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EM-Quali gegen Türkei ohne Schweinsteiger Löw und seine heikle Mission

Aktualisiert: 09.06.2025, 13:57

Schwere Mission für Joachim Löw: Bastian Schweinsteiger fällt aus, die gesunden Bayern-Spieler hängen schwer in den Seilen, andere WM-Fahrer ringen weiter um ihre Form.

Berlin (dpa). Der EM-Qualifikations-Knaller gegen die Türkei am Freitag in Berlin wird für den Bundestrainer zum Drahtseilakt. "Es ist eine große Herausforderung und ein Spiel von enormer Wichtigkeit", erklärte der DFB-Chefcoach, der die Hiobsbotschaft von der Verletzung des "emotionalen Leaders" Schweinsteiger noch vor dem Treffen der Nationalspieler gestern Abend in Berlin erfuhr.

Der 26 Jahre alte Münchner hat sich beim 0:2 des FC Bayern in der Bundesliga in Dortmund nach Informationen des DFB einen Kapselbandanriss im Fußwurzelbereich zugezogen. Schweinsteiger informierte nach einer Untersuchung in München und der Schock-Diagnose sofort Bundestrainer Löw. Zuvor hatte schon der Hambuger Marcell Jansen wegen einer Viruserkrankung seine Teilnahme an den EM-Ausscheidungsspielen am Freitag gegen die Türkei und vier Tage später im fernen Kasachstan absagen müssen. Auch Kapitän Michael Ballack und dessen Leverkusener Kollege Stefan Kießling stehen wegen Verletzungen nicht zur Verfügung.

Auf die Formkrise der Münchner Spieler hatte Löw noch gelassen reagiert. "Das besorgt mich jetzt nicht, weil ich es irgendwie erwartet habe", sagte der Bundestrainer. Immerhin noch sechs Akteure des maladen Meisters FC Bayern stehen in Löws nun 20-köpfigem Kader. Ob der Chefcoach nun nachnominieren wird, war gestern noch offen. Der Ausfall von Schweinsteiger fällt schwer ins Gewicht.

"Die Spieler haben bei der WM Unglaubliches geleistet", erinnerte der DFB-Chefcoach, der heute für Platz drei und die erfrischenden Vorstellungen seiner Boygroup in Südafrika im Berliner Schloss Bellevue das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommt. Zudem wird Bundespräsident Christian Wulff das erfolgreiche WM-Team mit dem "Silbernen Lorbeerblatt" ehren.

Die Kehrseite der lange nachwirkenden WM bekommen vor allem die Spieler zu spüren. Drei Monate nach dem mit 3:2 gewonnenen "kleinen WM-Finale" gegen Uruguay leiden nicht nur die Bayern-Profis noch unter den Nachwehen, wie Löw einräumte: "Da sind viele Kräfte verloren gegangen."

Alle WM-Akteure seien "schon willens, Leistungen zu zeigen. Aber mit einer Konstanz ist dies nach so einem kräfteraubenden Turnier nicht immer möglich", sagte der Bundestrainer mit Hinweis auf den kurzen Urlaub und vor allem die kurze Vorbereitungsphase vor der Saison.

Dass Löw sein Personal zumindest für einen Doppelspieltag auf den Punkt geistig und körperlich fit bekommt, hatte er schon zum Start in die EM-Ausscheidung mit Siegen gegen Belgien (1:0) und Aserbaidschan (6:1) bewiesen. Nun soll auch ohne Schweinsteiger gegen besonders motivierte Türken, die in der Qualifikations-Gruppe A ebenfalls noch ohne Verlustpunkt sind, und in Astana gegen Kasachstan der nächste Schritt Richtung EM-Endrunde 2012 folgen.

Die Spieler haben hundertprozentiges Vertrauen in Löw, dessen Assistenten und die medizinische Abteilung des DFB, wie der länger verletzte Jérome Boateng am Montag vor dem Treff der 21 Spieler im Berliner Hotel Grand Hyatt am Potsdamer Platz verdeutlichte. "Ich bin noch nicht bei hundert Prozent. Aber ich werde mir die Fitness beim DFB wiederholen", sagte der 22-Jährige von Manchester City.