Handball-Bundesliga SCM sagt wegen Hochwasser Saisonfinale gegen Göppingen ersatzlos ab Mannschaft will lieber helfen als spielen
Es sollte zum Saisonabschluss ein tolles Handball-Fest werden - mit einem würdigen Rahmen vor allem für jene Spieler, die vor heimischer Kulisse verabschiedet werden sollten. Doch die bedrohliche Situation durch das Hochwasser veranlasste den SCM schlussendlich, die für den heutigen Sonnabend angesetzte Partie gegen Göppingen ersatzlos ausfallen zu lassen.
Von Janette Beck
Magdeburg/Aschersleben l Beim Training am Freitagnachmittag hatten sich zuerst Trainer und Mannschaft noch einmal zusammengesetzt und die sich nahezu im Minutentakt zuspitzende Situation elbauf- und abwärts diskutiert. Zunächst hatte es geheißen, das Spiel, bei dem es Bennet Wiegert, Stian Tönnesen, Björgvin Gustavsson und Philipp Weber unter normalen Umstanden mit ihren Fans noch einmal krachen lassen wollten, bevor sie gehen, bleibe wie gehabt um 16.30 Uhr in der Getec-Arena angesetzt. Dann entschlossen sich die SCM-Verantwortlichen doch, das Heimsspiel nach Aschersleben zu verlegen. Eine entsprechende Pressemeldung war bereits um 14 Uhr rausgegangen.
Doch weil sich die Ereignisse überschlugen, war auch diese Meldung 90 Minuten später bereits wieder überholt. Nun hieß es: "Die Partie fällt auf unseren Wunsch ersatzlos aus." Das sei allerdings definitiv die letzte maßgebliche Entscheidung, erklärte Manager Marc Schmedt, der um Verständnis für das Hin und Her warb, es seien eben keine normalen Zeiten: "Die Mannschaft war auf uns zugekommen, um uns ihre Bedenken und Nöte mitzuteilen. Wir haben dann gemeinschaftlich beschlossen, dass es keinen Sinn macht, zu spielen. Es gibt einfach Momente, da rückt der Sport in den Hintergrund. Und das ist jetzt so ein Fall", so Schmedt, der darauf verwies, dass nicht zuletzt auch einige Spieler, die in den hochwassergefährdeten Gebieten wohnen, direkt betroffen seien. "Für sie geht es jetzt erst einmal um die Sicherung der Familie und der eigenen Wohnung. Wir anderen werden uns beim Katastrophenschutz melden und die Hilfskräfte vor Ort in Magdeburg unterstützen."
Nach nochmaliger Rücksprache mit dem Ligaverband HBL werde laut Schmedt das Spiel für Göppingen gewertet (2:0 Punkte, 2:0 Tore). Wie mit den für den Saisonabschluss in der Getec-Arena bereits erworbenen Eintrittskarten verfahren wird (bis gestern waren 5500 Tickets verkauft), will der SCM Anfang kommender Woche bekanntgeben.
Bennet Wiegert, Mitglied des Mannschaftsrates, erklärte am Freitag der Volksstimme: "Die Bedenken der Mannschaft kamen aus tiefstem Herzen. Das macht mich sehr stolz auf die Jungs, die ja nicht alle Magdeburger sind. Alle waren sich ganz schnell einig, dass wir nicht spielen und stattdessen lieber mit anpacken wollen, wo Not herrscht. Das sind wir Magdeburg einfach schuldig."
Wenn der SCM durch die fehlenden zwei Punkte möglicherweise von Wetzlar überholt wird und noch auf Rang acht abrutschen würde - was auch die allerallerletzte Chance auf einen EC-Platz zunichte machte - oder es für Wiegert und die anderen kein letztes Spiel und damit keinen richtigen Abschied gibt, "spielt überhaupt keine Rolle, wenn 50 Meter weiter anderen oder auch Mitspielern das Wasser bis zum Hals steht", sagte Wiegert. "Außerdem: Hätten wir in Aschersleben gespielt, wäre es auch nicht das gewesen, was sich jeder von uns gewünscht hat."