Fußball Von null relativ schnell auf hundert
Josefine Schulze ist im Fußball und Handball sehr aktiv.
Klötze/Schwiesau l Wenn man Josefine Schulze vor und nach den Spielen sieht, möchte man ihr manchmal womöglich nur sagen: „Mädchen, warum wirkst du so schüchtern? Du kannst es doch!“ Dass sie es kann, hat die 23-jährige Klötzerin mehrfach bewiesen – aktuell auch als Fußball-Abwehrspielerin beim SV Schwalbe Schwiesau sowie als Handball-Torhüterin beim VfB 07 Klötze. Vor allem der Spaß fesselt Josefine Schulze an den beiden in Deutschland sehr populären Sportarten. Die ganz großen Erfolge sind da gar nicht unbedingt erwünscht. Die junge Lehrerin liebt es, am Wochenende gemeinsam mit Freundinnen die Plätze und Hallen der Region zu bereisen und dabei in Bewegung zu sein.
Vor allem durch viele männliche Freunde kam „Josi“ mit nur sechs Jahren zum Fußball. Beim TSV 1919 Kusey hörte sie zu Beginn auf die Kommandos von Trainer Telge. Vor allem ihre Zweikampfstärke gab wohl den Ausschlag dafür, weshalb Schulze in die Abwehr beordert wurde und dort auch regelmäßig zum Einsatz kam. „Fußball war schon immer mein Lieblingssport. Ich habe es auch immer gern geguckt und all meine Freunde waren ebenfalls dabei. Wir haben eigentlich nur aus Spaß gezockt“, verrät die heute 23-Jährige. Nach mehreren Jahren gemeinsam mit den Jungen entschloss sich Josefine dazu, eine Pause einzulegen.
Mit 15 Jahren kehrte sie zurück auf die Bühne, schloss sich den Frauen der SG Beetzendorf/Immekath vom Trainergespann Ralf Schwotzer/Klaus Jahn an. Mit dieser Spielgemeinschaft feierte die Westaltmärkerin zwar mehrere Meistertitel und Pokalsiege, doch ihre Einsatzzeiten hielten sich oft in Grenzen. „Die Mannschaft war so gut, weil sie viele sehr starke Spielerinnen hatte, die Partien allein entscheiden konnten“, denkt „Josi“ dabei vor allem sicherlich an die Angreiferinnen Sabine Vialon und Julia Hetfleisch. Natürlich freute sich auch Josefine Schulze über jeden Sieg und jeden Titel, doch gern hätte sie tatkräftiger mitgeholfen. „Auf dem Spielfeld geht es mir eigentlich immer um den Spaß und darum, das Beste zu geben. Auch die Stunden nach den Spielen genieße ich“, so die 23-Jährige mit einem Schmunzeln.
Nach Ablauf der vergangenen Spielzeit musste sich die SG Beetzendorf/Immekath aus personellen Gründen auflösen. „Das kam etwas plötzlich. Es waren meist zu wenige Leute da, so dass wir kein Training machen konnten. Dagegen erschienen bei den Partien immer genügend Spielerinnen. Dann macht es auch irgendwann keinen Spaß mehr“, berichtet „Josi“ ganz offen und ehrlich. Mit dem Gedanken eines Wechsels trug sich die Westaltmärkerin schon zuvor herum, doch eine echte Alternative gab es in der Nähe nicht.
Nach dem SG-Rückzug aus dem Spielbetrieb zog es Josefine Schulze dann aber zu den Frauen des SV Schwalbe Schwiesau. Diese befinden sich erst seit der Spielzeit 2016/2017 unter der Leitung von Coach Fernando Göring im Spielbetrieb. Mittlerweile spielen die „Schwalben-Ladys“ in der Regionalklasse I auf Kleinfeld um Punkte. „Ich bin mit dem Ziel dorthin gegangen, regelmäßig zu spielen“, verrät Schulze. Dieses Ziel sollte sie erreichen. In der Abwehr hat sich „Josi“ zu einer Stütze im Team entwickelt.
Auch vom Klima in der Mannschaft schwärmt die Klötzerin. „Es geht wirklich vordergründig um den Spaß und nicht um den Erfolg. Jedes Tor, selbst wenn wir mit 1:10 verlieren, wird gefeiert wie ein Siegtreffer“, berichtet die Defensivakteurin. Sie wurde in Schwiesau laut eigener Aussage „sehr gut aufgenommen“ und hat im Laufe der Zeit viele Freundinnen im Team („Wir verstehen uns auf und neben dem Feld untereinander sehr gut“) gefunden. Selbst wenn die Schwalben nur äußerst selten – aktuell haben sie in sieben Partien drei Zähler gesammelt und belegen den siebten und vorletzten Tabellenplatz – erfolgreich sind, so spricht „Josi“ von einer „ganz besonderen Stimmung“. Viele Spielerinnen befinden sich – weil sie vorher noch nie einen Ball am Fuß hatten – noch in der Lernphase. Von daher geht das Göring-Team die Partien derzeit auch noch recht gelassen an.
