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Altes Salzmagazin als neues Domizil ist umstritten Die Zeit sitzt den Ruderern im Nacken

Sie sind auf der Suche: Die Ruderer des Schönebecker Sportclubs wollen
umziehen, weg vom flutgefährdeten Domizil im Busch, hin auf sichere
Höhen. Etwa ins alte Salzmagazin auf der Saline- insel. Stadtrat Reiner
Hornich schlägt die leeren Einzelhandelsflächen an der Barbyer Straße
vor. Eine Alternative?

Von Ulrich Meinhard 13.02.2014, 02:20

Schönebeck l Wohin sollen die Ruderer vom Schönebecker Sportclub (SSC)? Diese Frage steht seit der Juni-Flut 2013 im Raum. Das extreme Hochwasser hat das Domizil der Abteilung Rudern im Schönebecker Busch tief unter Wasser gesetzt. Der Schaden am Gebäude beläuft sich nach Vereinsangaben auf über 208.000 Euro, hinzu kommt zerstörtes Inventar, Schadenshöhe 70.000 Euro.

Die Volksstimme berichtete bereits, dass die Heilung der Schäden über die Gelder beglichen werden kann, die EU und Bund zur Verfügung stellen und die das Land weiterreicht. Doch die Ruderer haben mit ihren nassen auch kalte Füße bekommen. Abgesoffen 2002, abgesoffen 2013. Wann kommt das nächste Unheil die Elbe entlang? Die Sportler wollen auf Nummer sicher gehen und deshalb lieber in die Höhe ausweichen.

Mit der Salineinsel und dem hier leer herumstehenden alten Salzmagazin scheint ein hochwassersicheres Domizil gefunden zu sein. Das Gebäude mit seinen 13 Querachsen sei schwerlich für Veranstaltungen zu nutzen, meint Karsten Reichelt, der stellvertretende Vorsitzende der Abteilung Rudern. Die knapp 90 Wassersportler könnten das Salzmagazin bestens für ihre Zwecke nutzen. Allerdings belaufe sich die Realisierung des Vorhabens auf stolze 1,5 Millionen Euro. Geld, das der SSC ganz allein aufbringen will.

Veranstaltungen könnten im Salzmagazin stattfinden

So weit, so gut. Doch es gibt Widerspruch. Auch diesbezüglich berichtete die Volksstimme bereits. Stadträte wie Torsten Pillat (CDU) und Manfred Pöschke (Rettet die Altstadt) wollen die als Bürgerpark ausgewiesene Salineinsel allgemein genutzt sehen: "Vor allem kinder- und familienfreundlich", hebt Pillat hervor. Das alte Salzmagazin könnte für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Die CDU-Fraktion will die Stadtverwaltung beauftragen, ein Nutzungskonzept für die Halle zu erarbeiten.

Dass die Halle quasi verstellt ist mit Holzbalken und Betonpfleilern sei kein Hinderungsgrund, meint Stadtrat Christian Jung (Rettet die Altstadt). Er verweist auf ähnliche Veranstaltungsorte anderswo. Bis zu 3000 Personen sieht Jung schon vor dem geistigen Auge, die in der alten Salzhalle den Klängen einer Band lauschen. "Ein Ort für solche Veranstaltungen fehlt uns in Schönebeck", bedauert der Stadtrat. Hier sei er gegeben.

Einen alternativen Vorschlag für die Heimat suchenden Ruderer hat Stadtrat Reiner Hornich (UWG/Grüne) während der Sitzung des Bauausschusses unterbreitet. Er sagte: "Was ist denn mit der leergezogenen Einzelhandelsfläche in der Barbyer Straße? Wird das noch mal irgendwas?" Zur Frage nahm Michael Gremmes vom Stadtplanungsamt Stellung. Er sprach längere Zeit zum Thema, um dann aber doch nur festzustellen, dass es mit dem Eigentümer derzeit keinen "aktuellen Austausch" gibt. Hornich hakte nach, wollte wissen, ob denn nicht wenigstens die Möglichkeit geprüft werden könne. Eine Frage, die freilich an die Adresse der Ruderer gehen muss. In deren Namen antwortet Wieland Sydlik. "Dieser Vorschlag war uns schon bekannt und wurde in unserer Diskussion als unrealistisch eingestuft."

Sydlik führt die Gründe auf: 1. Das Gebäude müsste gemietet werden, der Verein könnte die Kosten nicht tragen. 2. Bis zur Elbe, beziehungsweise zum Salinekanal sind es etwa 300 Meter, relativ weit. 3. Es muss eine viel befahrene Straße überquert, Kinder müssten dabei begleitet werden. 4. Wenn ein Sportler in der kälteren Jahreszeit mit seinem Boot umkippt, muss er sich schnellstens umkleiden. Bei Kindern gelte dann wieder Punkt 3. Der Trainer müsste sich quasi teilen. 5. Der Parkplatz als Umfeld sei für einen Sportverein nicht gerade einladend.

"Ich kenne keinen Ruderclub, wo Vereinshaus und Bootshalle so weit auseinander liegen", gibt Sydlack zu bedenken. Er ist der Ansicht: "Eine Belebung der Salineinsel sollte auch im Interesse der Stadt sein." Viel Zeit zum Hin und Her bleibt nicht. Eine Entscheidung ob oder ob nicht muss bis Ende März gefallen sein, da die Beantragungsfrist von Fluthilfe-Fördermitteln im Juni ausläuft.