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Schach Doppelkopf als heimliche Leidenschaft

Reisen zu einem polnischen Verein unternahmen die Schachspieler der TSG Calbe zwischen 1973 und 1991 regelmäßig.

Von Michael Jacobs 23.04.2020, 23:01

Calbe (khu/mjc) l In unserem  „Blick zurück“ widmen wir uns speziellen Anekdorten dieser Reisen.  Am Ende der Spielsaison 1972/1973 begann bei der Schachabteilung der TSG Calbe ein neues Kapitel. Im Rahmen des internationalen Sportverkehrs der DDR mit dem sozialistischen Ausland fuhr eine Delegation der TSG-Schachabteilung zum ersten Mal nach Krapkowice, einer Stadt in der Woiwodschaft Opole in Polen. Sie ist heute Kreisstadt des Powiat Krapkowice und Sitz der gleichnamigen Stadt-und-Land-Gemeinde. Die Stadt liegt an beiden Ufern der Oder.

Diese Fahrt war der Start einer langen Episode des Calbenser Schachsports, die bis ins Jahr 1991 reichte und aus der in dieser Zeit einige Freundschaften entstanden sind. Zweimal im Jahr wechselweise in Krapkowice und Calbe fanden diese Veranstaltungen statt. In den Jahren vor der Wende fand das Treffen dann nur noch einmal im Jahr statt, weil auf Seiten der Polen die finanziellen Mittel nicht ausreichten. Für die Dauer der Wettkämpfe wurden die Calbenser Schachspieler von der Arbeit frei gestellt. Auch die Handballer der TSG Calbe waren bei diesen Fahrten regelmäßig dabei.

Die Fahrt wurde mit einem Bus unternommen. Start in Calbe war am frühen Morgen gegen fünf Uhr und man erreichte das Ziel am späten Abend gegen 22 Uhr. Die Zeit im Bus vertrieben sich die Sportler gerne mit Kartenspielen, vor allem mit Doppelkopf.

Das nämlich ist die heimliche Leidenschaft der Calbenser Schachspieler, der man während der Fahrten ausgiebig nachging. Kurios auch: Im Jahr 1987 gab es während der Rückfahrt aus Polen einen nicht geplanten Stopp nach einem Reifenschaden am Bus. Der Ort der unfreiwilligen Pause hieß passend dazu – Pannewitz.

Schach wurde natürlich auch gespielt. Regelmäßig gab es einen Mannschaftswettkampf im Turnierschach, also mit langer Bedenkzeit. Diese Vergleiche gingen meist an FKS Otmet Krapkowice. Die erste Begegnung endete 1973 mit einem 5:5. Calbe spielte damals in der Aufstellung: Rainer Gorges, Rudi Kobs, Erich Gorges, Heinz Sprengel, Manfred Bilski, Frank Priemer, Gerd Seifert, Bert Stelmaczyk, Franz Stelmaczyk, Joachim Schulz.

Daneben fand aber auch regelmäßig ein Blitzturnier statt, bei welchem stets ein Calbenser am Ende die Nase vorn hatte. 1973 gewann Heinz Sprengel mit 21,5 Punkten vor Rainer Gorges (21), Rudi Kobs (19) und Zimmermann (Otmet Krapkowice).

Neben der sportlichen Betätigung kam das Gesellige auch nicht zu kurz. Es fanden Freundschaftstreffen oder Stadtbesichtigungen statt. Die letzte Fahrt nach Krapkowice gab es dann im Jahr 1991. Der Mannschaftskampf ging knapp mit 5:6 verloren, während beim Blitzschach wiederum mit Alfred Weigelt ein Calbenser siegte. Der Schachverein Otmet Krapkowice löste sich dann nach der Wende auf und auch die daraus entstandenen freundschaftlichen Kontakte der Saalestädter in Richtung Polen rissen nach und nach ab.