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Fußball Aufstieg: Lok Salzwedel in der Bezirksliga

Der ESV Lok Salzwedel zeichnet sich heute vor allem durch seine wiederbelebte Jugendarbeit aus.

Von Marco Heide 29.04.2020, 08:00

Salzwedel l Im Herrenbereich ist der Club mit einem Team in der 3. Altmark-West-Liga ganz klar die Nummer zwei in der Stadt. Das war einmal ganz anders.

1300 Zuschauer feierten am 14. Juni 1969 im Salzwedeler Werner-Seelenbinder-Stadion den Aufstieg in die damals drittklassige Bezirksliga. Mit einem 4:2 gegen den TuS Fortschritt Magdeburg machten die Salzwedeler vorzeitig den Klassenwechsel klar und belegten am Ende sogar ungeschlagen den ersten Platz in der Aufstiegsrunde.

Zu der erfolgreichen Truppe, die von Bruno Oeppert trainiert wurde, gehörte Torwart Gerd Zimmermann. Er begann im Alter von 17 Jahren bei der SG Zethlingen/Badel mit dem Vereinsfußball. Eine Jugendmannschaft gab es dort nicht. „Wir haben uns zum Bolzen abends auf dem Sportplatz oder auf der Straße getroffen“, erinnert sich Zimmermann.

Mit Zethlingen/Badel spielte er die ersten Jahre in der Kreisklasse. Nach Ziemmermanns Armeezeit zerfiel dieses Team jedoch und er schloss sich Kakerbeck an. Dort gelang prompt der Aufstieg in die Bezirksklasse, in der auch Lok Salzwedel unterwegs war. Da Kakerbeck nach einer Saison gleich wieder abstieg und Gerd Zimmermann privat und beruflich in Salzwedel gelandet war, kam der Kontakt zu Lok zustande und er wurde zu einem Probetraining eingeladen.

„Bruno Oeppert prüfte mich auf Herz und Nieren“, sagt Zimmermann. Er wurde genommen und ging zunächst für ein halbes Jahr als Ersatz-Torwart in die Aufstiegssaison 1968/69. Doch nach etwa einem halben Jahr fiel Torwart Horst Theuer kurz vor der Abfahrt zu einem Auswärtsspiel gegen Osterburg aus. „Das war meine Chance“, erinnert sich Gerd Zimmermann, der sich mit einer guten Leistung den Platz im Salzwedeler Kasten sicherte.

Im Frühjahr 1969 sah es zunächst nicht danach aus, dass die BSG Lokomotive den Aufstieg packen würde, der im Vorjahr bereits aufgrund eines schlechteren Torverhältnisses in der Aufstiegsrunde vergeben worden war. Traktor Klötze strebte als Absteiger aus der Bezirksliga den sofortigen Wiederaufstieg an und beendete die Hinserie ohne einen Verlustpunkt. Doch mit einem Einbruch zur Rückrunde, die den Klötzern sieben Verlustpunkte einbrachte, schlug die Stunde der Salzwedeler. Am Ende hatten Lok Salzwedel und Traktor Klötze beide 53:7 Punkte auf dem Konto. Doch das Torverhältnis von 121:24 (Klötze 105:26) sprach für die Eisenbahner. Erneut ging es für Lok in die Aufstiegsrunde. Dieses Mal blieb die Mannschaft von Bruno Oeppert ohne Niederlage und zog als Tabellenerster in die Bezirksliga ein.

In die neue Liga starteten die Altmärker dann optimal. Nach dem Sieg bei Stahl Blankenburg (1:0), dem Remis bei Vorwärts Halberstadt (1:1) sowie den Heimsiegen gegen Lok Güsten (2:1) und Chemie Schönebeck (2:1) stand das Team zwischenzeitlich auf Platz drei und weckte bei einigen Träume vom Durchmarsch in die DDR-Liga, die damals zweithöchste Spielklasse in der DDR. Mit der Zeit mussten die Salzwedeler auch Punktverluste hinnehmen und pegelten sich im Mittelfeld der Tabelle ein.

Willkommen fühlten sich die Salzwedeler in der Bezirksliga nicht immer, da sie für ihre Gegner im letzten Winkel des Bezirks Magdeburg lagen. „Wir hatten immer das Gefühl, dass die keine Lust hatten, hier hoch zu fahren“, sagt Gerd Zimmermann. Manche Clubs versuchten sogar bei der Auswahl des Spielfeldes den Eisenbahnern ein Bein zu stellen. „Wir hatten in Salzwedel nur Rasenplätze. Auswärts mussten wir mehrmals auf Schlacke spielen, obwohl Rasen verfügbar war. Die Gegner dachten, dass wir mit einem Hartplatz nicht klarkommen. Da hatten sie sich aber getäuscht“, erklärt Zimmermann.

Der erfolgreiche Fußball der BSG Lokomotive lockte Talente aus anderen Vereinen an. Im Aufstiegsjahr kamen Klaus-Dieter Grün (Motor Salzwedel), Friedhelm Krüger (Traktor Mahlsdorf) und Volker Münnich (Traktor Kuhfelde). Nach dem Abstieg aus der Bezirksliga 1978 verlor der Verein fast zwei komplette Männerteams. Manche wechselten den Verein, einige beendeten ihre Laufbahn. Die verbliebenen Spieler konnten in der Saison 1978/79 die Bezirksklasse nicht halten und wurden bis in die Kreisklasse durchgereicht.

Für den Erfolg sorgten damals aber nicht nur die Spieler. Neben Trainerfuchs Bruno Oeppert hatten Erich Hammer, selbst ein sehr guter Kicker, als langjähriger Vereinsvorsitzender, Willi Ritzrau als Sektionsvorsitzender, Werner Lüdke als Technischer Leiter und Carl Merkel, als Betreuer und viele weitere ihren Anteil. Dazu kamen Fans, die Lok im Werner-Seelenbinder-Stadion in Scharen unterstützten. In der ersten Bezirksliga-Saison lag der Schnitt sogar bei 1000 Zuschauern. Gegen Chemie Schönebeck waren es damals sogar 1500 Besucher.

Während Gerd Zimmermann vor 50 Jahren das Tor als Spieler vor großem Publikum hütete, ist der 75-Jährige heute noch immer regelmäßiger Gast auf den Fußballplätzen. Neben den Spielen des SV Eintracht Salzwedel besucht er die Partien des Vereins, bei dem sein Weg in die Bezirksliga begann - Germania Zethlingen.