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Fußball Lok-Präsident hat viele Herausforderungen

Die Volksstimme hat sich mit Lok-Präsident Thomas Weise über die ersten 100 Tage seiner Amtszeit unterhalten.

22.02.2020, 03:00

Stendal l Thomas Weise ist 50 Jahre alt, Firmen-Inhaber, Vorsitzender der CDU-Fraktion im Stadtrat der Hansestadt Stendal sowie seit 8. November 2019 Präsident des 1. FC Lok Stendal.

Im Gespräch mit Volksstimme-Autor Stefan Rühling sprach er nun über seine ersten 100 Tage als „Funktionärssportler“, aktuelle Themen seiner Arbeit und das Zusammenwirken der Dreifachbelastung

Volksstimme: Thomas Weise, wie geht es Ihnen?

Thomas Weise: Es geht mir gut, danke. Im Moment ist eine turbulente Zeit. In meiner Firma, im Stadtrat sowie beim Fußball gibt es viel zu tun.

Sie sind jetzt etwas mehr als 100 Tage Präsident des 1. FC Lok Stendal. Wie haben Sie die erste Zeit erlebt?

Zunächst einmal habe ich aus meinem Umfeld viele positive Reaktionen darauf bekommen, dass ich mich habe wählen lassen. Manche haben gefragt, ob ich mir der Schwere der Aufgabe bewusst bin. Doch in Summe war es für mich eine tolle Motivation, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Im Verein wurde ich herzlich empfangen. Die Gespräche und das Kennenlernen haben gezeigt, dass alle Beteiligten gleiche Ziele verfolgen. Doch diese zu erreichen, ist ein langsamer Prozess.

Worauf haben Sie Ihren Fokus gelegt?

Ich musste mir den Verein erst einmal ansehen, schauen welche Strukturen es gibt bzw. der neugewählte Vorstand musste sich erst einmal finden. Dieser Prozess ist auch längst nicht abgeschlossen. Unsere Sitzungen gehen oftmals über viele Stunden. In diesem Zusammenhang musste ich feststellen, dass ich mir das Alles etwas einfacher vorgestellt habe. Doch es dauert deutlich länger, das über Jahre vorhandene Denken aufzubrechen, um eventuell auch Veränderungen herbeiführen zu können. Ich habe aber ein dickes Fell und höre mir Probleme an. Mein Dank gilt an dieser Stelle allen Ehrenamtlichen in unserem Verein, die sich engagieren. Bei all denen ist es unsere Aufgabe als Vorstand, für weitere Unterstützung zu werben, ohne den einzelnen ersetzen zu wollen.

Konnten Sie schon Fortschritte erzielen?

Wir – also der Vorstand bestehend aus Torsten Pfeiffer, Daniela Schlegel, Guido Klautzsch und mir – haben uns nach der Wahl vorgenommen, einen erweiterten Vorstand zu bilden, um die Vereinsarbeit auf mehr Schultern zu verteilen. Hier bin ich sehr froh, dass uns dies bis hierhin gelungen ist. Wir haben jetzt einen Fanbeauftragten mit im Boot, der sich um alle Belange unserer Anhänger kümmert. Weiterhin zählt Klaus Höppner zum Team. Das war mir besonders wichtig, da er Erfahrungen darin hat, einen Verein neu zu strukturieren und zudem ist er in Stendal gut vernetzt, was immer wichtig ist. Dazu zählen Jörn Schulz als Trainer und Hölzchen-Sprecher Sven Jaluschka zum Gremium. Letzterer erhält seit kurzem auch Unterstützung in der Medienarbeit.

Darüber hinaus haben wir ein Auge daraufgelegt, was die Zusammenarbeit mit unseren Sponsoren angeht. Nach dem Wechsel im Präsidium gab es Kündigungen, wir konnten aber auch neue Partner gewinnen. Hier haben wir aber noch viel Arbeit und Potenzial vor uns.

Das klingt vielversprechend?

Das ist aber nur ein erster Schritt. Grundsätzlich ist bei uns jeder willkommen, der Fußballfan ist – egal, ob er sich aktiv in die Vereinsarbeit einbringen möchte, als passives Mitglied eine finanzielle Unterstützung leistet oder als Zuschauer zu unseren Heimspielen ins Stadion „Am Hölzchen“ kommt. Unser Verein hat 300 Mitglieder, davon 31 Betreuer für zwei Herren- und elf Nachwuchsmannschaften. Wir sind für jede Form der Förderung des Fußballsports bei Groß und Klein sowie des Vereinslebens dankbar.

Kürzlich waren Sie zum Termin beim Hauptsponsor der ersten Männermannschaft, der Kreissparkasse. Wie wurden Sie dort empfangen?

Das war so ein erster Schritt, die Zusammenarbeit mit unseren Partnern zu verbessern. Das Logo der Kreissparkasse trägt unsere erste Mannschaft auf der Brust und wir wünschen uns, diese Kooperation auch weiterhin erfolgreich fortsetzen zu können. Diesen Besuch haben wir dazu genutzt, ins Gespräch zu kommen. Das hat allen Beteiligten Spaß bereitet und wir konnten vielleicht auch die eine oder andere Geschichte der Vergangenheit beilegen. Derartige Termine streben wir in Zukunft auch mit weiteren Sponsoren an. Denn Stendal ist – so viel weiß ich aus meiner Erfahrung als Kommunalpolitiker – der 401. Kreis von 401 in Deutschland, was das Thema Entwicklung betrifft. Wir als 1. FC Lok Stendal sind daher umso mehr auf lokale Partner und Sponsoren angewiesen, um unser Angebot des Fußballsports in der Oberliga sowie den höchsten Ligen des Landes im Nachwuchs aufrechterhalten und verbessern zu können.

