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Basketball Stephan: SSJ ist wie eine Familie

Der 56-jährige Uwe Stephan ist in multifunktionaler Tätigkeit beim Basketballverein SSJ Gardelegen engagiert.

Von Fabian Schönrock 07.05.2020, 03:00

Gardelegen l Wie der leidenschaftliche Basketball-Trainer den Verein am Leben hält, schildert der Lehrer aus Letzlingen im Gespräch mit der Volksstimme.

Obwohl Uwe Stephan nur auf ehrenamtlicher Basis für die SSJ‘93 im Einsatz ist, gibt es nichts, was Stephan nicht mit anpackt. Seit knapp 30 Jahren Jahren füllt der Lehrer für Astronomie, Mathematik und Physik der Ganztags-Sekundarschule in Klötze, die Rolle des Trainers, Betreuers und Administrators des Vereins aus. Sein Engagement scheint schier grenzenlos zu sein.

Die Leidenschaft, sich beim Basketball zur SSJ zu bekennen, konnte bei einem Turnier entfacht werden, in welchem der einstige Basketballer mit dem TH Magdeburg auflief. Schon früh in seiner sportlichen Laufbahn, steckte das Trainer-Gen in Stephan, der im Teenager-Alter bereits eine Bezirksauswahl betreuen durfte. Unter der Regie des ehemaligen DDR-Nationaltrainers Horst Neuhof, lernten die Spieler laut Stephan, was Zielstrebigkeit und Leistungswille bedeutet.

An diesen Werten orientierte sich der gebürtige Magdeburger, der bis 1985 selbst aktiv als Spieler auf dem Parkett stand. Satte viermal gewann er mit dem TH Magdeburg die DDR-Studentenmeisterschaft (und wurde einmal Zweiter). Es war die erfolgreichste Zeit des Hochschulsportvereins, denn auch in der Oberliga und in den Nachwuchsligen mischten die THM-Teams immer vorn mit.

Nicht minder erfolgreich verlief die Laufbahn als Trainer. So konnte sich der gebürtige Magdeburger mit dem Aufstieg in die Landesliga und der Bezirksligameisterschaft 2009 mit der SSJ Gardelegen schmücken. Den Verein seines Herzens SSJ‘93 Gardelegen verließ Stephan im Jahr 1996. Für drei Jahre zog es ihn Richtung Beetzendorf. Stephan blieb nur bis Anfang 2000 beim MTV auf der Trainerbank und kehrte zu seiner alten Liebe nach Gardelegen zurück.

Als Basketballspieler bestritt Stephan sein letztes Spiel im Alter von 40 Jahren. Vor damals mehr als 400 Zuschauern, spielte er gegen seinen ehemaligen Schüler Christian Mehlicke. Eine Konstellation, die nicht alltäglich ist, überstand der Lehrer: „Das war gar nicht so einfach. In der Woche nach dem Spiel, haben wir viel darüber geredet und uns gegenseitig auf die Schippe genommen. Danach hatte sich das Thema aber schnell wieder gefangen“, so Stephan.

Obwohl sich der Basketballsport stetig wandelte, hielt Stephan den Veränderungen stand und entwickelte sich nach der Spielerlaufbahn als Trainer weiter. „Der Sport ist nicht mehr vergleichbar mit meiner Spielerzeit. Da war vieles etwas langsamer und nicht so verbissen. Aber so geht es im Basketball schon lange nicht mehr zu. Damals hat man viele Berührungen einfach weggepfiffen. Gegenwärtig ist es mittlerweile so, dass nur Handball härter ist, als Basketball. Es geht schon ordentlich zur Sache.“

Um sich als Trainer fortzubilden, nutzt Stephan die Gelegenheit beim jährlich stattfindenden News-Realese-Camp der Baskets Wolmirstedt vorbeizuschauen. Dort trainierten US-amerikanische Uni-Spieler im Sommercamp Kinder und Jugendliche.

