Olympische Spiele Dauser verpasst Medaille am Barren und verkündet Karriereende
Turner Lukas Dauser vom SV Halle wird am Barren nur Siebter. Nach seinem Wettkampf erklärt er seine internationale Laufbahn als beendet.

Paris. - Turnen ist ein bisschen Tschaikowski und ein bisschen Daft Punk, elegante Klassik und mitreißende Elektronik. Zu beidem hat am Montag ein Quintett aus der Pariser Ballettschule das Barren-Finale bei den Sommerspielen eingeläutet. Doch Lukas Dauser konnte der Vorlage weder in der Eleganz an den Holmen noch in den Emotionen folgen. Der 31-Jährige kam mit für ihn schwachen 13,700 Punkten nicht über den siebten Platz hinaus. „Gerade verspüre ich nur eine große Leere“, sagte er danach.
Die Enttäuschung über die missglückte Übung war riesig. Der Weltmeister aus Halle, so erklärte er es später, brachte daher zunächst auch nicht die Worte über die Lippen, die er in seinem Kopf seit Wochen, ja Monaten vorbereitet hatte. Erst einige Stunden später sprach er sie in die TV-Mikrofone von Eurosport und des ZDF.
„Ich habe die Entscheidung getroffen, dass es für mich mein letzter großer internationaler Wettkampf war“, sagte der Star der deutschen Turner, das Gesicht der Sportart. „EM, WM, Olympische Spiele – da haben wir den Lukas heute das letzte Mal gesehen.“
Dauser will die Bundesligasaison beenden und auch beim Swiss Cup in Zürich starten.
Für Dauser ist jetzt wichtig, „der Lukas für die Familie und die Freunde zu bleiben“, sie gar nicht so sehr auf seiner Reise durch die Enttäuschung mitzunehmen.
Erstes Kind kommt im September
Nachdem er die Medientour im Keller der Bercy Arena überstanden hatte, nahm er seine Viktoria in die Arme wie auch seine Mutter und die beiden Schwestern. Das private Glück wird nun in seinen Fokus rücken, im September wird Dauser Vater eines Sohnes. Deshalb verlässt er Halle, seine Trainingsgruppe und seinen Coach Hubert Brylok. Der Bayer zieht nach Neuburg bei Ingolstadt. Ein Kind, der Umzug: es ist die richtige Zeit für den Abschied von der internationalen Turnbühne.
Olympia sollte eine letzte Glanzstunde werden. Dauser unterlief aber ein untypischer Fehler in seiner Übung, die im Schwierigkeitsgrad nach seinem Muskelbündelriss im Bizeps schon nicht so hoch wie gewünscht angesetzt war und die nur 7,700 Zähler in der Ausführung gebracht hat. „Ich habe in meiner Karriere schon einige Übungen verkackt“, sagte er. Aber der Fehler von Paris, „der ist mir wirklich noch nie unterlaufen, ich kann mich daran nicht erinnern“. Zu inaktiv sei er gewesen mit dem rechten Arm, geriet aus der Balance, touchierte den Holm. „Ich wusste sofort, dass es vorbei ist.
Die Routine in der Übung hat gefehlt
Eigentlich wollte Dauser in Paris eine „Geschichte mit Happy End schreiben, weil ich Geschichten ohne nicht mag“. Obwohl, so sagte er mit etwas Abstand: „Es war ja ein Happy End, dass ich überhaupt antreten konnte.“ Die fatale Schulterverletzung hatte er sich sechs Wochen vor dem Finale zugezogen. „Es hat ein wenig gezwickt, aber das war kein Problem.“ Das Problem lag eher in der gestörten Vorbereitung: „Ich denke, ich habe die Übung zu wenig geturnt, die Routine hat gefehlt.“
Dauser war zwar bereit für diesen letzten internationalen Wettkampf, aber „ich bin nicht reingekommen, nicht richtig jedenfalls“. Im Gegensatz zu Zou Jungyuan aus China, der Olympiasieger von Tokio 2021 siegte überlegen.
Für Dauser, der in Tokio Silber geholt hatte und bei der WM in Antwerpen 2023 dann Gold, blieb diesmal nicht einmal eine Medaille. „Ich habe in meiner Karriere so viel erreicht, mehr gewonnen, als ich mir je erträumt hätte. Ich hätte hier gerne noch einmal eine schöne Übung geturnt, das war aber nicht so“, sagte Dauser. Er wirkte da schon wieder mit sich im Reinen.
Für den Turner beginnt ein neuer Lebensabschnitt. Als Vater. Und als Trainer? „Ich will dem Sport erhalten bleiben, wie, das weiß ich aber noch nicht“, sagte er.