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Handball „Handball-Oldies“ leben ihren Sport

Auch nach dem Karriereende riss das Interesse vieler Staßfurter am Handballsport nicht ab.

Von Tobias Zschäpe 27.04.2020, 23:01

Staßfurt l In der Spielzeit 2001/2002 feierten die „Handball-Oldies“ des SV Concordia Staßfurt ihre „Silberne Hochzeit“. Was auf den ersten Blick nach einem Fest auf Grund der Vermählung eines Vereinsmitgliedes klingt, war in Wirklichkeit das 25. Mal, dass sich die Ex-Handballer der Bodestädter in geselliger Runde trafen.

Bei dieser Gruppe ehemaliger Sportler handelte es sich überwiegend um Spieler der ehemaligen Schülermannschaft der SG Salzland, welche 1948 erfolgreich zusammen Feldhandball spielte. Die Initiative für künftige regelmäßige Treffen und gemeinsame Besuche von Handballspielen entstand am 9. Oktober 1992 während eines Klassentreffens. Kurze Zeit später waren bei der ersten Zusammenkunft in der Staßfurter Gaststätte „Bräustübl“ elf „Oldies“ anwesend. Darunter Horst Stein, Richard Wiermann, Franz Wiermann, Otto Bohne, Horst Hille, Alfred Käppner, Hans Gawallek, Horst Trippner, Hans-Werner Rosenmeier und Klaus Grundmann.

Bei den Zusammenkünften wurden immer wieder Erinnerungen ausgetauscht und über die schöne frühere Zeit gesprochen, in der „alles besser“ war. Doch auch an die beschwerlichen Momente wurde gern zurückgedacht. Zur Sprache kamen unter anderem die Auswärtsspiele, bei denen die Anreise auf Lastkraftwagen ohne Plane und mit dem letzten Rest Benzin erfolgten.

Oder die Zugverspätungen mit der Reichsbahn. Selbst das Beschaffen von Sportbekleidung und -zubehör war ein Problem. Es gab keine Schuhe, keine Trikots, keine Bälle. Vieles musste improvisiert und neu erfunden werden.

Doch wer waren diese ehemaligen, inzwischen zum Teil verstorbenen Sportler? Was Ende der 1980er den Fußballern verwehrt blieb, hatten die Handballer von Aktivist Staßfurt seinerseits bereits hinter sich. Auch heute noch weiß der geneigte Staßfurter Handball-Fan, dass Paul Merkewitz den Sport nach 1945 in der Bodestadt wieder aufbaute und entscheidenden Anteil daran hatte, dass Aktivist in die damals zweithöchste Handball-Spielklasse aufstieg.

Neben den Kaliwerkern trugen Motor und Chemie Staßfurt dazu bei, dass sich der Handballsport wieder entwickelte und die Salzstadt zu einer Hochburg im Feld- wie auch im Hallenhandball wurde. Wie gut die Oldies damals spielten, wissen nicht nur Zeitzeugen. Dass sie ihr Handwerk verstanden, davon zeugen neben zahlreichen bekannten Namen auch die Lieder, die auch bei den damaligen Treffen zum Besten gegeben wurden. Zudem durften sich hunderte Besucher des Staßfurter Karnevals seinerzeit vom sängerischen Talent der Sportler überzeugen. Horst Merkewitz gab damals in einem Zeitungsinterview bekannt, dass die „Palette an Lieder noch für viele Jahre“ reiche.

Und so trafen sich die „Handball-Oldies“, wie die Ehemaligen in Staßfurt liebevoll genannt wurden, regelmäßig, um gemeinsam Handballspiele zu besuchen. Ein Verein wurde nicht gegründet, auch der Beitritt zum Handballverein wurde jedem freigestellt. Die Kosten wurden durch Spenden beglichen. Ein Vorstand wurde nie gewählt, jedoch fanden sich immer wieder Leute, die Verantwortung und Aufgaben übernahmen.

Als erste Aufgaben nahm sich die Gruppe vor, nach und nach alle Ehemaligen in Deutschland zu finden und zusammenzuführen. Besonderes Interesse Bestand daran, die Spieler der Mannschaft zu finden, welche damals in die DDR-Liga aufgestiegen war. In loser Organisation sorgte die Interessengruppe dafür, dass die Sportler auch nach dem Karriereende den Handballsport weiter leben konnten. Insbesondere die Aktiven aus der Zeit, als Aktivist in die DDR-Liga aufgestiegen war, sorgten dafür, dass es immer wieder zu den monatlichen Treffen kam. Stets mit reger Beteiligung.

Garantie für den Fortbestand der Gruppe waren die „Anführer“, welche stellvertretend für den nicht vorhandenen Vorstand die Verantwortung übernahmen. Leute, die sich vorne anstellten und organisierten. Diese bereiteten neben den Besuchen von Handballspielen auch gemeinsame Kegelabende und andere Veranstaltungen vor.

Dass eine solche Gruppe nicht für immer bestehen würde, wurde aber bereits zu Beginn des Jahrtausends klar. Bei der sogenannten „Silberhochzeit“ im Jahr 2001 waren die meisten der Teilnehmer bereits Rentner. Zur „Goldenen Hochzeit“ anlässlich des 50. Treffens werden nach aktuellem Stand Hans Gawalek, Alfred Käppner, Klaus Merkewitz, Horst Witzke und Rainer Koch erwartet, welche bereits auf diesen besonderen Moment hinfiebern.

Die Verantwortlichen des HV Rot-Weiss Staßfurt freuen sich besonders, auch in der aktuellen Saison noch Zeitzeugen in der neuen Salzland-Sporthalle begrüßen zu können. Hans Gawalek mit seiner Frau und Rüdiger Bode gehörten in der nun beendeten Spielzeit zu den Gästen in der neuen Hochburg des Staßfurter Handballs. Im Verein hofft man, dass die „Oldies“ noch lange Gast am Spielfeldrand sind.