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Wintersport Harzer Berge statt Chiemsee

Homeoffice statt Sportinternat heißt es derzeit auch für die größten Harzer Sporttalente.

Von Ingolf Geßler 02.05.2020, 03:00

Benzingerode l Nach Annette Wehrmann (Kanu) und Elena Carius (Rudern) unterhielt sich der Harzer Sportkurier in Teil drei mit Hans Köllner, im vergangenen Jahr Jugend-Weltmeister mit der Deutschen Biathlon-Staffel.

Normalerweise wäre Hans Köllner aktuell in der Schule der Bundespolizei in Bad Endorf am schönen Chiemsee, durch die Corona-Pandemie verbringt er die Tage im heimischen Benzingerode. „Natürlich ist es schön, mal eine längere Zeit Zuhause zu sein. Normalerweise wäre dies nach der Saison nur für eine Woche der Fall gewesen“, erzählt der 18-Jährige. „Andererseits fehlen einem die sozialen Kontakte komplett. Ich freue mich schon darauf, wieder unter meinen Freunden zu sein, vernünftig zu trainieren und über andere Themen zu sprechen“, erzählt das Biathlon-Talent.

Läuft alles nach Plan, dann besucht Hans Köllner ab 18. Mai wieder die Schule in der Kaserne in Bad Endorf, dem Haup­tstandort für die Sportgruppe der Bundespolizei. „Entsprechende hygienische Vorsichtsmaßnahmen wurden getroffen, angefangen von Einzelzimmern über getrennte Essenszeiten bis zu Abstandsregelungen. Man hat sich viel ausgedacht, um einen halbwegs vernünftigen Ablauf zu ermöglichen“, so Köllner.

Obwohl er derzeit im heimischen Benzingerode ist, bietet der Tagesablauf nur wenig freie Zeit. „Dreimal 90 Minuten, zweimal vormittags und einmal am Nachmittag, lernen wir mit allen elf Klassenkameraden und Lehrer über einen Videochat“, berichtet der Harzer. Die bunt gemischte Klasse hat vom Skilangläufer, Skispringer, Nordischen Kombinierer, alpinen Skifahrer bis hin zum Bofahrer und Eisschnellläufer alles zu bieten.

Etwas lockerer gestaltet sich derzeit das Trainingsprogramm. „Normal hätten wir jetzt eine trainingsfreie Phase, trotzdem arbeite ich jeden Tag locker und entspannt an meiner Fitness. Als Einzelsportler sind wir nicht so sehr auf die Gruppen angewiesen, brauchen nicht wie Fußballer einen Sportplatz. Deshalb schränkt mich die aktuelle Situation weniger ein. Ich kann normal Radfahren, Crosslaufen oder Skirollern, Krafttraining ist mit dem eigenen Körpergewicht möglich. Wir haben vom Trainer einen Aufbauplan bekommen, mit dem wir entspannt in die Saison kommen und unseren Körper langsam an die Belastung gewöhnen“, erzählt der Benzingeröder.

Für das bevorstehende erste offizielle Jahr bei den Junioren erhofft sich Hans Köllner in erster Linie, dass „ich frei von Krankheiten und Verletzungen bleibe, das wäre schon ein großer Fortschritt.“ In der abgelaufenen Saison hatte der 18-Jährige damit genug zu kämpfen. „Über die Feiertage war ich zwei Wochen richtig krank, lag über Weihnachten mit Fieber im Krankenhaus. Dadurch habe ich auch die Jugend-Weltmeisterschaft verpasst. Zum Schluss lief es wieder etwas besser, obwohl ich noch längst nicht wieder in Topform war“, erzählt Hans Köllner.

Die hatte er ein Jahr zuvor, als er bei den Jugend-Weltmeisterschaften in Osrblie den Titel mit der Deutschen Staffel gewann und im Einzel starker Fünfter wurde. „In der abgelaufenen Saison war vieles neu. Ich habe bei der Bundespolizei angefangen, bin in den C-Kader aufgestiegen. Und mit 17 Jahren waren das über die Saison ganz schöne Reisen“, erinnert sich der Blondschopf.

Für die neue Saison will er weiter am Schießen arbeiten, auch läuferisch, wo er zu den stärksten Biathleten seines Jahrgangs zählt, gäbe es immer wieder etwas zu verbessern. „Erster Höhepunkt wird die Deutsche Biathlon-Meisterschaft auf Skirollern in Altenberg, sofern diese in Anbetracht der aktuellen Lage überhaupt stattfinden kann. Da sind alle Topstars wie Arnd Peiffer oder Denise Herrmann am Start. Und dann wird sich zeigen, wie ich in den Winter komme. Die Gesundheit spielt eine große Rolle, da bin ich relativ anfällig“, hofft Hans Köllner diesbezüglich auf eine bessere Saison als die abgelaufene.

Die Grundlagen für die bisher erfolgreiche Karriere wurden beim Nordischen Skiverein (NSV) Wernigerode gelegt. „Mit fünf Jahren habe ich bei Dieter Gersten das Langlauf-Abc gelernt, bin sieben oder acht Jahre für den NSV Wernigerode gestartet. In dieser Zeit habe ich viel Input bekommen, bei der ,Tour de Harz‘ die ersten Erfolge gefeiert und damit Motivation und Ehrgeiz entwickelt und den Willen, mehr zu erreichen. Und dabei immer den Spaß am Sport zu haben, ansonsten wären die sportlichen Erfolge nicht möglich“, gibt Hans Köllner den jungen Sportlern in seinem Heimatverein mit auf den Weg.

Der Kontakt zum NSV Wernigerode ist nie abgerissen, auch aktuell trainiert er beim Skiroller-Lauf gemeinsam mit Jannis Grimmecke oder Alina Rippin. „Beim Harz-Gebirgslauf starte ich weiter für den NSV Wernigerode als meinen Heimatverein“, erzählt Hans Köllner, der seine Erfolge als Biathlet wie Arnd Peiffer oder der Hasselfelder Danilo Riethmüller für den WSV Clausthal-Zellerfeld feiert.

Die Verbundenheit zu seiner Heimat ist auch ein Grund, dass Hans Köllner auf seinem harten Weg als Leistungssportler von Harzer Sponsoren unterstützt wird. Mit der Heinrich Brasche Stahl- und Metallbau GmbH, dem Zahnmedizinischen Versorgungszentrum (ZMZV) Belger aus Goslar und Christoph Dunkel Hörakustik und Augenoptik weiß er treue Partner an seiner Seite.