Können Sie also eine Vertragsverlängerung mit dem Geldinstitut vermelden?

Nein, soweit sind wir noch nicht. Wir würden uns aber natürlich freuen, wenn die Gespräche mit dem Abschluss eines neuen Vertrags enden würden.

Welche Themen stehen als nächstes auf Ihrer Lok-Agenda?

Neben dem erweiterten Vorstand wollen wir weiterhin Menschen dafür begeistern, sich ehrenamtlich zu engagieren. Im Konkreten sind wir gerade in Gesprächen, die Position des Jugendleiters neu zu besetzen, um Margit Bubke auch ein Stück weit zu entlasten. Da sind wir optimistisch, schon bald eine Lösung präsentieren zu können.

Unsere Nachwuchstrainer haben ein Konzept für die Arbeit bei den Junioren und mit den Eltern entwickelt. Dieses wollen wir demnächst im Vorstand diskutieren, beschließen und dann gemeinsam zur Umsetzung bringen.

Das Thema Sponsoren wird uns auch weiterhin begleiten. Für Ende Februar haben wir deshalb unsere Partner eingeladen, um den neuen Vorstand kennenzulernen und gemeinsam über die Zukunft oder einfach den Fußball zu sprechen.

Sie sagten nach Ihrer Wahl, Sie seien Funktionärssportler. Welche fußballerische Kompetenz haben Sie mit in den Verein gebracht?

Ich glaube, mit Guido Klautzsch als Sportvorstand und Jörn Schulz als Trainer haben wir zwei kompetente Fußballer in unseren Reihen. In gewissen Punkten halte ich mich hier also zurück. Nichtsdestotrotz habe ich zu unseren Spielen auch eine Meinung und werde diese intern zur Diskussion stellen.

Sie haben die Etablierung der Männer im oberen Drittel der Oberliga als Ziel ausgegeben. Wie bewerten Sie die aktuelle Situation?

Zunächst einmal muss ich sagen, dass ich für diese Aussage im November etwas belächelt wurde. Das war vielleicht nicht ganz glücklich formuliert aber ich hoffe, die Stendaler und unsere Fans haben mir das verziehen.

Das erste Spiel nach der Winterpause lief sicher nicht ganz so, wie wir uns das vorgestellt haben. Unsere Mannschaft hat schon bessere Leistungen abgeliefert. Demnach war diese Niederlage hart. Doch ich bin derselben Meinung wie unser Trainer, dass es in der Oberliga drei oder vier Mannschaften gibt, die schlechter sind als unsere. Daher werden wir für den Klassenerhalt kämpfen und hoffen dabei auch auf die Unterstützung der Fußballfans aus Stendal und der Altmark. Ich bin davon überzeugt, dass wir die Spielklasse sportlich halten werden.

Inwieweit verfolgen Sie neben den Männern auch die Lok-Nachwuchsmannschaften?

Das ist eine wichtige Aufgabe, die nicht nur ich, sondern der gesamte Vorstand sich vorgenommen hat. Wir wollen den Kontakt zwischen den Funktionären, den Herren-Mannschaften sowie den Nachwuchs-Teams verbessern. Dafür wollen und werden wir auch Präsenz zeigen, um mit unseren Trainern, Betreuern und Zuschauern ins Gespräch zu kommen. Ich selbst war im Winter beim Pape-Cup in Magdeburg dabei und habe weitere Hallenturniere besucht. Daniela Schlegel war kürzlich mit bei der Versammlung der Trainer. Zu jeder Vorstandssitzung wird auch immer das Protokoll der letzten Nachwuchssitzung thematisiert.

Hauptberuflich sind Sie Inhaber einer Firma in Stendal. Beeinflusst Ihr Ehrenamt auch Ihr Berufsleben?

Wer in einer vergleichbaren Position ist und behauptet, dass es keine Beeinflussung gibt, der merkt es nicht oder macht seine Arbeit nicht richtig. Mir wurde die Frage auch schon gestellt, wie ich Firma, Stadtrat und Familie unter einen Hut bekommen möchte. Das ist tatsächlich schwierig und – ich habe es eingangs erwähnt – ich habe mir das einfacher vorgestellt. Den perfekten Weg dafür habe ich auch noch nicht gefunden.

Können Sie Ihre Erfahrung aus Verein und Politik auch im Verein anwenden?

Ja, vor allem mein Netzwerk hilft mir natürlich, diverse Problemstellungen nicht nur zu erkennen, sondern auch anzugehen.

Wie geht Ihre Familie mit der Dreifachbelastung um?

Ich habe meine Frau natürlich gefragt, wie sie das einschätzt und sie hat mich dabei unterstützt, dem Verein zuzusagen. Sie kennt es auch nicht anders, als das ich regelmäßig abends und am Wochenende engagiert bin. Meine Töchter sind stolz auf mich. Somit konnte ich auch meine Familie für den Fußball begeistern, was es wiederum einfacher macht.