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Fußball Zwei letzte Schritte für den SV 09 Staßfurt

Zwei Spiele stehen für den SV 09 Staßfurt noch an, in denen die Bodestädter den Aufstieg in die Verbandsliga perfekt machen können.

Von Enrico Joo 24.05.2018, 23:01

Staßfurt l Der SV 09 Staßfurt hat vor dem Heimspiel vor einer Woche gegen den MSC Preussen zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Neben der normalen taktischen Vorbereitung auf die Partie in der Landesliga stand beim Kabinengespräch direkt davor ein zweiter Tagesordnungspunkt auf der Agenda. Das Trainerteam um Chefcoach Jens Liensdorf machte die Ohren ein bisschen weiter und fühlte auf zwischenmenschlicher Ebene nach. Es fragte nach, ob der interne Aufstiegsdruck vielleicht doch höher ist, als gedacht. Ob die Gedanken zu sehr kreiseln nach zuletzt eher durchwachsenen Ergebnissen. Gut, dass nachgefragt wurde. Denn: „Bei dem einen oder anderen war der Rucksack doch schwerer als gedacht“, berichtete Liensdorf von dem Mannschaftsgespräch. „Wir haben das klipp und klar angesprochen. Solche Gedanken sind aber unnötig.“

Liensdorf erinnert da natürlich an die Vorsaison, als der SV 09 aus der Landesklasse III in die Landesliga Nord aufgestiegen war. Der große Unterschied zur Situation jetzt: Damals marschierten die Bodestädter mit Siebenmeilenstiefeln zum nie gefährdeten Aufstieg. Nun ist alles sehr viel enger. Psychologische Kriegsführung ist da also gefragt. Mentale Aufbauarbeit, um das große Ziel vor Augen zu führen, dass keine zwei Deutungen zulässt. „Wir können unsere Saison vergolden. Wir haben jetzt zwei Endspiele.“ Das erste steht am Sonnabend gegen den SSV Havelwinkel Warnau an. Anstoß im Stadion der Einheit ist um 15 Uhr.

Da wünscht sich Liensdorf eine ähnliche Meinung der Spieler zum Spiel wie beim 1:1-Remis gegen den MSC Preussen. „Da hat die Mannschaft Charakter gezeigt. Das war eine ganz andere Einstellung. Die war wichtiger als ein Sieg.“ Das offene Gespräch im Vorfeld hat also Früchte getragen. Und auch wenn Staßfurt drei Spiele in Folge nicht gewinnen konnte, ist die Stimmung gut. „Auch davor waren es keine schlechten Spiele“, sagt Liensdorf. Natürlich nicht die besten der Saison, aber auch keine furchtbar miserablen. Das Problem, welches die Bodestädter seit Wochen beschäftigt, ist die Chancenverwertung. Ja, im Training wird permanent daran gearbeitet.

Ja, im Training ist auch immer alles gut. „Da funktioniert es. Nur eben am Wochenende nicht.“ Immer wieder werden in den Übungseinheiten Spielsituationen simuliert vor dem Tor. „Wir können den Spielern nur die Werkzeuge an die Hand geben. Aber die Entscheidung können wir ihnen nicht abnehmen“, erklärt Liensdorf. „Da muss jeder Einzelne an sich arbeiten.“ Eigenverantwortung ist da das Stichwort. Viel läuft da auch über den Kopf. Wer nicht frei ist in seinen Gedanken, verkrampft. Das ist ein Fußballer-Gesetz. Und vielleicht hat sich eben doch der eine oder andere Spieler zu viel Druck gemacht, was sich in einer kollektiven Ladehemmung Bahn schlug? Zumindest da hat der Verein Hebel angesetzt, damit morgen alles anders wird.

Denn die Ausgangslage ist klar: Verliert Staßfurt sein Heimspiel gegen Warnau, könnte der Aufstiegstraum geplatzt sein. Gewinnt Westerhausen parallel in Magdeburg bei Germania Olvenstedt, gibt es kein Entscheidungsspiel am letzten Spieltag gegeneinander. Dann wären die Harzer einen Spieltag vor Saisonende mit vier Punkten Vorsprung den Staßfurtern zu sehr enteilt. Dann wäre das Aufstiegsrennen entschieden.

Doch das ultimative Endspiel will der SV 09 unbedingt. Zwar würde der Verein nie offensiv preisgeben, dass der Aufstieg schon vor der Saison ein Ziel im Hinterstübchen war. „Das bleibt intern“, sagt Liensdorf, der zugleich aber nachschiebt: „Wir wissen, worum es geht. Wir haben nach dem Calbe-Spiel unsere Ziele neu justiert.“ Das war Mitte Februar. Es ist davon auszugehen, dass auch intern seitdem das Ziel der Aufstieg ist. Wenn also jetzt der eine oder andere Spieler verkrampft ob der unangenehmen Drucksituation muss auch Liensdorf ganz klar festhalten: „Es braucht mir keiner zu sagen, dass er nicht wüsste, um was es geht.“ Diese Ausrede gilt nicht.

Genauso wie beim Personal. Benjamin Kollmann (fünfte Gelbe Karte) und Mathias Nagel (Gelb-Rote Karte gegen Preussen) sind gesperrt. Hinter Marcus Bolze steht aus Verletzungsgründen ein Fragezeichen. Alle anderen sind fit. Damit ist die Personallage auch deutlich entspannter als vor einer Woche beim Heimspiel gegen den MSC Preussen. „Die Jungs haben Selbstvertrauen“, sagt Liensdorf.

Ganz einfach auch, weil der Großteil der Staßfurter Spieler schon höherklassig gespielt hat. Tobias Witte, Maximilian Moye, Markus Müller, Matthias Härtl, Stefan Stein, Mathias Nagel und Benjamin Kollmann haben schon in der Verbandsliga gekickt. Michael Schmidt sogar in der Oberliga. Diese gesammelte Erfahrung gilt es in den letzten beiden Saisonspielen auszuschöpfen und auf den Platz zu bringen. Dann kann es tatsächlich etwas werden mit dem direkten Durchmarsch von der Landesklasse in die Verbandsliga. Klappt das nicht, hat der SV 09 Staßfurt trotzdem eine überragende Saison gespielt.