Fußball, EM-Qualifikation: Kroos nach Schweinsteiger-Absage im Mittelfeld Mit WM-Mentalität gegen türkischen Enthusiasmus
Das wichtigste Spiel des Jahres seit dem WM-Halbfinale weckt große Emotionen. Tausende Fans in roten Halbmond-Trikots werden heute im Olympiastadion die Türkei unterstützen. Bundestrainer Joachim Löw will dem Enthusiasmus des Gegners die WM-Mentalität entgegensetzen.
Berlin (dpa). Hitzige Atmosphäre hin, andauernde WM-Müdigkeit her: Im EM-Qualifikations-Knaller gegen die Türkei fordert Joachim Löw von seinen Spielern trotz aller Brisanz eine Wiederholung der famosen Sommer-Leistungen in Südafrika. Zugleich warnt der Bundestrainer aber auch vor einem "raffinierten" Gegner. "Wir wollen die Dominanz zeigen, wie wir es bei der WM geschafft haben und fußballerisch glänzen", kündigte Löw vor dem heutigen Spitzenspiel der Gruppe A (20.45 Uhr/ZDF) in Berlin an. Ein Sieg gegen den "stärksten Kontrahenten" würde den WM-Dritten, der wie sein Gegner mit zwei Erfolgen bestens in die Ausscheidungsrunde gestartet ist, der direkten EM-Teilnahme 2012 in Polen und der Ukraine einen großen Schritt näher bringen.
Mehr als 30 000 stimmgewaltige und enthusiastische Gästefans werden das mit 74 244 Zuschauern ausverkaufte Berliner Olympiastadion zum Hexenkessel machen. Den Fußball-Nationalspielern um Kapitän Philipp Lahm und dem gegen das Land seiner Vorfahren besonders im Blickpunkt stehenden Ballzauberer Mesut Özil soll die besondere Stimmung aber keine Angst einjagen. "Die Vorfreude ist bei uns allen groß. Wir wissen, dass viele türkische Fans im Stadion sein werden. Wir werden uns darauf einstellen", versprach Löw gestern. Der DFB erhöhte die Sicherheitsvorkehrungen und rief zu einem friedlichen Fußball-Fest in der Hauptstadt auf.
Im Spitzenspiel der Gruppe A setzt der Bundestrainer ganz auf das erfolgreiche WM-Konzept. Auch nach dem Ausfall von Bastian Schweinsteiger gibt es für den 50-Jährigen keinen Grund für hektische Taktikmanöver. "Das System, die Grundordnung werden nicht gravierend verändert werden", kündigte Löw an. Die vakante Position auf der linken Seite der Viererkette soll von Jérome Boateng oder Heiko Westermann ausgefüllt werden – die Tendenz geht zum genesenen England-Legionär Boateng.
Die schwerwiegende Schweinsteiger-Absage will Löw durch Toni Kroos, Christian Träsch oder gar den eigentlich offensiveren Thomas Müller kompensieren. Favorit ist der Bayer Kroos, der diese Position auch schon zweimal in WM-Tests und bei Kurzeinsätzen in Südafrika ausfüllte. "Wichtiger ist die taktische Aufgabe und die Umsetzung", sagte Löw zu allen Personal- und Taktikdiskussionen. Auch die WM-Müdigkeit, die den FC Bayern in die Krise stürzte und auch andere Südafrika-Fahrer schwächte, soll erst gar keine Option für eine Entschuldigung bieten. "Das darf keine Ausrede sein", sagte Löw.
Besonders im Fokus werden die neuen deutschen Real-Sternchen stehen. Sami Khedira muss in Abwesenheit von Schweinsteiger den Mittelfelddominator geben. "Ich werde mich hundertprozentig einsetzen für das Spiel, egal, wer mein Nebenmann ist. Wir wollen das Spiel gewinnen, mit aller Macht", sagte Khedira. Löw hat keine Bedenken, dass der Ex-Schwabe diese Rolle ausfüllt.
Voraussichtliche Aufstellungen
Deutschland: Neuer (Schalke/24 Jahre/13 Länderspiele) – Lahm (Bayern/26/73), Mertesacker (Werder/26/71), Badstuber (Bayern/21/6), Boateng (Manchester City/22/11) – Khedira (Real Madrid/23/14), Kroos (Bayern/20/10) – Müller (Bayern/21/10), Özil (Real Madrid/21/19), Podolski (1. FC Köln/25/81) – Klose (Bayern/32/103)
Türkei: Volkan Demirel (Fenerbahce/28/44) – Sabri Sarioglu (Galatasaray/26/34), Servet Cetin (Galatasary/29/50), Ömer Erdogan (Bursaspor/33/2), Hakan Balta (Galatasaray/29/26) – Hamit Altintop (Bayern/27/59), Emre Beözoglu (Fenerbahce/30/72), Mehmet Aurelio (Besiktas/32/35), Nuri Sahin (Dortmund/22/23) – Tuncay Sanli (Stoke City/28/78) – Nihat Kahveci (Besiktas/30/67) Schiedsrichter: Webb (England)