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Aus den Vereinen Interview mit André Boks, Präsident des Wernigeröder SV Rot-Weiß, nach knapp fünfmonatiger Amtszeit "Trete in überaus große Fußstapfen"

13.12.2014, 01:20

Seit Juli 2014 hat der Wernigeröder SV Rot-Weiß einen neuen Vorstand, als Vorsitzender leitet nun André Boks die Geschicke des größten Sportvereins im Harzkreis. Volksstimme Redakteur Ingolf Geßler unterhielt sich mit dem 43-jährigen Rechtsanwalt.

Harzer Volksstimme: Mit der Nachfolge von Prof. Armin Willingmann haben Sie ein schweres Erbe angetreten. Bedurfte es langer Überlegungen, diesen verantwortungsvollen Posten zu übernehmen?

André Boks: Die langen Überlegungen liegen wiederum lange zurück. Nach der Ära Schedlbauer hat sich der Rektor der Hochschule Harz, Professor Dr. Armin Willingmann, bereit erklärt, den Vorsitz dieses großen Vereins zu übernehmen. Zeitgleich bin auch ich Vorstandsmitglied geworden. Das alles liegt nun schon lange Jahre zurück. Armin Willingmann war für den Verein in dieser Zeit von existenzieller Bedeutung. Es galt, diesen Verein angesichts sich ändernder wirtschaftlicher Strukturen in gesundem Fahrwasser zu halten, dies ist im Wesentlichen ihm und seiner erheblichen Reputation vor Ort und seiner überragenden Fähigkeiten als Netzwerker zu verdanken. Klar war von Anfang an, dass er aufgrund seiner erheblichen sonstigen Belastungen diese Tätigkeit nur auf Zeit wird ausführen können. Ebenso schnell wurde dann "auf dem Wege" klar, dass ich - vorbehaltlich des Votums der Mitgliederversammlung - zu einem zwischen uns abgesprochenen Zeitpunkt das Ruder übernehmen werde, was dann auch eingetreten ist.

Mit etwa 1400 Mitgliedern ist der Wernigeröder SV Rot-Weiß der größte Sportverein im Harzkreis. Wie lässt sich die ehrenamtliche Tätigkeit bei der ohnehin geringen Freizeit als Rechtsanwalt vereinbaren?

Wir sind zum einen ein gut funktionierender Vorstand, bestehend aus weitestgehend langjährigen Vorstandsmitgliedern. Hansi Clare, Dr. Maximilian Zimmer und Peter Engel nehmen mir eine Menge ab, mit dem aus der Politik bekannten Kevin Müller ist ein unglaublich engagierter Mitstreiter dazu gestoßen. Hinzukommt, dass wir zwei geringfügig beschäftigte Mitarbeiterinnen vorhalten, die dem Schatzmeister Peter Engel, dem besonderer Dank gebührt, bei der Buchhaltung und mir beim Tagesgeschäft assistieren. Nicht zuletzt ist zu erwähnen, dass ohne die jeweiligen Abteilungsveranwortlichen das wöchentliche Sportprogramm nicht zu organisieren wäre.

Der WSV Rot-Weiß verbindet Breitensport mit absolutem Leistungssport wie den Floorballern der Red Devils in einem Verein. Fällte es schwer, die richtige Balance zu finden, gerade hinsichtlich der finanziellen Untersützung.

In der Tat ist es besonderer Anspruch dieses Vereins, nicht nur als großer, sondern auch als spartenreicher Verein sowohl die Aspekte des Breitensports und des damit verbundenen Angebots, als auch den Aspekt des Leistungssports zu verbinden. In der Tat sind die Begehrlichkeiten umfangreich. Wir können diesen Spagat, insbesondere die finanziellen Notwendigkeiten des Ganzen, nur aufgrund langjähriger, äußerst zuverlässiger Partner im Sponsoringbereich bewältigen. Hier sind vor allen Dingen zu nennen die Hasseröder Brauerei, Harzsparkasse und Stadtwerke Wernigerode, die sich Jahr für Jahr unglaublich engagieren und so der großen regionalen Bedeutung des "Anbieters" WSV Rot-Weiß Rechnung tragen. Ein Dank gilt an dieser Stelle jedoch auch dem Landkreis Harz und der Stadt Wernigerode sowie dem Kreissportbund, die in unterschiedlicher Weise, auch immateriell, Hilfestellungen geben.

