1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Lokalsport Magdeburg
  6. >
  7. Jeder ist ein Zahnrad im großen Getriebe

Fußball Jeder ist ein Zahnrad im großen Getriebe

Viele Teams stecken in der Vorbereitung, so auch der SC Vorfläming Nedlitz, der erneut in der Landesklasse 2 auf Punktejagd geht.

Von Simone Zander 06.08.2020, 05:00

Nedlitz l Sportredakteurin Simone Zander sprach mit Trainer Dirk Bizuga über das bisher Erreichte und Ziele für die neue Spielzeit.

Volksstimme: Platz fünf und 27 Punkte nach dem Abbruch der Saison aufgrund der Corona-Krise. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Dirk Bizuga: Wir hätten sehr gern die Saison zu Ende gespielt, so wie sicher alle Mannschaften auch. Insgesamt gesehen können wir zufrieden sein. Aus meiner Sicht hätten wir aber auch gut und gern vier bis sechs Punkte mehr haben können. Da fallen mir die Niederlagen gegen Post Magdeburg ein, wo sich die Mannschaft das Spiel selbst kaputt gemacht hat, weil sie sich mit anderen Dingen beschäftigt hat, nur nicht mit Fußball und keine Einheit auf dem Platz war. Oder die einzige Heimniederlage gegen Olvenstedt, wo wir zum Ende hin noch eine 2:0-Führung aus der Hand gegeben haben, diese war unnötig und sehr ärgerlich. Am Ende steht Platz 5 zu Buche und wir stehen im Halbfinale des Kreispokals. Das Endspiel zu erreichen, haben wir uns alle vorgenommen. Unter dem Strich bis hierher eine ordentliche Saison.

Ihr Team gehört zu den Besten der Staffel 2. Macht es Sie stolz, dass ihr Landsportverein so gut mithalten kann?

Natürlich macht es mich stolz, Trainer dieses Teams zu sein, welches Jahr für Jahr in der Staffel 2 eine gute Rolle spielt. Aber das ist der Verdienst jedes Einzelnen im Verein, nicht nur meiner. Ich sage immer, jeder ist ein Zahnrad in einem großen Getriebe. Es funktioniert nur, wenn jeder sich dreht und alles für den Verein gibt. Nur dann können wir unsere gesteckten Ziele Jahr für Jahr erreichen, auch als Verein einer kleinen Gemeinde in einer der spielstärksten Staffeln auf Landesklassen-Ebene.

Einem klasse Start mit nur vier Niederlagen folgten ab dem 13. Spieltag gleich drei Misserfolge gegen Arminia, Gommern und Olvenstedt. Woran lag es?

Im letzten Hinrundenspiel bei Arminia hatten wir uns schon einen Punkt ausgerechnet. In den Duellen mit Armina entscheiden oft die kleinen Dinge über Sieg oder Niederlage. Aber der Doppelschlag kurz nach der Pause brach uns das Genick, wobei wir spielerisch ebenbürtig waren. Der Rückrundenstart gegen Gommern und Olvenstedt ging natürlich mächtig nach hinten los, zumal wir beide Hinspiele gewonnen hatten. In Gommern kam einiges an Pech dazu bzw. die Gommeraner waren vorm Tor eiskalt und verwandelten. Bei der einzigen Heimniederlage gegen Olvenstedt dürfen wir die 2:0-Führung nicht mehr aus den Händen geben. Da waren sich die Spieler schon zu sicher, den Dreier locker über die Runden zu bringen. Das erste Gegentor brachte dem Gegner neuen Mut zurück und wir verloren völlig den Faden. An solchen Situationen müssen wir weiter wachsen und abgeklärter spielen, um den sicher geglaubten Sieg dann auch am Ende unter Dach und Fach zu haben.

Ihr Team ist sehr heimstark. Auswärts ist die Statistik nicht ganz so gut. Braucht Ihr Team die Heimatmosphäre und die Unterstützung der Fans?

