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Fußball Die Fußstapfen sind groß

Er ist vielleicht nicht unbedingt der Vater des Erfolgs, aber ein ganz wichtiger Baustein.

Von Florian Schulz 12.02.2018, 04:00

Gardelegen l An der munteren Aufstiegsserie der Volleyballer des SSV 80 Gardelegen bis in die Dritte Liga war Lucien Braune maßgeblich beteiligt. Während der 33-Jährige vor knapp vier Jahren noch als Spieler zum SSV wechselte, hat der B-Lizenz-Inhaber mittlerweile das Traineramt bei der ersten Männermannschaft übernommen. Als mit Gerhard Müller nach Beendigung der Saison 2016/2017, die mit dem Regionalliga-Staffelsieg endete, eine wahre Gardelegener Legende als Trainer abdankte, übernahm Lucien Braune dessen Amt an der Seitenlinie und trat damit in große Fußstapfen. Braune, gebürtiger Osterburger und mittlerweile gut ein Jahr lang in Gardelegen wohnhaft, war zuvor Spieler in der ersten Herrenvertretung und kennt die einzelnen Akteure natürlich aus dem Effeff.

Übrigens coacht der Altmärker offiziell auch die zweite Gardelegener Männertruppe (Altmark Volleys), für die er auch noch regelmäßig selbst in der Landesliga auf der Platte steht.

Braunes Familie ist, was das Sportinteresse angeht, zweigeteilt. Der eine Teil hat sich dem Handball verschrieben, der andere wiederum dem Volleyball. Auch Lucien selbst probierte beides aus. So begann er zunächst mit sechs Jahren beim SV Eintracht Osterburg seine Laufbahn als Handballer. Wirklichen Gefallen fand der Altmärker aber erst mit 15 Jahren am Volleyball, wo er ebenfalls für den SV Eintracht Osterburg auf Punktejagd ging.

„Mir macht das einfach Spaß und ich bin mit Leib und Seele dabei“, verrät der Sportenthusiast. Bereits zuvor hatte er in der Schul-Arbeitsgemeinschaft bei Bettina Resener viel gelernt. Hugo Haverland holte Lucien Braune dann in den Osterburger Verein.

Für diesen war er aber nicht lange aktiv, durch seine Lehre zog es Braune nach Hannover. Dort setzte er seine Karriere beim TuS Wettbergen fort. Von dort aus ging es für den heute 33-Jährigen wieder zurück in die Altmark, wo er sich dem Post SV Stendal anschloss. Mit diesem wurde er unter anderem Oberliga-Meister.

Bei den Postlern ließ der sportliche Ehrgeiz mit der Zeit dann aber doch nach. „Viele Spieler wollten einfach nicht höherklassig spielen“, verrät Braune. Obwohl die Stendaler mehrfach Landesliga-Meister wurden, verzichteten sie immer wieder auf einen Aufstieg. Lucien Braune strebte allerdings nach Höherem und wechselte 2014 zum SSV 80 Gardelegen. Dieser war zu diesem Zeitpunkt noch Bestandteil der Landesoberliga. Von dort aus schafften die Rolandstädter den Sprung bis in die Dritte Liga Nord.

 „Ich denke, dort ist mittlerweile mit Blick auf unser Trainingspensum der Zenit erreicht“, urteilt der Trainer. Viele Akteure arbeiten oder studieren auswärts, so dass nur einmal pro Woche geprobt werden kann. Andere Teams in der Drittklassigkeit trainieren hingegen drei- bis viermal wöchentlich. Der Unterschied ist auf der Platte dann doch oft zu erkennen.

„Wenn wir häufiger trainieren könnten, würden wir sicherlich auch deutlich weiter oben mitspielen können“, vermutet Braune. Der sieht in seiner unterm Strich recht jungen Mannschaft ein „großes Entwicklungspotenzial“. Von daher ist für ihn der Sprung in die Dritte Liga kein Wunder. Mit einem klaren „Ja“ beantwortet er die Frage, ob er damit von Beginn an gerechnet hätte. Vor allem dank der hervorragenden Arbeit von Teammanager André Rummel sieht er die Sparte „finanziell gut aufgestellt“.

Dazu kommt die Begeisterung der Zuschauer in den Heimspielen in der Willi-Friedrichs-Halle. „In Stendal waren damals auch ab und an mal 200 bis 300 Leute bei unseren Spielen, doch in Gardelegen ist das ja kontinuierlich so. Das ist ein absolutes Highlight und spornt die Spieler an“, verrät Lucien Braune.

Als Aktiver war Braune meist auf der Außenangreifer- beziehungsweise auf der Diagonalangreifer-Position beheimatet.

„Genau genommen habe ich aber alle Positionen schon durch“, so der 33-Jährige. Für die „Altmark Volleys“ – unter diesem Namen läuft die zweite Vertretung des SSV 80 Gardelegen in der Landesliga auf – geht der Altmärker noch immer selbst auf Punktejagd. Die Mannschaft setzt sich zusammen aus Spielern aus Gardelegen, Stendal und Genthin. „Daher war Stendal der ideale Trainings- und Spielort für uns“, verrät Lucien. Das Team, offiziell von Braune gecoacht, führt aktuell das Tableau an und kann sich theoretisch schon mit der Landesoberliga beschäftigen.

