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Handball In die nächste Runde gezittert

Die SG Lok Schönebeck aus der Sachsen-Anhalt-Liga kommt beim Güsener HC aus der Verbandsliga zu einem knappen 34:33-Sieg im HVSA-Pokal.

Von Enrico Joo 28.08.2018, 23:01

Güsen/Schönebeck l Nein, Euphorie war bei den Verantwortlichen der SG Lok Schönebeck aus der Sachsen-Anhalt-Liga nach Spielende nicht mehr aufgekommen. Kühl und professionell klatschten die Aushilfscoachs Lutz Bauer und Uwe Ehrecke – Trainer Uwe Illig war verhindert – am Sonnabend mit ihren Spielern ab. Nach einem nicht nur auf dem Papier hart erkämpft klingenden 34:33 (15:17)-Arbeitserfolg in der 1. Runde des HVSA-Pokals beim Verbandsligisten Güsener HC.

Natürlich genießt der Landespokal – wegen fehlender Attraktivität – nicht den gleichen Stellenwert wie die Punktspiele in der Liga. Etwaige Holpereien werden also billigend in Kauf genommen. Bei Lichte betrachtet ist das erste Pflichtspiel der Saison immer nur ein besseres Testspiel. Und doch hat sich Schönebeck einen besseren Testlauf gewünscht. Breit vor Stolz und Selbstbewusstsein ist die Schönebecker Brust durch den Sieg am Wochenende nicht geworden. Dabei waren die unrunden Abläufe im Spiel aber auch erklärbar. Untergangsstimmung muss an der Elbe also auch nicht herrschen.

Denn neben Trainer Uwe Illig fehlten vor allem im Rückraum wichtige Stützen für einen funktionierenden Spielaufbau. Durch die Absenzen von Jan Bauer, Toni Warschkau oder Marvin Ernst fehlten wichtige Optionen. Auch deshalb konnte sich die stark verjüngte Lok nie absetzen vom unterklassigen Gegner. Die Schönebecker agierten phasenweise in der Offensive planlos. Dazu gab es viele technische Fehler. Auch Robin Riedel, der am Kreis händeringend auf Anspiele hoffte, wurde von der Güsener Deckung immer wieder aus dem Spiel genommen. Die Lok musste sich bei Sebastian Roost bedanken, dass der Rückstand zur Pause nicht schon größer ausgefallen war. Mit Hüftwürfen hielt der Routinier, der in der Vergangenheit immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen wurde, seine Mannschaft im Spiel. Drei seiner am Ende vier Treffer hatte er schon zur Pause erzielt.

Nach dem Seitenwechsel rannten die Elbestädter lange einem weiteren Rückstand hinterher. 15:19 (32.), 16:20 (35.) und 19:23 (40.) waren die Spielstände. Die SG Lok kassierte viele einfache Tore, war in der Deckung vor allem über außen anfällig. Weil Schönebecks Torwart Robert Knörich keinen guten und Güsens jugendliche Rückraumspieler Felix Faber und Pascal Fritz hingegen einen guten Tag erwischten, dauerte es bis zur 48. Minute, ehe die Gäste zum 25:25 durch Denny Schulz ausgeglichen hatten. Zwei weitere Tore durch Robin Riedel und Tommy Minet brachten Schönebeck danach sogar 27:25 in Front (51.). Das Zittern hielt aber an. Die knappe Führung der Schönebecker konnte Güsens Dominic Schulz in der letzten Minute erneut zum 33:33 ausgleichen. Erst elf Sekunden vor dem Ende der Partie gelang Außenspieler Kevin Krause der viel umjubelte Siegtreffer für den Favoriten, der sich im Jerichower Land nicht mit Ruhm bekleckerte.

Welche Erkenntnisse bleiben vor dem ersten Ligaspiel am kommenden Sonnabend gegen TuS Radis hängen? Tatsächlich haben die Abgänge von Mario Meißner (HV Rot-Weiss Staßfurt) und Mario Schröder (Karriereende) eine Lücke hinterlassen, die nicht so schnell zu schließen ist. Aber natürlich gibt es auch positive Erkenntnisse. Hält das Knie von Roost, haben die Schönebecker eine qualitativ sehr gute Option für die Saison dazugewonnen. Die angekündigte Verjüngung bei den Schönebeckern nimmt zudem konkrete Formen an.

Mit Tim Bullmann (Jahrgang 99), Hans-André Kessel (Jahrgang 98) aus Calbe und Tommy Minet (Jahrgang 99) aus Staßfurt boten die Schönebecker drei vielversprechende Talente auf, die schon für viel Wirbel im Spiel am Sonnabend gesorgt haben. Rückraumspieler Bullmann kam im ersten Pflichtspiel für den neuen Verein bereits auf fünf Tore, auch Minet, der ebenfalls im Rückraum zu Hause ist und in die großen Fußstapfen von Schröder treten soll, zeigte sich wuselig. Drei Tore waren der Stempel auf dem Leistungsnachweis. Meißner-Ersatz Florian Willner, der im Sommer vom aus der Verbandsliga abgestiegenen SV Germania Borne kam, verdiente sich zudem erste Sporen auf Rechtsaußen. Der Linkshänder durfte sich zwei Treffer ins persönliche Protokoll schreiben.

Ja, vieles ist neu bei der SG Lok Schönebeck: Neuer Trainer, dazu ein halbes Dutzend neuer Spieler. Die Eingewöhnungsphase wird noch lange dauern. Mit dem Einzug in die 2. Runde des HVSA-Pokals haben die Schönebecker zumindest den ersten sportlichen Stoßseufzer von sich gegeben.

Güsen: Bretschneider, K. Haßbargen (1), Schulz (6/1), Mache (3), Lepper (1), Faber (7), Biermann, Kampe (3), Fritz (8), Prause, Mäser (1), Hagenau, Lehnau (3)

Schönebeck: Knörich – Minet (3), Kessel, Schulz (3), Thiedig, Roost (4), Willner (2), Bullmann (5), Riedel (5), Krause (12/5)

Siebenmeter: Güsen 2/1 – Schönebeck 6/5 Zeitstrafen: Güsen 3 – Schönebeck 4 Rot (o.B.): Tom Lehnau (Güsen, 59.)