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Fußball Schlafender "Derby-Riese" erwacht

Das erste Mal seit über 20 Jahren treffen der SV 09 Staßfurt und der SV Förderstedt wieder in einem Pflichtspiel aufeinander.

Von Dennis Uhlemann und Enico Joo 28.09.2017, 23:01

Staßfurt/Förderstedt l Die meisten der Akteure, egal ob aus Staßfurt oder Förderstedt, haben wohl noch nie gegen den jeweiligen Konkurrenten gespielt. Kann man da vom Derby sprechen? Natürlich. Denn mit dem Duell zwischen dem SV 09 Staßfurt und dem SV Förderstedt in der Landesliga Nord morgen um 15 Uhr wird ein Stück weit ein „schlafender Riese“ geweckt.

Es ist die Neuauflage eines Duells, das über mehrere Jahrzehnte prägend für Staßfurt war. Stadt- gegen Dorfclub. Klein gegen Groß. Überläufer und Rückkehrer. Es ist viel Brisanz geboten. Mit Christian Conrad (Förderstedt) und Marcel Mähnert (Staßfurt) haben zwei, die ihr eigenes Team beinahe besser kennen als ihre eigene Westentasche, der Volksstimme vor dem Stadtderby einen Einblick in die Lager verschafft.

Bis zum vierten Spieltag war der SV 09 Staßfurt ungeschlagen. Zufall als Aufsteiger? Keineswegs. Die Bodestädter sind eine über die Jahre gewachsene Truppe. „Eine der großen Stärken ist die mannschaftliche Geschlossenheit“, sagt Mähnert. „Das hat man auch schon in der vergangenen Saison gesehen. Wir haben einen breiten und guten Kader, der sehr ausgeglichen ist. Hinten stehen wir gut, zudem ist die Mannschaft reifer geworden. Das sieht man zum Beispiel an ‚Bombe‘ (Steven Stachowski), Toni (Härtge) oder ‚Horsti‘ (Chris Horstmann) in der Abwehr. Die Spieler sind mit den Jahren gereift.“

Auch Conrad sieht als eine große Stärke der Förderstedter die „mannschaftliche Geschlossenheit“. Das zeigte nicht zuletzt auch seine eigene Leistung beim Sieg in der Vorwoche. Conrad muss oft mit einem Platz auf der Bank Vorlieb nehmen, avancierte in der Startelf stehend gegen Olvenstedt jedoch zum Matchwinner. Auch die Neuzugänge sind für Conrad ein Gewinn: „Die Tschechen sind auf einem guten Weg. Sie werden uns noch sehr helfen.“ Vor allem Tomas Rezny zeigte sich bislang als sehr „kaltschnäuzig“ vor dem Tor.

Mähnert war überrascht: „Haben wir gar nicht so viele. Die ersten beiden Spiele haben wir keine Tore geschossen, aber das war ja im dritten dann auch gut. Im Spiel gegen Magdeburg waren wir aber ein bisschen zu blauäugig. Das ist nicht mehr wie in der Landesklasse läuft, war ja klar.“

Conrad lässt da nicht so tief blicken. „Seine Schwächen gibt man ja ungern zu“, so der 27-Jährige. Natürlich, das macht er nicht zuletzt auch an sich selbst fest, gibt es noch Luft nach oben. „Vor allem im konditionellen Bereich, da sind noch nicht alle Spieler wieder bei 100 Prozent.“

Marcel Mähnert und Jens Liensdorf, das ist ein besonderes Verhältnis. Die beiden standen noch zusammen als Spieler in Staßfurt auf dem Platz. „Ich bin mit ihm aufgewachsen, er hat mich herangeführt an die Mannschaft. Das ist sehr freundschaftlich.“ Aber auch zu anderen Spielern gibt es flache Hierarchien. „Allerdings ist er noch genauso ehrgeizig wie als Spieler. Vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.“ Mähnert lacht.

Auch Conrad kennt Jens Liensdorf noch. Denn der Staßfurt-Coach war als einer der „Überläufer“ jahrelang auch als Spieler und Trainer in Förderstedt aktiv. „Er hat sehr viel mit uns gesprochen“, sagt Conrad. Und da gibt es auch die Parallele zum aktuellen Coach Marko Ullbrich, der ebenfalls ein sehr kommunikativer Trainer ist. „Er holt sich gern die Meinungen der Spieler ein und bezieht auch bei der Planung der Aufstellung den ersten und zweiten Kapitän mit ein“, empfindet Conrad seinen Trainer schon fast als eine Art Mitspieler. In Sachen Autorität sind also beide Übungsleister zurückhaltend. Was ist der Unterschied? „Jens hat sich nie in die Aufstellung reinreden lassen“, sagt Conrad mit einem Lächeln.

„Das ist einer der Erfolgsfaktoren in Staßfurt“, meint Mähnert. Ob das jetzt besser ist als früher in den schwierigen finanziellen Zeiten? „Eigentlich war es immer gut“, so Mähnert. Das Siegerbier in der Kabine funktioniert auch an der Bode als Aufhänger für Gespräche

Auch aus Förderstedt kommt in Sachen Teamgeist eine klare Ansage: „Ich spiele ja nun schon über zehn Jahre in Förderstedt und bin ja nicht umsonst so lang geblieben“, unterstreicht Conrad seine Vereinstreue. Dabei spielen auch die Fans eine Rolle, „die uns immer unterstützen, egal wie es läuft.“

Mähnert kennt keine zwei Meinungen. „Das sind natürlich wir. Wir sind auf jeden Fall besser.“ Woran er das festmacht? An den Ergebnissen bisher in der Liga. Aber auch ganz nüchtern betrachtet ist Staßfurt fast auf jeder Position besser besetzt. Da widerspricht auch Conrad nicht wirklich. „Wir müssen schauen, dass wir die Staßfurter im Zaum halten können“, erkennt er die Außenseiterrolle nur ungern an. Aber fest steht auch: „Unsere Brust ist nach den Ergebnissen der letzten Woche bestimmt etwas breiter.“