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Fußball Das Lachen noch nicht verlernt

Das Stadtderby zwischen dem SV Förderstedt und dem SV 09 Staßfurt nahm seinen erwarteten Lauf und ging mit 5:1 (3:0) an die Gäste.

Von Dennis Uhlemann 19.04.2018, 23:01

Förderstedt l Er lachte. Fast lauthals. Er konnte es sich einfach nicht verkneifen. Normalerweise hält sich die Freude in Grenzen, wenn jemandem ein Treffer zum 1:5 gelingt. Bei Michael Buschke, der den Endstand im Derby seines SV Förderstedt gegen den SV 09 Staßfurt im Derby der Landesliga Nord erzielte, war das anders.

Dafür gab es mehrere Gründe. Zum einen war es ein sehr ansehnliches Tor. Buschke sah, dass der Staßfurter Keeper Tobias Witte zu weit vor dem Tor stand und zog von der Mittellinie ab. Die Kugel schlug knapp unterhalb der Latte ein. Zum anderen war es natürlich auch Galgenhumor. Nachdem die Förderstedter in den vergangenen vier Spielen 23 Gegentore schlucken mussten, zappelte der Ball mal wieder auf der anderen Seite in den Maschen. Zudem war es aber auch der Lohn eines verbesserten Auftritts in der zweiten Hälfte. „Wir haben uns in der Halbzeit vorgenommen, mehr zu investieren, Spaß und Freude am Derby zu haben“, sagte SVF-Coach Marko Ulbrich. Und seine Jungs setzten das um. „Mit der zweiten Hälfte können wir zufrieden sein.“

Für die ersten 45 Minuten galt das aber nicht. Da wurden die Staßfurter ihrer Favoritenrolle gerecht. Und die ersten beiden Möglichkeiten waren direkt drin. Matthias Härtl köpfte einen Freistoß von Stefan Stein ein (9.) und Marcus Bolze dribbelte sich durch die Abwehr seines Ex-Vereins und schloss trocken ab (14.). Dabei entwischte er auch Andy Buschke, dem Cousin des Torschützen, der nur aushilfsweise dabei war. Genau wie Christian Lattorf. Dass die Defensive dadurch löchrig war, liegt auf der Hand. „Keinen Vorwurf an die beiden, wir können dankbar sein, dass sie geholfen haben“, so Ulbrich.

Niclas Arms, der bei den Förderstedter Herren und in der A-Jugend des SV 09 spielt, wusste genau, was falsch lief: „Wir haben die Anfangsphase verpennt. Die Beine waren schwer mitten in der Woche.“ Doch auch wenn die Partie schnell entschieden war, hat der talentierte Abwehrspieler es genossen. „Es war ein besonderes Spiel, der Höhepunkt der Saison. Es gab schon im Vorfeld verbale Sticheleien. Dann war es aber ein wahnsinniges Gefühl, auf dem Platz zu stehen“, schwärmte Arms.

Ob der Staßfurter A-Jugendliche eines Tages auch für die Erste des SV 09 auflaufen wird, bleibt abzuwarten. Einer, der vom SV Förderstedt nach Staßfurt wechselte, stand aber gestern im Mittelpunkt. Bolze erzielte an diesem Tag noch drei weitere Tore. Noch vor der Pause köpfte er eine punktgenaue Ecke von Felix Jesse ein, als er am langen Pfosten alleine gelassen wurde (26.). Nach 49 Minuten wurde er mit einer butterweichen Flanke von Maximilian Moye bedient, musste wieder „nur“ den Kopf hinhalten. Bei seinem vierten Tor ging er nach einem Pass von Jesse am Keeper vorbei und schob den Ball ein (80.).

Dass gerade Bolze an diesem Tag im Mittelpunkt stand, lag nicht unbedingt daran, dass er motivierter war. „Ich gebe immer mein Bestes“, sagte der vierfache Torschütze selbst. Vielmehr rückte er durch eine Systemumstellung von Coach Jens Liensdorf in die Spitze und agierte nicht wie sonst über Rechtsaußen. „Die Innenverteidigung in Förderstedt ist sehr langsam, deshalb wollten wir zentral über die Schnelligkeit kommen“, begründet Liensdorf die Umstellung. „Marcus hat den Einsatz auf der Position gerechtfertigt, er hat sehr gut gearbeitet.“

Bolze bejubelte die vier Treffer eher verhalten. „Förderstedt ist meine Heimat, ich habe hier das Fußballspielen gelernt. Das geht nicht einfach so an mir vorbei“, sagt Bolze über den bevorstehenden Abstieg seines Heimatvereins. „Mein Herz schlägt aber jetzt für Staßfurt.“ Und das stellte er mit seiner Leistung unter Beweis. „Wir haben souverän gewonnen, hätten sogar noch mehr Tore erzielen können.“ Nicht nur der 29-Jährige hatte noch ein paar Chancen mehr, auch seine Kollegen ließen noch einiges liegen. „Am Ende zählen aber nur die drei Punkte“, so Bolze.

Sein Coach pflichtet ihm da nur bedingt bei. „Wir haben uns nach dem guten Start zurückgelehnt. In der zweiten Hälfte hatte das nichts mehr mit Fußball zu tun“, so Jens Liensdorf, der Bolze und Härtl als „die einzigen Lichtblicke“ bezeichnete. Für das Spiel am morgigen Sonnabend um 15 Uhr auswärts beim VfB Ottersleben fordert er deshalb eine Leistungssteigerung. „Da müssen wir anders auftreten, sonst wird das nichts.“ Die Förderstedter hingegen wollen vor dem Heimspiel gegen TuS Schwarz-Weiß Bismark (Anstoß morgen 15 Uhr) auf die zweite Hälfte aufbauen. „Dann ist etwas drin“, so Ulbrich. Und dann können auf Seiten des SV Förderstedt vielleicht wieder alle Spieler lachen. Nicht nur Michael Buschke.

Förderstedt: Janich - Arms, A. Buschke, Teutloff, Lattorf, Conrad, Böttger, N. Isa, Drici, H. Isa, M. Buschke

Staßfurt: Witte - Stein, Bolze, Unger (46. Witte), Härtl, Jesse, Lieder, Schmidt (46. Schmidt), Stachowski, Horstmann (46. Mähnert), Möller

Tore: 0:1 Matthias Härtl (9.), 0:2, 0:3, 0:4, 0:5 Marcus Bolze (14., 26., 49., 80.), 1:5 Michael Buschke (87.), SR: Tobias Menzel (Fortuna Magdeburg), ZS: 110