In der letzten Saison war es tatsächlich so, dass wir bis auf das Spiel gegen Olvenstedt bis dato alle Spiele gewonnen haben. Das war in den Jahren zuvor eher nicht so. Die Unterstützung ihrer Fans braucht jede Mannschaft, egal ob beim Heim- oder Auswärtsspiel. Wir sind sehr gut in die Saison gestartet, auch bei den Heimspielen. Man muss immer auch die Konstellation der Ansetzungen mit in Betracht ziehen, ohne die Leistungen der Gegner zu schmälern. Es ist aber schon ein Unterschied, ob man in den ersten vier, fünf Spielen auf Favoriten trifft oder auf Mannschaften, die nicht so spielstark sind. Wobei man auch sagen muss, dass kein Spiel ein Selbstläufer war. In dieser Staffel konnte und wird auch in Zukunft jeder jeden schlagen können.

Sie mussten durch Verletzungen oder andere Gründe von Spieltag zu Spieltag meist Umbesetzungen vornehmen. Hat Ihre Mannschaft trotzdem überzeugt?

Für Trainer und Mannschaft ist es natürlich einfacher, wenn man Woche für Woche dieselbe Startaufstellung hat. Das bringt mehr Sicherheit ins eigene Spiel für die Laufwege und das Verständnis untereinander. Für die Spielgestaltung und den Spielaufbau ist dies förderlicher. Aber es hat auch etwas Gutes. Wir sind weniger ausrechenbar für den Gegner, da dieser nie weiß, mit welcher Startelf er zu rechnen hat und durch die „ungewollte Rotation“ bekommen automatisch alle Spieler ihre Einsatzzeiten und können sich beweisen. Insgesamt haben alle überzeugt, auch wenn bei allen noch Luft nach oben ist.

Wie haben sich die Neuzugänge entwickelt?

Leider konnten alle Neuzugänge nicht das zeigen, was in ihnen steckt, weil irgendwie alle vom Pech verfolgt wurden. So zog sich Nils Ritzmann gleich am Anfang der Saison einen Kreuzbandriss zu und fällt immer noch aus. Er befindet sich aber im Aufbautraining. Er hat sehr gute Ansätze bis zur Verletzung gezeigt und er wird wieder auf den Platz zurückkehren, davon bin ich überzeugt. Bei Antonio Atanasov und Toni Haberland waren oft arbeitsbedingte Ausfälle zu beklagen. Sie konnten aber in den gemachten Spielen zeigen, was sie können und überzeugen. Antonio ist im Winter wieder zurück nach Bulgarien gegangen und stand uns mit Beginn der Rückrunde nicht mehr zur Verfügung. Arbeitstechnisch hat sich das bei Toni auch etwas gebessert und er wird sicher seine Qualitäten in Zukunft auf den Platz bringen. Bei Maximilian Müller konnte man den Willen von Anfang an sehen. Er wollte sich auf Landesebene beweisen, sich weiter entwickeln und war bis zu seiner Verletzung im Winter aus der Startelf nicht wegzudenken. Marcel Scheinhardt stieß in der Winterpause zu uns. Man merkte ihm an, dass er mit seiner Erfahrung Ruhe ins Spiel bringt und die Abwehr stabilisierte.

In Sachen Fairness steht Ihr Team nur auf Rang 12. Könnte es da besser laufen und worin sehen Sie die Gründe?

Wenn man Platz 12 in der Fairnesstabelle liest, heißt das aber nicht automatisch, dass man eine unfaire Mannschaft ist und alles „niederknüppelt“. Trotz 21 gelber, einer gelb-roten und einer roten Karte waren da keine groben Fouls dabei. Die gelben Karten wurden meist für taktische Fouls zu Recht gegen uns vergeben. Die gelb-rote Karte rührte von einem taktischen Foul und einem Handspiel her. Bei der roten Karte gegen Hannes Mielchen war eher der Frust über Schmerzen von einem Foul gegen ihn dabei, die ihn zu einer Beleidigung hinreißen ließen. Er hatte sich aber gleich danach für sein Verhalten entschuldigt. Wenn wir uns in einigen Situationen cleverer angestellt hätten, wäre das ein oder andere taktische Foul nicht nötig gewesen. Es gehört zum Fußball dazu und wir sind da nicht das einzige Team.

Im Kreispokal stehen Sie als Titelverteidiger im Halbfinale gegen Zerbst. Soll der Kreispokal erneut nach Nedlitz geholt werden? 

