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Fußball Pokal pur auf der „Flora“

Man weiß nie wie es kommt, doch manchmal kommt es besser als man denkt. Knapp 900 Zuschauer kamen am Ostermontag auf die Flora.

Von Thomas Koepke 30.03.2016, 05:00

Salzwedel l Diese Binsenweisheit trifft auch für das Landespokalspiel des SV Eintracht Salzwedel 09 gegen den Oberligisten FSV Barleben zu. Vielleicht nicht sportlich, denn das Match ging 0:3 für die Eintracht verloren, doch in allen anderen Belangen waren die Salzwedeler die klaren Sieger. Hendrik Stiller, selbst einmal Vorsitzender des Gesamtvereins des SV Eintracht und mittlerweile Chef des Fördervereins, war als Sicherheitskraft an der kleinen Seitentür neben den Containern eingeteilt. Nach einem kurzen Rundumblick eine halbe Stunde vor Spielbeginn wagte er eine Prognose. „Naja, wenn ich mich hier so umschaue, würde ich mich über 300 Zuschauer freuen“, so Stiller. Wenn es mehr werden würden, hätte er natürlich auch nichts dagegen und würde sich natürlich darüber noch mehr freuen.

„Würde mich über 300 Zuschauer freuen“

Seine Prognose ging übrigens völlig in die Hose, denn es kamen knapp 900 Zuschauer an diesem Ostermontag auf die „Flora“. Selbst um 14 Uhr, zum offiziellen Spielbeginn, war an der Kasse noch eine hundert Meter lange Schlange zu sehen. Und die Maßnahme, noch eine weitere Kasse zu öffnen - übrigens im Wirkungsbereich Stillers - passte ins gute Vorbereitungskonzept der Eintracht an diesem Tag. Sicher konnte niemand wirklich mit dieser Resonanz rechnen, doch es war eben alles gut vorbereitet. Naja, vielleicht nicht alles, aber fast alles. So reichten die Bratwurstbestände im Gäste-Fanbereich nur bis zur Halbzeitpause. Ein weiterer Beleg dafür, dass mit diesem großen Zuschauerandrang - auch seitens der Gäste - nicht unbedingt gerechnet wurde.

Nach kurzer Absprache mit den Offiziellen, den Mannschaften und auch den Schiedsrichtern verkündete Stadion-sprecher Marc Wiedemann die um zehn Minuten verpätete Anstoßzeit, damit auch wirklich alle Zuschauer die vollen 90 Minuten verfolgen können.

„War ein guter Test für das Halbfinale gegen FCM“

Auch Sektionsleiter Holger Neumann war vor dem Match sichtlich gut gelaunt. Er, einer der Köpfe des Organisationsteams, hatte vollstes Vertrauen, das alles klappt - und zurecht. Auf die Frage, ob die Sicherheitsmaßnahmen, die Auflagen des FSA - immerhin wurde die Begegnung als Risikospiel eingestuft - und die Planungen übertrieben seien, scherzte er süffisant. „Naja, ich würde mal sagen, dass war ein guter Test für das Halbfinale gegen den FCM“. Natürlich konnte er sich dabei ein kleines Lächeln nicht verkneifen.

Und ganz so falsch lag er gar nicht, denn hätte der SVE das Spiel gewonnen, dann wäre es wirklich der FCM gewesen. Denn bei der Auslosung am Abend live im mdr-Fernsehen wurde der Drittligist eben genau dem FSV Barleben zugelost.

Aber von einem „Hätte und Wäre“ träumte in der Nacht wohl auch Mario Schulz. Der Eintracht-Mittelfeldmann setzte nämlich in Minute 77 beim Stand von 0:1 für den Oberligisten einen Freistoß mit seinem starken Linken an den Pfosten.

„Haben vielleicht ein kleines Offensivproblem“

Da ging nicht nur ein Raunen durch die Massen, sondern den in dieser Phase durchaus lethargischen Barlebern klappte ebenfalls die Kinnlade herunter. Spätestens jetzt wusste auch der Oberligist, dass er in Salzwedel durchaus auch verlieren kann. Kurz zuvor hätte auch schon Marcel Peters aus sehr spitzem Winkel das 1:1 erzielen können.

Doch sportlich zufrieden war trotz des 0:3 Trainer Burghardt Schulze. „Wir können froh sein, dass wir so weit gekommen sind. Ein großes Kompliment geht dabei auch an die Zuschauer“, so der SVE-Coach. Klar wäre auch er gern ins Halbfinale eingezogen, doch irgendwie wirkte das Ausscheiden auch befreiend. „Naja, jetzt können wir uns endlich wieder nur auf die Liga konzentrieren, da haben wir ja auch noch unsere Ziele“. Und mit „Ziele“ meint Schulze eigentlich auch nur eins - den Aufstieg. Denn um den kämpft die Eintracht derzeit noch, hat allerdings schon etwas aufzuholen.

Konfetti und Fähnchen, statt Pyro und Böller

Und gleich nach der Pokalpartie hatte für Schulze die Analayse begonnen. „Wir haben scheinbar ein kleines Offensivproblem. Was wir hinten leisten können, hat man heute gesehen, aber vorn hapert es ein wenig“, so seine Einschätzung. Dennoch wollte er seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, war stolz auf das Geleistete in den 90 Pokalminuten und im gesamten Wettbewerb.

Stolz auf das Geleistete können auch die Salzwedeler Fans sein. Das Motto schien diesmal „Konfetti und Fähnchen, statt Böller und Pyro“ zu sein. Mit einigen Choreographien zu Beginn und während des Spiels, mit zahlreichen Gesängen wie „In Europa, kennt euch keine Sau“, die zeigen sollten, wo die SVE-Fanszene den Oberligisten Barleben sportlich einordnet, und mit durchaus kritischen Bannern hinsichtlich des FSA zeigten sie sich ebenfalls gut vorbereitet und trugen mit dazu bei, dass das Viertelfinale eben zu einem echten Event werden konnte.

Und ganz unbeeindruckt zeigten sich die Barleber ja auch nicht. Immerhin spielen die ja auch nicht jeden Tag vor 900 Zuschauern und hatten zudem noch den Druck des „Weiterkommenmüssens“ auszuhalten. Das bestätigte Coach Mario Middendorf deutlich. „Wir wollten einfach nur weiterkommen, scheißegal wie“.