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Fußball Die treue Seele ist jetzt der Kapitän

Marco Janich wurde beim Landesligisten SV Förderstedt von Trainer Marko Ulbrich zum Mannschaftsführer berufen.

Von Enrico Joo 10.08.2017, 23:01

Förderstedt l Bestimmt kann Marco Janich auch laut werden, aus sich herausgehen, schreien, wenn ihm sprichwörtlich der Kamm schwillt. Mit 27 Jahren ist der Spieler vom SV Förderstedt aus der Landesliga ein gestandener Mann, im besten Fußballer-Alter, wie man so schön sagt und auch in der Lage, Dinge zu reflektieren und ganz generell alles auch einmal ein bisschen einzuordnen.

So etwas zeichnet einen Spieler wie Janich mittlerweile aus. Das muss auch so sein. Angenehm ist aber: Marco Janich denkt immer erst mal nach, bevor er etwas sagt. So mancher politischer Verantwortungsträger könnte sich davon eine Scheibe abschneiden.

Es ist nicht bekannt, ob der zugängliche Charakter des Marco Janich entscheidend war bei der Wahl, die Förderstedt-Coach Marko Ulbrich zu Beginn der Vorbereitung getroffen hat. Förderlich war er aber allemal. Ab sofort und bis auf Widerruf ist Janich der Kapitän beim SV Förderstedt. Das ist vor allem eines: Nur logisch. Denn Marco Janich trägt die Förderstedter DNA in sich. Er ist ein sportliches und auch menschliches Vorbild. „Er versucht, immer zum Training zu kommen, hilft auch mal bei einem Arbeitseinsatz. Er identifiziert sich sehr mit dem Verein“, lobt der sportliche Leiter Thomas Conrad. Und noch etwas spricht für Janich. „Im kommenden Winter bin ich zehn Jahre im Verein“, erzählt der Blondschopf. Nur Christian Conrad ist noch länger dabei. Er feierte das Jubiläum bereits jetzt im Sommer.

Und Janich ist vor allem loyal. Eine treue Seele, wie sich das jeder Verein wünscht. „Ich habe keine Sekunde daran gedacht, je den Verein zu wechseln.“ Das Fußballspielen erlernt hat er in Hecklingen, später kickte er in Neundorf und beim SV 09 Staßfurt. Im Winter 2007/2008 kam er nach Förderstedt und blieb und machte einige unschöne, aber auch ziemlich viele erfolgreiche Jahre mit.

Was ihm die Kapitänswahl heute bedeutet? Große Worte sind nicht das Ding von Janich. Aber man merkt doch, wie sehr er sich freut. „Das ist ein tolles Gefühl. Ich finde es schön, dass ich das Vertrauen habe und die Anerkennung bekomme. Ein bisschen habe ich mir das auch gewünscht.“ Er trägt nicht die alleinige Verantwortung auf dem Platz. Das ist klar. „Auch Necirvan Isa und Axel Böttger haben zum Beispiel ein gewisses Standing“, erklärt Janich. Aber er muss nun vorangehen. Er hat den Hut auf, ist das Sprachrohr von der Mannschaft zum Trainer und umgekehrt.

Was besonders bemerkenswert ist: Derzeit ist Janich, der in der vergangenen Saison auch viele Einsätze als Feldspieler hatte, nur noch als Torwart eingeplant. Auf jener Position, die am weitesten weg ist von allen anderen Positionen. Torhüter sind daher selten Kapitäne. Und wenn sie es sind, dann sind es meist besonders charakterstarke Spieler. Für Janich ist das kein Problem. Und er hat da auch zwei Vorbilder. „Auch Gianluigi Buffon war eine Zeit lang Kapitän“, sagt er. Außerdem gibt es noch den „Titan.“ „Als Bengel war ich ein Riesenfan von Oliver Kahn“, erzählt Janich. Nicht nur wegen seiner sportlichen Ausnahmestellung. Kahn ist zweifellos ein streitbarer Charakter als Fußballer gewesen, aber er hatte Charisma als Spieler. Und er war ein würdiger Kapitän, beim FC Bayern München und in der Nationalmannschaft. Ein bisschen mehr Kahn kann Janich nicht schaden. Trotzdem muss Marco Janich seinen eigenen Weg finden, um die Mannschaft auf dem Platz anzuführen. Bange ist ihm jedenfalls nicht.

Vielleicht tut die Gelassenheit des Marco Janich auch dem gesamten Verein gut. Der SV Förderstedt wünscht sich sehr, mehr Ruhe in den Verein zu bekommen, nicht immer gegen den Abstieg zu spielen. Ein Typ wie Janich kommt da wie gerufen. „Ich glaube an den Verein und sehe den Fleiß. Die Mannschaft hat durch den neuen Trainer einen Push bekommen.“

Seit dem Sommer zeichnet Marko Ulbrich für die Geschicke des Vereins verantwortlich. Janichs Meinung? „Er macht einen gestandenen Eindruck, er ist ehrlich, hart und freundlich, aber direkt. Und er erreicht jeden.“ Und er ist ein anderer Typ als Enrico Tietzel, der von sich aus als Cheftrainer ins zweite Glied gerückt und nun Co-Trainer ist und noch immer ein wichtiger Ansprechpartner für alle möglichen Belange ist. „Enno ist mehr der Kumpeltyp. Marko Ulbrich ist ein ernsterer Typ und strenger. Diese härtere Gangart war aber notwendig.“

Was auch an der Trainingsbeteiligung zu sehen ist. „Im Schnitt haben wir derzeit zehn bis 13 Spieler beim Training. Das sind doppelt so viele wie im vergangenen Jahr“, freut sich Janich. Vielleicht, ja vielleicht ist mehr möglich als nur der Klassenerhalt. „Ja, wir wollen das ändern“, sagt Janich. „Es gibt ein Riesenpotenzial in der Mannschaft.“ Es muss nur abgerufen werden. Und in der neuen Rolle kann Marco Janich nun auch verbal viel mehr Einfluss darauf nehmen, dass alles in den richtigen Bahnen verläuft. Marco Janich, der leise Kapitän, wird seinen Vordermännern Beine machen.