Als Titelverteidiger möchte man immer den Pokal verteidigen, zumal es das noch nicht in Nedlitz gab. Wir freuen uns auf das Halbfinale gegen Zerbst, welches am 22. August in Zerbst stattfinden wird. Zudem ist es noch ein Derby dazu, das verspricht Spannung pur. Wir wollen ins Endspiel und dieses auch gewinnen, um wieder im Landespokal spielen zu dürfen. Das ist das erklärte Ziel aller im Verein. Wir können uns sicherlich auch in diesem Spiel auf die Unterstützung unserer Fans freuen, die uns bisher in jeder Partie unterstützt hatten.

Sie haben fünf Neuzugänge. Alle haben bereits im Testspiel mitgewirkt. Wie war Ihr Eindruck?

Mit den Neuzugängen Daniel Trinh, Florian Böning, Max Hamann, Sebastian Leps und David Ritze haben wir uns natürlich nicht nur in der Breite verstärkt, sondern auch in Sachen Qualität. Vor allem bei Daniel und Florian merkt man, dass sie schon höherklassig gespielt haben und versuchen, ihre Erfahrungen mit ins Spiel zu bringen. Daniel fühlt sich im Zentrum sehr wohl, redet und dirigiert sehr viel. Das hilft natürlich jedem Mitspieler. Florian ist flexibel einsetzbar, egal ob in der Offensive oder Defensive. Dadurch sind wir flexibler. Mit Max haben wir natürlich einen 17-jährigen, der sehr viel Potenzial hat. Es gilt, ihn behutsam an den Männerbereich heranzuführen.

Er braucht sich aber nicht zu verstecken, das hat er bereits zeigen können. Er soll sich weiterentwickeln können. Für Sebastian ist die Landesklasse absolutes Neuland und er will sich dort ausprobieren. Wir schicken keinen weg, jeder soll seine Chance bekommen, sich ausprobieren und dann wird man sehen, wo die Reise hingeht. Bei David ist das alles etwas anders. In erster Linie ist er vorgesehen, das Trainerteam mit zu unterstützen. Andererseits hat er bereits bewiesen, dass er noch das Zeug hat, selbst auf dem Platz zu stehen und von der Abwehr aus zu dirigieren, Anweisungen zu geben. Warum sollten wir uns das nicht zu Nutze machen? Es hilft dem Team und dem Trainerstab.

Wie lautet das Saisonziel für die neue Serie?

Wir wollen uns jedes Jahr verbessern, immer einen Schritt mehr machen. In erster Linie wollen wir nach wie vor jungen Spielern eine Zukunft bei uns geben, dass sie sich weiterentwickeln können, Spaß am Fußball haben. Wir wollen eine gute Rolle in der Liga spielen und dann wird man sehen, was am Ende dabei rauskommt. Aber es wird wieder eine verdammt schwere Saison, wo vieles passieren kann. Wir hoffen sehr, dass wir vom Verletzungspech diesmal verschont bleiben. Dann können die gesetzten Ziele auch realisierbar sein. Aber dazu müssen alle ihren Beitrag leisten, es wird keinem etwas in der Liga geschenkt. Auch im Pokal wollen wir wieder so weit wie möglich kommen, den Pokal aus der vorherigen Saison verteidigen, um somit auch für den Landespokal qualifiziert zu sein und auch in dieser Saison wieder ins Endspiel kommen.

Was wünschen Sie sich persönlich für die neue Spielzeit?

In erster Linie wünsche ich persönlich, dass alle gesund bleiben, egal ob im Bereich der Familie, im Berufsleben oder im sportlichen Bereich. Die Gesundheit ist das höchste Gut, das wir alle haben können. Man konnte in den letzten Monaten sehen, was eine Pandemie anrichten kann. Existenzen sind bedroht, die Unzufriedenheit in der gesamten Bevölkerung steigt und da spielt ein Hobby, nicht nur Fußball, auch eine große Rolle. Aus sportlicher Sicht wünsche ich mir, dass wir im Verein den eingeschlagenen Weg weiter gehen, gemeinsam mit unseren Fans, den Sponsoren und allen Verantwortlichen. Jeder hat bisher seinen Teil dazu beigetragen und dafür nochmal eine großes Dankeschön nicht nur von mir, sondern auch im Namen der Mannschaft.