1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Auf der Motorrad-Rennstrecke misst sich die Rad-Elite

Radsport Auf der Motorrad-Rennstrecke misst sich die Rad-Elite

Die Deutschen Meisterschaften im Straßenradsport der Elite sollen am 23. August wieder auf dem Sachsenring ausgerichtet werden.

Von Uwe Kreißig 26.06.2020, 13:20

Magdeburg l  Dieses Mal müssen die Fahrer rund 150 Kilometer nur auf dem 3,5 Kilometer Rundkurs absolvieren, der vor allem durch das Motorrad-MotoGP-Rennen weltweit bekannt ist. Die Strecke ist topografisch anspruchsvoll. Durch zwei kurze, aber giftige Anstiege werden Sprintexperten nicht viel zu melden haben. Eine schnelle Abfahrt sowie zwei enge, abfallende Kurven erfordern volle Konzentration.

Schon im vergangenen Jahr hatte der Chemnitzer Organisationschef Dietmar Lohr dem Bund Deutscher Radfahrer in einer schwierigen Situation geholfen. Seinerzeit hatte es so ausgesehen, dass die Deutschen Straßenradmeisterschaften abgesagt oder im Ausland stattfinden müssen. Lohr gelang es kurzfristig, eine Genehmigung für einen 12,9 Kilometer langen Kurs, der eine Kombination von Rennstrecke und Straßen in und um Hohenstein-Ernstthal war, zu bekommen. Die Meisterschaften gingen schließlich in die Annalen ein. Bei fast 40 Grad Celsius erreichten von 190 Fahrern nur 15 das Ziel. Maximilian Schachmann vom Team Bora-hansgrohe, dessen Fahrer das Rennen dominierten, gewann.

Bereits am 31. Mai hatten Lohr und sein Chemnitzer Unterstützerteam vom Verein „Internationales Radrennen rund um den Sachsenring“ für eine Sensation in der internationalen Radsportszene gesorgt. Damals war es ihnen gelungen, das erste Radrennen während der Corona-Pause zu organisieren. Seit Paris–Nizza, das wegen der Corona-Pandemie vorzeitig am 14. März zu Ende gegangen war, hatte es kein Rennen im Straßenradsport in Europa mehr gegeben.

Bis auf Weiteres dürfen Sportveranstaltungen in Deutschland nur ohne Zuschauer stattfinden. Die Sachsenring-Rennstrecke eignet sich daher gut für ein Rennen, weil sie vollständig eingezäunt ist. Zutritt haben dann neben den Fahrern nur Betreuer und Mitarbeiter des Organisationsteams.

Für Dietmar Lohr bleibt indes noch ein großer Traum bestehen: die Wiederauflage der UCI-Straßenradweltmeisterschaft am Sachsenring, die dort 1960 stattfand. Damals gewannen die DDR-Stars Bernhard Eckstein und Täve Schur bei den Amateuren Gold und Silber. Der 8,7 Kilometer lange Rundkurs, der auch durch die Stadt Hohenstein-Ernstthal führte, wurde bis 1990 jährlich für ein Motorrad- und Autorennen genutzt. Die historische Runde ist in großen Teilen erhalten, nur ein kürzeres Stück ist in einem Gewerbegebiet aufgegangen. Diese Lücke ließe sich aber temporär wieder schließen.

Die beiden letzten großen internationalen Radrennen auf der klassischen Sachsenring-Strecke waren die Profimeisterschaften von Deutschland, der Schweiz und Luxemburg, die 1992 Heinrich Trumheller und 1994 Jens Heppner in der deutschen Wertung gewannen.

In der sächsichen Landesregierung in Dresden stehe man dem Projekt einer Rad-WM aufgeschlossen gegenüber. Problematisch sind freilich die Millionen-Gebühren, die von der UCI für eine Vergabe praktisch als Vorkasse verlangt werden. „Ohne eine öffentliche Förderung ist die Ausrichtung einer Rad-WM überall auf der Welt unrealistisch“, sagt Lohr. Man hoffe auch auf die in Sachsen ungebrochene Radsportbegeisterung als ideelle Unterstützung für das Projekt.