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Classic-Kegeln Schönebeck tritt in Wolfsburg an

Verbandsligist Union Schönebeck muss in der zweiten Runde des DKBC-Pokals beim KV Wolfsburg aus der 2. Bundesliga antreten.

Von Enrico Joo 05.10.2017, 23:01

Calbe l Guido Müller hat ein gutes Gedächtnis, was die Umbauten an der Schönebecker Kegelanlage angeht. Seit 2006 ist die topmoderne Halle am Sportforum in der Barbarastraße in der Elbestadt neu ausgerüstet mit einer sogenannten „Plattenbahn“, wie es der Mannschaftsleiter der Classic-Kegler von Union Schönebeck nennt. Das ist der aktuelle Standard in der großen Kegelwelt. Davor gab es eine Kunststoffbahn, die schon vorherrschte, als Müller 1992 nach Schönebeck kam. Und davor war es im Kegeln üblich, auf Asphaltbahnen zu spielen.

Warum die Erinnerung gerade jetzt so wichtig ist? Weil die Schönebecker aus der Verbandsliga in der zweiten Runde des DKBC-Pokals am Sonnabend um 13 Uhr beim KV Wolfsburg aus der 2. Bundesliga Nord/Ost antreten. Und dort wird noch auf Asphalt gespielt. So wie ganz früher. „Für mich ist das eine Sauerei“, schimpft Müller. „Da müsste der Verband eigentlich mal einschreiten.“ Denn gerade auf Asphaltbahnen ist der Heimvorteil sehr, sehr groß. Wenn die Grün-Roten also morgen beim starken KV Wolfsburg, einem „guten Team“ antreten, wird es doppelt und dreifach schwer.

Müller erklärt: „Mit der Zeit bildet sich da eine Art Rille heraus, die ist nur zwei bis drei Millimeter tief, die siehst du gar nicht.“ Aber die muss genau getroffen werden. „Und selbst, wenn du sie triffst, hast du wenig Chancen. Man müsste ein halbes Jahr dort trainieren, um das richtig gut hinzubekommen. Das ist total extrem.“ Diese Zeit haben die Schönebecker Kegler freilich nicht. Sie müssen sofort funktionieren. Oder zumindest nach wenigen Würfen, während die Wolfsburger ihren Heimvorteil ausspielen können, wenn sie von der ersten Kugel an den rhythmischen Takt vorgeben können.

So rechnet sich Union also fast nichts aus. Besonders der Mannschaftsleiter selbst und Matthias Janke, die älteren Spieler, sind dann vielleicht besonders gefragt, weil sie solche Asphaltbahnen noch von früher kennen. „Man muss die Geschwindigkeit ändern, nicht zu scharf spielen und genau aufsetzen“, zählt Müller auf. „Aber das ist wie Fahrradfahren. Das verlernt man nicht.“ Ein paar Würfe werde er schon brauchen, meint Müller. Aber dann wird er sich reinfinden auf der ungewohnten Bahn.

Die jüngeren Spieler aber, die nie gelernt haben, auf einer Asphaltbahn zu spielen, werden große Probleme haben. „Den einen oder anderen Mannschaftspunkt wollen wir aber schon holen“, sagt Müller zu den Zielen. Das ist Ehrensache, gerade weil Union ja derzeit in der Liga groß aufspielt. „Wir haben einen wahnsinnigen Schwung drin.“ Der soll genutzt werden. Man halte sich bloß den 6:2-Sieg nach Mannschaftspunkten am vergangenen Wochenende bei Grün-Weiß Granschütz vor Augen. „Das war echt Wahninn“, erzählt Müller im Blick zurück. „Das war gar nicht geplant.“ Eigentlich hatten die Schönebecker damit gerechnet, dass es ein Spiel auf Augenhöhe wird. Aber die kleine Euphorie trug die Elbestädter zu einem Gesamtergebnis von 3435. Der Gegner kam auf 3301. Da gab es dann sogar ein Lob der Gastgeber für den Auftritt der Schönebecker. Was ja gemeinhin die größte Anerkennung für die eigene Leistung ist. „Da hat sich unsere intensive Vorbereitung voll ausgezahlt“, freut sich Müller.

Die Motivation ist also voll da. Trotz schwieriger Bahn in Wolfsburg. Und die Bahn allein ist ja nicht das einzige Problem. „Wolfsburg hat auch gute Kegler.“ Das haben die Niedersachsen vor einer Woche gezeigt. Da empfingen die Wolfsburger in der 2. Bundesliga Nord/Ost den SKV Rot-Weiß Zerbst II. „Ein Spitzenteam“, wie Müller sagt. Und dann schickten die Gastgeber die Zerbster mit einem Gesamtergebnis von 3713:3312 wieder nach Hause. Nur mit der Bahn ist das nicht erklärbar. „Für uns ist das Spiel in Wolfsburg mehr Fluch als Segen“, so Müller. Probieren wird es Union aber natürlich trotzdem, etwas mitzunehmen.