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Handball Handball in Glinde ist Geschichte

Es steht endgültig fest: Ab der kommenden Spielzeit wird es keinen Handballsport mehr in Glinde geben. Die Mannschaft wird sich auflösen.

Von Kevin Sager 07.06.2020, 23:01

Glinde l Bereits seit Jahren kämpften die Glinder gegen die akuten Personalsorgen. Aber immer wieder schaffte es die Mannschaft, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Alles gipfelte im Aufstieg in die Handball-Sachsen-Anhalt-Liga und die Hoffnung war da, mehr Leute zum GHV zu lotsen. Doch die Seifenblase zerplatzte relativ schnell. Nachdem die Saison abgebrochen wurde, verließen wichtige Säulen wie Tony Maynicke, Maximilian Kralik (beide gehen zur TSG Calbe) oder Eike-Christian Herrmann (Biederitz) den Verein. Auch Coach Peter Pysall schloss sich Eiche Biederitz an und die Probleme türmten sich weiter auf, bis das wacklige Kartenhaus zusammenbrach. Michael Kreyenberg, Vorstandsvorsitzender des Vereins, räumte nun alle Gerüchte aus dem Weg: „Wir haben dem Verband bereits mitgeteilt, dass wir nicht für die kommende Sachsen-Anhalt-Liga-Saison melden und die Abteilung Handball zurückziehen werden.“

Es fällt Michael Kreyenberg nicht leicht, über das Thema zu sprechen. „Es ist hart, wenn sein Verein, den man auch mit aufgebaut hat, so untergeht“, macht der Vereinschef klar. Seit 2006 ist Kreyenberg in Glinde aktiv, hat alles erlebt, egal ob positiv oder negativ. Selbst die Insolvenz brachte Kreyenberg nicht dazu, seinem Verein den Rücken zu kehren. Im Gegenteil, zusammen mit seinen Teamkollegen ging es bis in die Sachsen-Anhalt-Liga.

Doch in den Jahren zuvor wurde ein Problem immer größer, welches schlussendlich auch dafür sorgte, dass der Handballsport in Glinde vorerst Geschichte ist. „Eins ist Fakt: die fehlende Jugend ist das größte Probleme. Während der Saison haben wir immer mit Personalsorgen zu kämpfen gehabt. Dadurch, dass niemand aus dem Nachwuchs hochkommt, können wir Phasen wie diese einfach nicht kompensieren“, erklärt Kreyenberg. Denn die Konkurrenz im Umkreis ist groß. „Calbe hatte schon immer einen guten Nachwuchs, auch Schönebeck hat in den letzten Jahren gut gearbeitet. Es müsste sich jemand finden, der in den Schulen intensiv nach neuen Spielern sucht. Da sind andere Vereine im Umkreis besser aufgestellt“, gibt der Vorstandsvorsitzende zu.

Doch das war nicht immer so. Nach der politischen Wende konnte der Verein, damals noch die SG Eintracht Glinde, in immer größerem Umfang Jungen aus Barby und auch den umliegenden Gemeinden für den Handballsport begeistern. 1993 konnte erstmals wieder nach vielen Jahren Abstinenz eine Nachwuchsmannschaft im Spielbezirk West des HVSA gemeldet werden. In den Folgejahren stieg die Anzahl der am offiziellen Spielbetrieb teilnehmenden Mannschaften zeitweilig bis auf 13 an. Es gab eine Phase, da standen drei Männermannschaften gleichzeitig im Spielbetrieb. Nach der Insolvenz ging es aber wieder bergab und an dem Status konnte nichts mehr geändert werden.

Doch nicht nur die fehlende Jugend wurde zum immer größer werdenden Probleme. Allgemein die geringe Anzahl an Spieler sorgte unter Ex-Coach Peter Pysall immer wieder für Kopfzerbrechen. Teilweise standen nur acht Spieler zur Verfügung, dass Bemühen um neue Akteure blieb zu häufig ohne Erfolg. Die umliegende Konkurrenz war zu groß und hatte in allen Belangen die Nase vorn.

Um dem immer wiederkehrenden Spielermangel und die Auflösung der Abteilung entgegenzuwirken, versuchten Kreyenberg und der Verein alles, um doch spielfähig zu bleiben. „Wir wollten die bisherigen Spieler im Team halten, das hat aber nicht funktioniert“, sagt Kreyenberg. Zudem wurden zwei Vereine kontaktiert, um eine Spielgemeinschaft zu bilden, doch „wir sind nie auf einen gemeinsamen Nenner gekommen“, bedauert Kreyenberg.

Somit herrscht in Glinde nun also Klarheit. Für unbestimmte Zeit wird kein Handball mehr über den Boden der Elbesporthalle rollen. Wie geht es jetzt weiter? „Wir wollen noch einen sauberen Abschluss finden. Als Vorstandsvorsitzender der Abteilung Handball müssen weitere Dinge geklärt werden. Wir haben auch noch eine Freizeitfußballmannschaft und ein Freizeitvolleyballteam. Mal gucken, wie es damit nun weitergeht“, so Kreyenberg. Er selbst möchte erstmal Abstand vom Handball nehmen, denn „die ganze Situation war nicht einfach“. Anfragen von anderen Vereinen hat Kreyenberg schon bekommen: „Ich muss mich aber auch mit dem Verein identifizieren können.“

Beim Glinder HV „Eintracht“ konnte Kreyenberg das, doch nun ist die Tür endgültig ins Schloss gefallen. Die Probleme der vergangenen Jahre sind einfach zu groß geworden und waren nicht mehr zu bändigen. 1923 wurde der MTV Glinde gegründet, eine Insolvenz überlebte der Nachfolger. Nun ist alles Geschichte.