Boxen Integration durch Kampfsport
Bereits in den 50er Jahren wurde in Staßfurt geboxt. Doch erst 1997 machte der Sport wieder Schlagzeilen.
Staßfurt l Als einer der größten Vereine im Altkreis Aschersleben-Staßfurt war der SV Concordia in vielen Bereichen tätig, darunter auch im sozialen. Neben der Sektion Gesundheitssport, die sich jedoch als Erstes vom Hauptverein abtrennte, kümmerten sich die Verantwortlichen vor allem um die Integration von Aus- und Umsiedlern. Viele von ihnen waren begeistert vom Boxen, denn die Sowjetunion beziehungsweise Russland gehörte zu den führenden Nationen im Boxsport.
So kam es, wie es kommen musste. 1997 hatte der Staßfurter Maik Klaffke die Idee, zusammen mit einem Freund den Boxsport, welcher in den 50er Jahren in Staßfurt so beliebt war, wieder aufleben zu lassen. Anfangs musste als Trainingsstätte eine leerstehende Produktionshalle im ehemaligen Blechpackungswerk genügen.
Doch schnell fanden sich Klaffke und der SV Concordia zusammen und gründeten die Abteilung Boxen. Wenig später folgte der Umzug in die Trainingsräume der kleinen Turnhalle am Dr. Frank Gymnasium. Im Frühjahr 1998 übernahm Simone Henselin die Abteilung mit bereits 31 Aktiven im Alter von neun bis 33 Jahren. Als weiterer Übungsleiter konnte mit Wolfgang Herting ein ehemaliger Boxer gewonnen werden.
Im gleichen Jahr stellte der SVC erstmals eine Boxstaffel und nahm an den Landesmeisterschaften teil. Hier erreichte Maik Klaffke den ersten großen Titel für Concordia. Es dauerte nicht lange, bis weitere Erfolge eingefahren wurden. 1999 stellte Concordia einen Landesmeister und zwei Vize-Landesmeister. Ein Jahr später erzielten die Bodestädter das gleiche Ergebnis. 2001 erboxten neue Talente wie Arthur Werner, Georg Bergen, Eugen Saam und Nick Manweiler jeweils einen Vize-Landesmeistertitel.
Auch außerhalb des Boxringes sind die Concordia-Faustkämpfer gern gesehen. Sei es bei den Salzlandfestspielen, einem Auftritt bei den Kinder- und Jugendfestspielen, als Ausrichter des Kinder- und Kreisjugendpokales im Salzlandcenter oder vielen weiteren Veranstaltungen. Auch Treffen ehemaliger Boxer organisierten die Staßfurter in dieser Zeit.
Von Beginn an arbeitete der SV Concordia und vor allem Simone Henselin eng mit den in Staßfurt ansässigen Asylanten zusammen. Vor allem Albaner, Syrer und Kasachen nahmen das sportliche und kulturelle Angebot des SV Concordia an. Überhaupt kann sich der Verein auf seine Fahnen schreiben, mit dem Integrationsprojekt im Salzlandkreis Pionierarbeit geleistet zu haben. „Noch mehr wäre möglich gewesen“, so die „Boxmutter“ Simone Henselin. Doch zunächst mussten andere Hürden aus dem Weg geschafft werden.
Probleme bereiteten die Trainingsmöglichkeiten in der kleinen Turnhalle, aber auch der noch immer fehlende Boxring. Zuversicht setzten die Boxer in das geplante Sportstättenkonzept der Stadt, um in der Merkewitzhalle nicht allein eine neue effektive Trainings-, sondern auch Wettkampfstätte zu finden. Doch mitten in der Umsetzung wurde das Konzept eingestellt.
Doch trotz aller Schwierigkeiten räumten die Staßfurter Boxer auch 2001 bei den Landesmeisterschaften ab. In sechs verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen standen Concorden im Finale. Am Ende verbuchte der SVC einen Landes- und fünf Vizemeister:
Die Meisterschaft bei den A-Junioren (bis 54 Kilogramm) holte sich Maxim Gerzen. Vizemeister wurden Ronny Sonntag, Arijan Krasniqui und Georg Bergen. Bei der B-Jugend holte Suleiman Suleiman die Silbermedaille.
Doch in der Folge ebbte die Begeisterung für den Boxsport in Staßfurt ab. Viele der Nachwuchssportler suchten ihr Glück nach der Schulzeit auf Grund von Ausbildung und Studium andernorts. Zudem wurde das Integrationsprojekt des SV Concordia eingestellt. So bleiben heute lediglich die Erinnerungen an eine zweite, erfolgreiche Episode des Boxens, in der die Salzländer ihrem Trophäenschrank weiter Pokale hinzufügen konnten.