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Handball Eine blutige Nase als Sinnbild

Die SG Lok Schönebeck aus der Sachsen-Anhalt-Liga verspielt beim 27:27 (16:11) gegen den Dessau-Roßlauer HV II einen Zehn-Tore-Vorsprung.

Von Björn Richter 11.10.2017, 01:01

Schönebeck l Die Synonyme für Mark Illig lagen bereit: starker Rückhalt, gefeierter Held, Matchwinner. All das hätte der Neuzugang auf der Torhüterposition der SG Lok in seinem Heimdebüt am Sonnabend sein können. Mit drei starken Paraden zwischen der 31. und 35. Minute hielt der Keeper der Schönebecker Sachsen-Anhalt-Liga-Handballer große Aktie daran, dass der Vorsprung gegen den Dessau-Roßlauer HV II gerade auf zehn Treffer angewachsen war (22:12). Am Ende war es aber nach einem Gesichtstreffer vor allem Illigs blutige Nase, die sinnbildlich für diesen Sonnabend stand. Eben diese hatte sich auch die gesamte SG Lok geholt, weil sie nicht über ein 27:27 (16:11)-Unentschieden hinauskam.

Für alles, was dazwischen passierte, fand Trainer Henning Stapf nach der Schlusssirene nur schwerlich Worte: „Es ist unerklärlich. Auf einmal hören wir auf, Handball zu spielen.“ Vom Tempo und der Entschlossenheit, welche die Schönebecker in der ersten Hälfte und in den fünf Minuten nach der Pause im Angriff ausgezeichnet hatte, blieb bis zum Abpfiff nicht mehr viel übrig. „Martin Schröder war in der zweiten Halbzeit der einzige, der noch in die Tiefe gegangen ist. Jan Bauer etwa, der in der ersten Hälfte ein riesen Spiel abgeliefert hatte, wirkte regelrecht ängstlich. Und das hat sich eben gerächt“, legte Stapf den Finger in die Wunde.

So kam es, dass die Gäste, die sich ab der sechsten Minute (3:2) permanent im Rückstand sahen, Tor um Tor aufholten. Bezeichnend verlief vor allem die letzte Minute: Schönebecks Mario Meißner vergab 40 Sekunden vor dem Ende überhastet von Rechtsaußen, kassierte im Gegenzug eine Zwei-Minuten-Strafe und Dessaus Matthias Nies- troj besorgte den kaum für möglich gehaltenen 27:27:-Ausgleich. „Mario hat wirklich eine super Partie gezeigt, aber letztlich kosten uns seine beiden Entscheidungen den Sieg. Dieser Wurf darf einfach nicht kommen und die Unterzahl hat es uns anschließend auch nicht leichter gemacht.“

So standen die elf Treffer vom besten Lok-Werfer ebenso wie Meißners Rolle als Manndecker gegen den zweitligaerfahrenen DRHV-Spielmacher Marco Hüls im Schatten fehlender Cleverness. Der gebürtige Schönebecker Hüls machte sich übrigens mit seiner körperbetonten Spielweise ebenso wenig Freunde in der Franz-Vollbring-Sporthalle wie das Schiedsrichtergespann Sven Reinald/Reiner Salzer (Burg) mit mancher Siebenmeter- und Zeitstrafenentscheidung gegen die SG Lok. „Die Schuld müssen wir aber allein bei uns selbst suchen“, erklärte Stapf und verwies auf viele vergebene freie Chancen unter den 13 Fehlwürfen nach der Pause.

So konnte Schönebeck am Ende fast von Glück sprechen, wenigstens einen Zähler bei sich behalten zu haben. Die Enttäuschung über den verpassten ersten Saisonsieg übertünchte dies aber nicht, wie der Lok-Coach zu verstehen gab: „Wir dürfen niemals einen Zehn-Tore-Vorsprung hergeben. Euphorie, Selbstvertrauen und auch die Halle waren da und wir verspielen das. Es wäre zu schön gewesen.“

Schönebeck: Illig, Knörich – Rabe, Schulz, Bauer (4), Warschkau (1), Roost (2), Riedel (2), Meißner (11/1), Karau, Ernst, Schröder (4), Kazmierowski, Krause (3/1)

Dessau-Roßlau II: Sprecher, Serfas – Schenke (1), Tettlak, Nitschke, Hufnagel (2), Niestroj (3), Kuhr (3), Lindner (9/6), Tiede, Hüls (8/2), Zimmermann (1)

Siebenmeter: Lok 4/2 – DRHV II 9/8; Zeitstrafen: Lok 7 – DRHV II 3