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Fußball Die Kunst, die Jungs noch zu kitzeln

Beim TSV Rot-Weiß Zerbst wird wieder trainiert. Am vergangenen Donnerstag fand die zweite Trainingseinheit statt.

Von Simone Zander 03.06.2020, 05:00

Zerbst l Am Mittwoch geht es mit der dritten Einheit weiter. Die Trainer Jens Borchers und David Ritze äußerten ihre Gedanken zur aktuellen Lage in der Corona-Krise. Sportredakteurin Simone Zander sprach mit ihnen.

Volksstimme: Bis zum außerordentlichen Verbandstag am 30. Juni steht die Frage im Raum, ob die Kreispokalspiele stattfinden. Was denken Sie?

Jens Borchers: Den Kreispokal hätten wir schon gern mitgenommen. Aber durch die gesamte Konstellation der Wechselfristen, wir haben auch zwei Sportler, die den Verein verlassen wollen, wäre es eine Wettbewerbsverzerrung. Wenn wir erst nach dem 30. Juni spielen, sind manche gar nicht mehr mit dem Herz bei ihrem Verein.

David Ritze: Man weiß nicht, wie die Konstellation dann aussehen wird, ob man mit dem neuen Kader das Pokalspiel weiterführen darf. Das hängt sicher alles vom Termin ab.

Sie hatten da schon Ideen, wie das Pokalspiel aussehen könnte?

Jens Borchers: Ich könnte mir auch vorstellen, das Pokalspiel gegen Nedlitz in die Vorbereitung zu integrieren. Wir könnten zum Ende der Vorbereitung ein Spiel mit Wettkampfcharakter für einen guten Zweck ausrichten. Darüber wollen wir mit den Nedlitzern sprechen.

Wer verlässt Ihren Verein?

Jens Borchers: Tobias Frens hört aus privaten Gründen auf, was echt schade ist. Und Florian Böning sucht nochmal eine neue Herausforderung.

Wird es Zugänge geben?

Jens Borchers: Es ist zur Zeit schwierig, mit Sportlern zu reden. Hannes Dieckmann rutscht hoch. Daniel Syring hat sich bereit erklärt, aber er spielt auch noch Tischtennis. Da müssen wir gucken, wie es passt. Und Paul Meerkatz will auch wieder dazu stoßen. So können wir ein bisschen was auffangen.

Denken Sie, dass die Saison pünktlich starten kann?

Jens Borchers: Ich glaube es nicht und vermute, es wird erst Ende September, Anfang Oktober.

David Ritze: Ich denke, auch, dass es noch etwas länger dauern wird, ehe die neue Serie starten kann.

Sie haben für Ihr Training alles exakt vorbereitet. Was ist jetzt so möglich?

Jens Borchers: Der Fokus liegt nur auf dem Torschuss-Training. Ansonsten sind kleine Passübungen auf Abstand möglich. Wir sind 18 Leute und am liebsten könnte ich den Ball hier hinschmeißen und sie würden Fußball spielen. Es ist das Schwierige, die Jungs mit solchen ‚stumpfen‘ Übungen, die anstrengend sind, die letzten Tage zu kitzeln. Aber anders geht es nunmal nicht.

Haben Sie vom Verein Auflagen zu erfüllen und ging es problemlos, mit dem Training zu beginnen?

Jens Borchers: Es ging problemlos. Die Jungs kommen gleich umgezogen hierher.

David Ritze: Der Verein hatte den Antrag bei der Stadt gestellt und die Vorgaben, wie Platzbelegung und Hygieneplan, müssen wir umsetzen. Es gibt einen Punkteplan, an den sich jeder halten muss. Den hatte jeder Übungsleiter erhalten und jeder Übungsleiter ist für seine Mannschaft verantwortlich, dass alle Punkte auch eingehalten werden. Die Punkte wurden auf einer Belehrung vorgestellt und wir halten uns streng daran.

Dass die Bundesliga spielen darf und die Amateurvereine nicht, stößt nicht bei jedem auf Verständnis. Wie sehen Sie das?

David Ritze: Der Aufwand, der in der Bundesliga betrieben wird, ist ein komplett anderer als hier bei uns. Beispielsweise die Quarantäne-Hotels wären hier gar nicht tragbar, auch finanziell gesehen. Auch die Kontrollen, die dort durchgeführt werden. Ich wüsste nicht, wer das bezahlen oder überhaupt umsetzen soll. Es ist etwas verständlich, denn es ist Profisport. Aber unser Herz blutet trotzdem. Sicherlich ist es ein kleiner Schritt und man hofft, wenn noch mehr Lockerungen kommen, dass es dann auch nach unten durchschlägt. Aber Amateur- und Profisport sind und bleiben zwei Welten.

Ist dennoch diese Möglichkeit, hier zusammen zu trainieren, ein kleiner Schritt nach vorn?

Jens Borchers: Auf jeden Fall. Es ist für alle Sportler hier in der Region eine Erleichterung, dass man seinem Hobby wieder ein bisschen nachgehen kann. Das ist das Wichtigste. Es wird schon viel gelockert, aber trotzdem sind wir noch eingesperrt.

Dürfen Sie danach schon mit dem gebührenden Abstand ein Bierchen zusammen trinken?

David Ritze: Das ist nicht gewollt. Die Kabinen sind ja auch zu und wir müssen nach dem Training das Sportgelände abschließen. Was dann gemacht wird, können wir nicht beeinflussen.

Jens Borchers: Wir als Trainerteam haben den Hut auf. Wir müssen die Vorgaben des Vorstandes einhalten und ein gemütliches Beisammensein ist nicht erwünscht. Da müssen wir einfach durch.

Wielange läuft das Training noch?

Jens Borchers: Wir werden noch bis zum 14. Juni trainieren. Vielleicht können wir noch eine kleine Abschlussfeier machen, aber wir wissen nicht, ob und wie es möglich wäre.