Eine imposante Begegnung gab es zudem bei einem zufälligen Zusammentreffen mit dem ehemaligen Trainer von Alba Berlin Svetislav Pesic. Den fünffachen BBL-Meistercoach und einstigen Verantwortlichen von Alba Berlin, der mittlerweile die Basketball-Herren des FC Barcelona trainiert, traf Stephan bei einer Coach-Clinic im Jahr 2000 in Braunschweig beim Pausenkaffee.

„Er war überhaupt nicht abgehoben, hat sich sehr interessiert gezeigt und wollte wissen, wie der Basketball bei den kleineren Vereinen funktioniert. Wir haben uns eine halbe Stunde uns unterhalten. Das war großartig. Hätte ich damals ein Handy mit Kamerafunktion gehabt, hätte ich gern ein Selfie mit ihm gemacht.“

Die aktuelle Situation als Trainer für die Nachwuchsmannschaften der SSJ Gardelegen, ist keine einfache. „Wir haben Engpässe im Nachwuchsbereich. Die U20 wollten wir schon vom Spielbetrieb abmelden. Doch plötzlich standen neue Leute vor der Tür, die einfach Basketball spielen wollen. Wie konnte ich uns da abmelden? Wir haben die Situation besprochen, wissen aber, dass wir keine sportlichen Ansprüche stellen sollten“, so Stephan.

Der ehemalige Erfolgscoach hat sich mit der aktuell angespannten Lage im Nachwuchsbereich abgefunden: „Die hohe Fluktuation von Spielern aus dem Verein zur Konkurrenz, wird auf weite Sicht dazu führen, dass wir nur noch Nachwuchsmannschaften stellen können. Deswegen stehen bei uns zunächst der Spaß und das Miteinander im Vordergrund. Über die letzten Jahre hat uns der Zusammenhalt im Verein enger zusammengeführt.“

Trotz der sportlichen Flaute bei der SSJ, denkt das Basketball-Urgestein nicht an einen Abbruch seiner Tätigkeit: „Die SSJ ist eine Familie für mich geworden. Es geht nicht ohne sie. Ich hatte während meiner Schaffenszeit zweimal überlegt, ob ich zu einem anderen Verein gehe, aber es geht nicht ohne die SSJ“, blickt Stephan gern in die sportliche Vergangenheit zurück und resümiert, welch großartiges Leistungspotenzial bei den Gardelegern in den Nachwuchsmannschaften abgerufen und geformt wurde.

„Wir sind das Tor zum Basketball in der Altmark, kann man sagen. Von hier aus, wurden gute Spieler für andere Vereine geschliffen. Bei uns hat schon ein Christian Mehlicke (Kalbe), Thomas von Glahn (Kalbe), Karsten Mogk (Stendal) und Reinhard Geratz (Salzwedel) und ganz viele andere sehr talentierte Basketballverrückte gespielt. Rene Grosse (2001) und aktuell Benjamin Wich (aus Letzlingen - ging über den VfL Kalbe) sind sogar im Profibereich gelandet.

Stephan, der sich bis auf die Finanzen um nahezu alle anstehenden Angelegenheiten bei den Gardelegern kümmert, möchte den 1993 gegründeten und derzeit angeschlagenen Basketballverein noch gern fünf bis sechs Jahre am Leben halten. Für das 30-jährige Vereinsjubiläum in drei Jahren, ist das Ziel bereits definiert:

„Wir wollen die ehemaligen Akteure zum Geburtstagsfest des Vereins einladen und gegen die aktuelle Generation spielen lassen. Das ist unser aller Wunsch“, so Stephan.

Für den Basketball in der Altmark, braucht es einen starken Verein in Gardelegen, der nicht abtaucht. Ohne die SSJ, würde eine gehörige Portion Basketballtradition in der Altmark West verloren gehen. Dem Verein ist nur das Beste zu wünschen, um wieder auf die Beine zu kommen.