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Ex-FCM-Fußballer Heiko Laessig Mit Charme und ganz viel Schmäh

Dass Heiko Laessig mal in Salzburg arbeiten würde, hätte er als Teenager
nicht zu träumen gewagt. Als der ehemalige Spieler des 1. FC Magdeburg
erste Erfolge im Fußball feierte, stand sogar noch die Mauer. Seit 1996
lebt Laessig in der Mozartstadt und spricht inzwischen sogar den
charmanten österreichischen "Schmäh".

Von Thomas Juschus 30.12.2014, 02:24

Salzburg/Magdeburg l Kurz vor Weihnachten wurden wieder die Koffer gepackt. Diesmal stand aber nicht eine der vielen Dienstreisen für Heiko Laessig auf dem Programm. Zusammen mit Ehefrau Kati und Tochter Sina (22) ging es stattdessen rund 700 Kilometer von Salzburg ins heimatliche Magdeburg.

Hier wurde Laessig 1968 geboren, hier begann er mit dem Fußball. Und hier hegt der 46-Jährige nach wie vor heimatliche Gefühle, nicht nur weil seine Eltern, Schwiegereltern und viele Freunde nach wie vor in der Elbestadt leben. Keine Frage also: Das Weihnachtsfest und der Jahreswechsel werden daheim verbracht. "Da ich im Jahresverlauf nicht die Möglichkeit habe, nach Magdeburg zu kommen, bieten sich vor allem die Feiertage an", freut sich Laessig.

Sein Zuhause hat Laessig indes seit vielen Jahren in Salzburg gefunden. 1991 kehrte er Magdeburg den Rücken, wechselte zunächst für fünf Jahre zum KFC Uerdingen 05, spielte in der 1. und 2. Fußball-Bundesliga. 1996 folgte der nächste Schritt. Laessig, der 1990 am Tag der deutschen Wiedervereinigung gegen Rovaniemi PS das letzte Europapokal-Tor für den FCM erzielte, ging nach Salzburg zur damaligen Austria. Bis zum Einstieg des Getränkeriesen Red Bull im Jahr 2005 spielte er aktiv, wechselte die Seiten und arbeitet seitdem als Leiter der Scouting-Abteilung.

Laessigs Arbeit beschränkt sich dabei nicht nur auf den österreichischen Fußball-Ableger des Brauseherstellers. Seine Dienste sind genauso gefragt für die "Filiale" in Leipzig - fast folgerichtig nutzte Laessig den Besuch in Magdeburg vorab zu einem Abstecher in die Messestadt. Und die Entwicklung in Leipzig verfolgt und kennt er deshalb genau.

"Das Ziel ist natürlich, so schnell wie möglich in die 1. Liga zu kommen. Wir sind schon ein bisschen ungeduldig. Die Ausgangsposition ist gut. Und auch der Kader ist gut, um es zu schaffen", sagt Laessig. "Das Projekt ist schon sehr stark. Aber für den dritten Aufstieg in Folge braucht es natürlich auch etwas Glück." Wen er schon erfolgreich gescoutet hat, will Laessig lieber nicht sagen: "Wir arbeiten als Team. Auf jeden Fall macht die Arbeit mit Ralf Rangnick (Anm. d. Red.: Sportdirektor in Salzburg und Leipzig) viel Spaß."

Neben einer spannenden und sicher auch lukrativen Aufgabe schätzt Laessig den Lebensstil in Salzburg. Obwohl mit 150 000 Einwohnern sogar deutlich kleiner als Magdeburg, versprüht die Mozartstadt ein bisschen Weltstadtflair und bietet zwischen Salzach und Alpen sehr hohe Lebensqualität. Und vom Menschenschlag ist Laessig auch nach fast zwei Jahrzehnten immer noch begeistert.

"Hier neue Leute zu treffen und kennenzulernen, ist überhaupt kein Problem. Alle sind sehr offen und entspannt. Die Freundlichkeit, die Nettigkeit, die Hilfsbereitschaft - das ist schon toll. Das kannte ich so aus Deutschland nicht, und daran musste ich mich erst gewöhnen", berichtet der 46-Jährige. "Wir haben absolut keinen Grund, aus Österreich und Salzburg wegzugehen. Das taugt hier total", sagt Laessig, und wieder einmal schleicht sich der bekannte "Schmäh" ein. "Bei mir geht es noch. Bei meiner Tochter Sina ist der Dialekt noch viel ausgeprägter."

Magdeburg wird aber auch immer eine wichtige Rolle im Leben spielen, wenngleich Laessig freimütig einräumt, dass der Abstand größer geworden und eine Rückkehr unwahrscheinlich ist. Zum einen lebt hier eben seine Familie. Zum anderen steht hier seine fußballerische Wiege, die ihm mit den Weg ins Ausland ebnete. Und deshalb verfolgt der frühere Stürmer auch weiter den Weg seines ehemaligen Klubs und wünscht dem FCM den Aufstieg in die 3. Liga. "Das hoffe ich schon seit zehn Jahren." Aber manchmal werden eben doch Wünsche und Träume wahr - und wer weiß das besser als Heiko Laessig.