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Marathon Coronathon vor eigener Haustür

Am vergangenen Wochenende fand der virteuelle Elbdeichmarathonlauf des Jahres 2020 statt.

Von Thomas Koepke 21.04.2020, 08:00

Salzwedel l Aufgrund der anhaltenden Coronakrise mussten die Veranstalter den ursprünglichen Lauf schweren Herzens absagen, boten aber mit der virtuellen Variante eine tolle Alternative an.

Und nach ersten Informationen nutzten auch weit über 1100 Sportler/innen diese Möglichkeit und absolvierten ihre geplante Strecke vor der Haustür oder in frei gewählten Gebieten. Einige Läufer/innen waren sogar auf der Originalstrecke anzutreffen.

Dass das Joggen und Walken gegenwärtig als durchführbare Individualsportarten gefeiert werden, ist nur eine Seite der Medaille. So ist unter den Lauffreunden des SV Eintracht Salzwedel 09 die Enttäuschung schon sehr groß, wenn eine Volkslauf-Veranstaltung nach der anderen abgesagt wird.

Jörg Kleindienst berichtet, dass er sich zu seiner Grundlagenausdauer zusätzlich drei Monate mit einem Sondertraining auf den geplanten Elbdeich-Marathon ganz gezielt vorbereitet hat. Und da geht es nicht ausschließlich um den verpassten sportlichen Wettstreit.

Die Freude über geschaffte 42,195 Kilometer lässt sich gemeinsam mit Hunderten Gleichgesinnter viel besser teilen, und in einem großen Feld finden sich unterwegs immer Gesprächspartner oder Motivatoren.

„Darum war es auch nur eine rhetorische Frage. Natürlich sind wir auch beim sogenannten „Corona“-Elbdeichmarathon 2020 dabei“, stellt Judith Matzka klar. „Elbdeich-Marathon zu Hause ist auch eine Frage der Solidarität mit anderen Vereinen.“

Eine Absage der vorgemeldeten Starter kam für sie nicht in Frage. Vielmehr suchte sie erfolgreich im Verein nach weiteren Startern, so dass sich insgesamt sechs Vereinsmitglieder rund um Salzwedel Strecken entsprechender Längen suchten und allein und aus der Ferne teilnahmen.

Rayk Lemke war auf dem Radweg von und nach Brietz besonders schnell unterwegs. Für seinen Rundkurs von 10 Kilometern benötigte er nur 48:32 Minuten. Detlef Jandt und Kai Steinbach suchten sich ebenfalls eigene Strecken gleicher Länge. Handy-Fotos und Daten von der Sportuhr wurden kontaktlos digital nach Tangermünde übertragen, in umgekehrter Richtung gehen dann Urkunde und Medaille zum Teilnehmer zurück.

Während sich manch Starter mit dem Zehntel-Marathon begnügte, wollten Judith Matzka und Jörg Kleindienst es richtig wissen. Judith entschied sich für zwei große Runden, um nach 21,1 Kilometer glücklich wieder zu Hause anzukommen. Jörg lief tatsächlich seinen Marathon allein und gegen die Uhr. Dafür hatte er sich den Park des Friedens ausgesucht.

„17 Runden. Ab der Hälfte war es nur noch eine Frage des Willens“, ist auch Kleindienst glücklich, dass sich der Trainingsfleiß ausgezahlt hat. „Für mich wäre es unvorstellbar, wenn nach so vielen Wochen Quälerei und Entbehrung einfach nichts gewesen wäre.“

Im nächsten Jahr wollen die Sportfreunde aber wieder mit Blick auf die Elbe laufen und hoffen, dass sich mit ihrem Beitrag die finanziellen Sorgen, die sich aus der Absage einer solchen Großveranstaltung ergeben, ein wenig für die Tangermünder abgefedert werden konnten.

Allerdings waren auch viele Privatläufer am Wochenende unterwegs. So zum Beispiel auch Andrea Jung-Stöwesandt. Die 41-Jährige begann erst vor knapp zwei Jahren, sich ernsthafter mit dem Thema Laufen zu beschäftigen. Mittlerweile läuft sie Strecken bis zu 15 Kilometer durch und hatte sich in Tangermünde für die 10 Kilometer angemeldet. „Das war natürlich sehr schade. Ich wäre gern in Tangermünde gelaufen und hatte mich schon darauf gefreut. Aber für mich war es keine Frage, dennoch an der virtuellen Version teilzunehmen. Ich hatte dennoch so ein kleines Wettkampfgefühl“, so die Gardelegenerin.

Richtig schnell war auch Kay Pennigstorff aus Kloster Neuendorf unterwegs. Auch er hatte sich für die 10 Kilometer angemeldet und absolvierte diesen Lauf in knapp 46 Minuten. „Letztes Jahr hatten wir richtiges Schietwetter in Tangermünde, dieses Jahr war das schon besser, aber wir mussten alle zu Hause laufen. Ich hoffe aber, dass wir nächstes Jahr wieder alle direkt vor Ort in Tangermünde laufen können“, so Pennigstorff.

Bitte senden Sie uns ihre Aufnahmen und „Beweisfotos“ von ihrem Coronathon zu. e-mail: >salzwedel(at)pa-wartmann.de<. Wir wollen weiter darüber berichten und viele Bilder präsentieren.