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Paralympics Andrea Eskau ist Sachsen-Anhalts große Medaillenhoffnung in Sotschi Mit "Puschkin" auf der Jagd nach Gold

Von Janette Beck 06.03.2014, 01:18

Magdeburg/Sotschi l Andrea Eskau ist die einzige Sportlerin aus Sachsen-Anhalt bei den am Freitag in Sotschi beginnenden Paralympics. Die 42-Jährige vom USC Magdeburg ist eine der größten deutschen Medaillenhoffnungen. Mit "Black swan", ihrem Schlitten und "Puschkin", ihrer Waffe, geht sie im Langlauf und im Biathlon auf Gold-Jagd.

Allein dreimal paralympisches Gold, ergattert bei den Sommerspielen in Peking und London, hat Andrea Eskau daheim im Tresor zu liegen. Dazu kommen noch zwei Handvoll WM-Titel. Doch der Erfolgshunger ist noch nicht gestillt, die Jagd nach Medaillen geht weiter. Denn etwas fehlt der Powerfrau, die sich selbst als Perfektionistin beschreibt: Paralympics-Gold im Winter. "Das wäre mein Traum, dann wäre ich innerlich zufrieden," macht die Thüringerin aus ihren Ambitionen kein Geheimnis, nachdem es vor vier Jahren in Vancouver "nur" zu Silber auf der Fünf-Kilometer-Langlaufstrecke sowie Bronze im Biathlon über 10 Kilometer gereicht hatte.

Auf dem Weg nach Sotschi hat die Paralympicssiegerin alles dem Sport untergeordnet. Nichts überließ Andrea Eskau dem Zufall, denn nicht nur was Erfolg, sondern auch was Professionalität, Ehrgeiz und Wettkampferfahrung betrifft, sucht sie weltweit ihresgleichen. Sie hat sich nach ihrem Doppel-Triumph in London keinen Urlaub gegönnt, sondern "quasi durchgemacht". Sie hat asketisch gelebt, auf Alkohol und Schokolade "ganz" und auf Kohlenhydrate "soweit es ging verzichtet". Drei bis vier Stunden täglich war die 42-Jährige die meiste Zeit im Skitunnel in Oberhof auf den Kufen ihres schwarzen Hightech-Schlittens unterwegs, den sie "Black Swan" getauft hat. Sie hat trainiert bis zum Umfallen: "Die Kunst ist es dabei, ans Limit zu gehen, nicht darunter und nicht darüber."

Und als ob das alles nicht genug wäre, bekamen Lebensgefährtin Amira und Hund Pommes sie auch über Weihnachten und Neujahr kaum zu Gesicht. Und statt Gänsebraten und Sekt gab es für die Medaillenkandidatin nur Selters und eine Riesenportion "dünne Luft". Drei Wochen hatte die ehrgeizige Athletin über die Feiertage in einer Spezial-Kammer verbracht. In einer simulierten Höhe von 3000 Metern wurde geschuftet, um sich optimal auf die Bedingungen in Sotschi (1500 Meter) vorzubereiten. "Das Höhentraining hat mir auch schon vor London sehr gut getan. Ich bin topfit."

Aber auch sonst ist Andrea Eskau gut in Schuss. Mit ihrem Gewehr "Puschkin" ("Ich nenne meine Waffe in Anlehnung an das russische Wort Puschka, für Kanone bzw. Waffe, so") hat sie 10 000 Patronen abgefeuert. Offensichtlich mit Erfolg: "Jetzt brauche ich am Schießstand nur noch 30 Sekunden, vor vier Jahren war es noch über eine Minute für fünf Treffer - wenn es denn fünf waren", nimmt sie das Handicap von einst aufs Korn.

Nach dem akribischen Training sieht sich Andrea Eskau "bestens vorbereitet". Dass sich ihre Vorfreude bei der Abreise am Dienstag dennoch in Grenzen hielt, liegt an der angespannten politischen Lage auf der nur 450 Kilometer von Sotschi entfernten Halbinsel Krim: "Wir haben das Weltgeschehen im Blick und werden es gerade da unten auch nicht aus dem Blick verlieren. Politische Äußerungen sind uns nicht erlaubt, aber natürlich hat jeder eine Einstellung dazu." Gleiches gilt für die Diskussionen um Schwule und Lesben in Russland. "Man soll doch jeden leben lassen, wie er das möchte", sagte sie dazu der Zeitung "Die Welt". Eines werde sie sich nicht verbieten lassen: "Wenn ich gewinne, werde ich mir ganz sicher von meiner ,Miri` einen Siegerkuss abholen."