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Fußball Der große Auftritt von Heinrich Schöbel

Unter der Rubrik „Damals war’s“ blicken wir auf ein Ereignis aus dem Jahre 1993 zurück. Damals verteidigte der VfL Gehrden den Kreispokal.

Von Simone Zander 22.04.2020, 01:01

Lübs l „VfL Gehrden heißt der alte und neue Kreispokal-Sieger“, hieß die Schlagzeile 1993. Die Gehrdener konnten sich vor mehr als 100 Zuschauern die Trophäe zum wiederholten Male sichern. Das Finale wurde im Zerbster „Friedrich Ludwig-Jahn-Stadion“ ausgetragen. Gegner war die Mannschaft aus Lindau. Beide Teams spielten im Kreismaßstab und die Punktspiele gegeneinander gingen klar mit 4:2 und 8:0 an die Gehrdener, die somit als Favorit für das Pokalfinale gehandelt wurden.

Um es vorweg zu nehmen: Die Gehrdener siegten knapp 3:2, obwohl sie bis zur 57. Minute bereits mit 0:2 hinten lagen.

Die Lindauer übernahmen das Kommando. Sie hatten als Außenseiter den Kreismeister Blau-Weiß Loburg im Halbfinale in der Verlängerung 6:4 bezwungen. Nun wollten sie auch den großen Triumph.

Bis zur 57. Minute schien der Plan aufzugehen. Von Minute zwölf bis 14 konnten die Lindauer die drei Ecken nicht in Zählbares ummünzen. Bei der dritten Ecke stand die Querlatte des Gehrdener Torhüters Kemp im Weg. In der 32. Minute gab es sogar einen Foulstrafstoß für Lindau, doch Ralf Zimmer schoss am Tor vorbei.

In der 39. Minute konnte dann Mario Buge endlich die 1:0-Führung für Lindau erzielen und bei einem Eckenverhältnis von 8:4 für Lindau ging es in die Pause.

In Halbzeit zwei lief es weiter für die Burgstädter, denn Roger Alarich erhöhte auf 2:0.

Dann reagierte der VfL und wechselte den 45-jährigen Heinrich Schöbel ein und für ihn ging die Sternstunde auf. Nachdem sein Schuss in der 63. Minute knapp das Tor verfehlte, gelang ihm zwei Minuten später der 1:2-Anschlusstreffer. Nach einer Ecke konnte Tobias Schmidt sogar zum 2:2-Ausgleich einnetzen (66.). In der 71. Minute schlug Routinier Heinrich Schöbel erneut zu und erzielte das 3:2. Bei diesem Resultat blieb es bis zum Schlusspfiff von Schiedsrichter Karlheinz Göritz.

Dieses Pokalspiel hatte neben dem Triumph noch eine Besonderheit zu bieten: In beiden Teams spielten zwei Generationen Fußball. Bei der SG Lindau waren dies Torwart Bernd (46 Jahre) und Roger Alarich (24). Roger Alarich ist heute Co-Trainer der Landesklasse-Fußballer vom SC Vorfläming Nedlitz. Beim VfL Gehrden spielten Heinrich Schöbel (45) und sein Sohn Marcel (18) damals das erste Mal zusammen in einer Mannschaft.

Beide können sich an dieses Spiel noch sehr gut erinnern. „Ich hatte das erste Mal mit meinem Sohn zusammen gespielt. Er war da der Jüngste und ich war der Älteste. So ein Spiel vergisst man nicht“, erinnerte sich Heinrich Schöbel, der damals erst zur Halbzeit eingewechselt wurde und zwei Tore erzielte.

„Wir hatten den Pokal damals dreimal hintereinander gewonnen. Beim ersten Mal, 1990/91 war es das letzte Mal, dass der alte FDGB-Pokal noch aus DDR-Zeiten vergeben wurde, weil der DFB noch keinen eigenen Pokal für die Pokalspiele hatte. Der Wanderpokal hatte die Form von drei alten Männern, die auf einem Podest stehen“, erinnerte sich der heute 72-Jährige.

Er erinnert sich auch, dass das Pokalspiel 1992/93 gegen Lindau viele Zuschauer anzog. „Das kann man heute nicht mehr vergleichen mit der Zeit, als wir noch Bezirksklasse oder Bezirksliga gespielt haben. Da waren es hunderte Zuschauer. Wenn heute noch 20 oder 30 Zuschauer kommen, muss man schon zufrieden sein“, so der langjährige Fußballer.

Seiner ersten Mannschaft, die in der Kreisoberliga spielt, vertraut er und hofft, dass sie, falls die Saison noch fortgesetzt werden kann, „unter die ersten Fünf kommt“ und somit „einen sicheren vorderen Platz belegt“. Der Fußball-Kenner denkt aber eher, dass die Saison „nicht mehr fortgesetzt wird“. „Es gibt momentan so viele Probleme im bezahlten Fußball, angefangen von der 3. bis zur 1. Bundesliga. Ich glaube, man will erstmal diese Ligen in Gange bringen, denn da fehlt sonst das Geld. In unserem Bereich wäre das nicht so wichtig.“ Nun hofft der Familienvater und mehrfache Opa, dass die neue Saison „pünktlich angepfiffen werden kann, denn das ist auch noch nicht ganz sicher“.

Sein Sohn Marcel, ebenfalls langjähriger Spieler, Torwart und Kapitän der ersten Männer des VfL, kann sich ebenfalls „gut an das Spiel erinnern“. „Ich denke, ich habe mich damals eher für meinen Vater gefreut. Ich habe einfach nur Fußball gespielt. Es war eine coole Sache, dass ausgerechnet mein ‚alter Herr‘ eingewechselt wurde und das Spiel mit seinen beiden entscheidenden Toren noch drehen konnte“, sagte der heute 44-Jährige.

Er erinnert sich auch, „dass der Pokalsieg natürlich toll war“, denn „für mich war es der erste Triumph“. Marcel Schöbel hatte bereits mit 17 Jahren im Männerbereich gespielt. Heute trainiert der Familienvater die C-Jugend des VfL Gehrden, wo sein Sohn Anton und seine Tochter Karla spielen. Anton ist Stürmer und wie sein Papa Kapitän des Teams. Karla sorgt als Innenverteidigerin für eine funktionale Defensivabteilung.