsen-Anhalt. Hier gab es dann aber jeweils mehrere Staffeln. Aus dem Hadmersleber Nachwuchs ging mit Torwart Uwe Bardick auch ein Spieler hervor, der es bis zum 1. FCM brachte und dort auch zwei Oberligaspiele absolviert.

Ein weiteres Kapitel ist der Frauenfußball. 1994 gründete sich ein Frauenteam. Eigentlich aus einer Schnapsidee einer Geburtstagsfeier geboren, wurde ein erfolgreiches Jahrzehnt des Frauenfußballs geschrieben. Es ging bis in die Verbandsliga Sachsen-Anhalts und zu Spitzenzeiten gab es sogar eine reine Mädchenmannschaft. Heute sind viele der ehemaligen Spielerinnen Mütter und die Söhne spielen in den Nachwuchsmannschaften des TSV.

An dieser Stelle geht der Dank des Vereins an alle Sportfreunde, die zu diesem Gesamtwerk in irgendeiner Form und zu irgendeiner Zeit beigetragen haben. Die ewige Tabelle der eingesetzten Spieler der 1. Mannschaft umfasst seit 1956 derzeit 285 Namen. Die meisten Spiel bestritten: Roland Manegold (687), H.-Ulrich Göllner (522), Stefan Behrens (522), Ronny Manegold (505), Jens Gammisch (450). Die meisten Tore erzielten: Ronny Manegold (265), Roland Manegold (242), Ewald Kämerow (210), David Hinz (179), H-Ulrich Göllner (154).