Sportarten wie Pferdesport, Ringen oder Fechten verweisen in Wernigerode auf eine lange Tradition. Wie kann sich der Verein engagieren, um diese Tradition aufrecht zu erhalten?

Im Pferdesport haben wir leider hinnehmen müssen, dass das einstige Domizil am Eisenberg dem Verein nicht mehr zur Verfügung steht und dort lediglich private Nutzungsvereinbarungen vorgehalten werden. Gleichwohl gibt es den unermüdlichen Einsatz zum Beispiel gerade der Familie Preller und des Sportfreundes Legler, vor allem auch im Kinder- und Jugendbereich. So ist es für uns selbstverständlich, dass wir helfen, dass es gerade im Hinblick auf das Objekt am Ziegenberg vernünftige Vereinbarungen mit der Stadt Wernigerode geben kann, die sich insofern vorbildlich engagiert. Mit den Ringern haben wir - trotz des unermüdlichen Einsatzes eines Rolf Leutelt - nicht unerhebliche Nachwuchsprobleme, die sicher auch mit dem riesigen Angebot in Wernigerode zu tun haben, hinnehmen müssen, so dass es im Bereich der Männermannschaft mittlerweile nur noch eine aus drei Vereinen bestehende Wettkampfgemeinschaft gibt. Hier ist der Verein sehr begrenzt in der Lage zu helfen, nachdem wir uns frühzeitig entschieden haben, auf ein Engagement von Sportfreunden zu verzichten, das finanziell nicht bewältigt werden kann. Gleichwohl versuchen wir die erfolgreiche Arbeit der Abteilung Ringen insofern zu unterstützen, als die Nutzungsvereinbarung mit der Stadt Wernigerode im Hinblick auf die "Ringerhalle" an der Promenade aufrechterhalten wird, was manchmal nicht ganz einfach zu bewältigen ist. Im Hinblick auf die Fechter haben wir in Wernigerode in der Tat eine große Tradition. Hervorzuheben ist an dieser Stelle ein neuer Glanzpunkt der Vereinsära, nämlich der Weltmeistertitel von Ute Fibranz, die Mannschaftsgold bei den Senioren gewann. Gerade diesen engagierten Menschen, die ihr Wissen und Können an Kinder und Jugendliche weitergeben wollen, ist es zu verdanken, dass sich eine in der heutigen Zeit zur Randsportart verkommene Sportart weiterhin großer Beliebtheit erfreut. Wir versuchen als Verein mit Unterstützungen im Hinblick auf die nicht unerheblichen Materialaufwendungen zu helfen, so gut es geht.

Gab es bei Ihrer Amtsübernahme einen Punkt oder ein Vorhaben, dass Sie sich als neuer Vereinschef auf die Fahnen geschrieben haben?

In aller erster Linie ging es darum, die hervorragende Arbeit des vormaligen Vereinspräsidenten Armin Willingmann fortzusetzen. Ich trete hier in überaus große Fußstapfen. Angesichts des großen Spektrums an Abteilungen im Verein liegt mir zudem am Herzen, dass jedem einzelnen Mitglied - unabhängig von seiner Affinität zur eigenen Sportart - ein Loyalitätsbewusstsein gegenüber dem Gesamtverein innewohnt. Dazu ist es erforderlich, dass die Vertreter aller Sportarten noch dichter zusammenrücken. Hier möchte ich Entsprechendes versuchen.

Sie sind Vorsitzender des größten Sportvereins im Harzkreis. Wie sieht es mit den eigenen sportlichen Aktivitäten aus?

Diese halten sich leider Gottes in Grenzen. Mehr als einmal in der Woche zum Hallenfußball schaffe ich es nicht mehr. Soweit es möglich ist, bin ich zudem mit dem Mountain Bike unterwegs.