Mit Beginn der laufenden Spielzeit begann Josefine Schulze auch eine Handballlaufbahn. Da sich die etatmäßige Torhüterin Lena Schulz ein Jahr lang im Ausland befindet, suchten die Kreisliga-Frauen des VfB 07 Klötze um Trainer Heiko Paul eine neue Nummer eins zwischen den Pfosten. „Ich wurde angesprochen und habe gesagt: Na gut, ich probiere es mal aus. Ich wollte etwas machen und es hat auch ganz gut gepasst“, verrät die sympathische und ehrgeizige 23-Jährige. Was sie vorher vom Handball wusste? Eigentlich nichts. „Ich hatte nichts damit zu tun und habe es nie gesehen. Ich wusste also gar nicht, worauf ich mich einlasse“, so „Josi“. Dazu ist die des Torhüters auch noch eine Schlüsselposition in dieser Sportart.
Selbst beim Fußball hütete Schulze nie den Kasten. „Ich bin nur zufällig reingerutscht und habe bei null angefangen. Es konnte also nur nach oben gehen“, erklärt die Westaltmärkerin mit einem Augenzwinkern. Schon allein aufgrund der beiden Trainingseinheiten pro Woche hat sich Josefine aber gut entwickelt, kann ihre Abwehr mittlerweile schon selbstbewusst dirigieren und glänzte beim aktuellen Rangdritten bereits mit einigen sehenswerten Paraden. „Ich fühle mich mittlerweile sehr wohl und verbringe gern Zeit mit den Mädchen, obwohl ich vom Handball generell wenig Ahnung habe“, berichtet die 23-Jährige, die insgesamt auch wenig vom Leben in der VfB-Sparte mitbekommt.
„Ich denke, ein Titelgewinn wäre zumindest aktuell sowohl beim Fußball als auch beim Handball unrealistisch“, ist es der Klötzerin vor allem wichtig, weiterhin Spaß zu haben. „Mit Schwiesau wäre es gut, wenn wir uns insgesamt noch verbessern und mehr Tore erzielen könnten. Beim Handball möchte ich mich hingegen weiterhin verbessern und an das anknüpfen, was ich bislang gelernt habe“, blickt die 23-Jährige schon einmal vorsichtig in die Zukunft. Komme, was wolle: Der Fußball wird bei „Josi“ auch weiterhin an erster Stelle bleiben.
„Allerdings macht es mir mittlerweile fast genauso viel Spaß, selbst Handball zu spielen“, gibt die Westaltmärkerin zu. Das liegt womöglich auch daran, dass die junge Lehrerin von ihren VfB-Kolleginnen stets unterstützt und aufgebaut wird. „Es gibt ja keine wirkliche Alternative. Ich habe aber immer gute Tipps bekommen und die Mädels haben immer mehr an mich geglaubt als ich selbst. Sie standen immer hinter mir und haben nie gemeckert, selbst wenn es für mich nicht einfach war und ich mir auch mal Fehler erlaubt habe“, verrät Schulze. Auch das Miteinander in Klötze kann die Torhüterin also nur loben.
Eine weitere und damit dritte Sportart hält die 23-Jährige für ausgeschlossen. „Vor allem, weil ich momentan voll ausgelastet bin. Es gibt kaum einen Tag in der Woche, an dem ich nicht trainiere oder spiele“, so „Josi“. Wie lange sie überhaupt aktiv spielen möchte, darüber hat die Klötzerin „noch nicht nachgedacht“. Auch nicht darüber, ob sie anschließend dem Sport als Trainerin, Schiedsrichterin oder auch Managerin verbunden bleiben möchte. „Einige spielen ja wirklich lange aktiv mit. Mal sehen, wie fit ich mich im Alter fühle“, lässt sich die Westaltmärkerin überraschen. Wenn der Spaß dann nach wie vor vorhanden ist, wäre es nicht verwunderlich, wenn Josefine Schulze in Diensten des SV Schwalbe Schwiesau und des VfB 07 Klötze den Sportplätzen und Hallen der Region noch lange erhalten bleibt.