 Oder etwa doch nicht? „Wir haben uns noch nicht entschieden, ob wir im Fall der Fälle auch aufsteigen wollen. Unser Fokus liegt vor allem darauf, Jugendspieler mit einzubeziehen und zu fördern. Ich denke, ein oder zwei Leute sind dabei, die später durchaus mal den Sprung in die Erste schaffen könnten“, so Lucien Braune. Dennoch bleibt der Staffelsieg natürlich das Ziel der SSV-Reserve, die hauptsächlich aus routinierten Akteuren besteht.

Seit Beginn dieser Saison arbeitet der Altmärker auch als Trainer der Gardelegener Drittliga-Vertretung. „Das war meine Entscheidung. Wenn man Spielertrainer ist, leidet darunter meiner Meinung nach entweder das eigene Training oder das der Mannschaft. Von daher habe ich mich für eine Funktion entschieden“, verrät der 33-Jährige. Der verfügt seit dem vergangenen Jahr über die B-Lizenz, sammelte zuvor schon Trainererfahrungen beim TuS Lückstedt, beim Post SV Stendal und auch beim Tangermünder LV.

„Ich verfüge, denke ich, über einen guten Erfahrungsschatz und weiß technisch und taktisch viele Dinge. Zudem vermittele ich gern mein Wissen und freue mich, wenn ich eine gute Entwicklung meiner Spieler erkenne“, beschreibt sich Braune selbst. Das Traineramt in Gardelegen ist für den gebürtigen Osterburger – daraus macht er keinen Hehl – die bislang größte Herausforderung. Schon länger war er zuvor offiziell Co-Trainer und leitete mehrere Trainingseinheiten in der Rolandstadt. Zumeist bleibt Lucien sachlich und ruhig, versucht seine Mannschaft immer wieder zu motivieren.

„Platz zwei bis fünf“ – so lautet Lucien Braunes Saisonzielstellung im Programmheft des SSV 80 Gardelegen. „Sportlich hätten wir das schaffen können, doch es gibt Gründe, warum wir deutlich weiter unten stehen“, konkretisiert der 33-Jährige. Die Liga verfügt seiner Ansicht nach zwar über ein gutes Niveau, die einzelnen Teams liegen aber dicht beisammen. „Bis auf die Kieler, die konstant vorneweg marschieren, lassen alle Mannschaften immer mal wieder Punkte liegen“, weiß Braune. Beim SSV lautet das Ziel in den restlichen vier Begegnungen ganz klar Klassenerhalt. Schließlich liegt man aktuell nur drei Zähler vor dem ersten offiziellen Abstiegsrang. An sich traut der Coach seinen Schützlingen, mit denen er lange selbst zusammenspielte, sogar mehr zu. „Die Jungs können aber nicht zwei- bis dreimal unter der Woche aus der Ferne nach Gardelegen kommen, um zu trainieren“, weiß der Altmärker.

Der lobt neben dem Zusammenhalt vor allem die tolle Jugendarbeit, die einst von Gerhard Müller geleistet wurde. „Die Jungs spielen schon lange zusammen, kennen sich und sind dementsprechend eingespielt“, weiß Lucien Braune. Der musste in dieser Saison, genauer gesagt beim 0:3 in Pinneberg, notgedrungen auch selbst noch einmal in der Erstvertretung die Töppen schnüren. „Man muss klar sagen, dass ich durch das fehlende Training nicht mehr auf dem Niveau der Jungs bin.

Doch wir hatten Spielermangel und daher ging es nicht anders“, so der 33-Jährige, der ergänzt: „Ich denke, meine Leistung war okay, wobei man bei einer 0:3-Niederlage natürlich nicht zufrieden sein kann.“ Der gebürtige Osterburger bestach früher durch seine ruhige und abgebrühte Art und leistete sich nur sehr wenige Fehler. Daher hielt sich auch die Nervosität vor und während seinem Drittliga-Debüt („Ich habe in meiner Karriere schon viele sehr wichtige Ligaspiele erlebt“) in Grenzen.

„Es würde mich sehr freuen, wenn wir die Jugendarbeit in Gardelegen richtig voranbringen könnten“, verrät Lucien Braune, wenn er den Blick in die Zukunft richtet. Erst vor einem Jahr wurde beim SSV wieder Nachwuchs geholt. „Wir verfügen mittlerweile über verschiedene Altersgruppen, zwischen elf und 20 Jahren ist eigentlich alles dabei“, so der 33-Jährige, der sich für die Nachwuchsarbeit besonders stark machte. „Wir müssen damit noch einmal richtig beginnen, ansonsten bekommen wir auf lange Sicht Probleme“, weiß Braune. Der hofft, dass sich die Gardelegener Herren zumindest in der Dritten Liga halten. Dazu würde den Altmärker der Staffelsieg der SSV-Zweitvertretung in der Landesliga mit Stolz erfüllen.

Der gebürtige Osterburger könnte sich vorstellen, auch noch in zehn Jahren selbst auf Kreisebene für den SSV 80 Gardelegen zu spielen und weiterhin als Trainer der ersten Männermannschaft an der Seitenlinie zu stehen. Vielleicht wird aus Lucien Braune dann auch eine ähnliche Trainerlegende wie sein Vorgänger Gerhard Müller.