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Sommerspiele in Tokio David Wrobel: Schmerzhaft gescheitert

David Wrobel vom SC Magdeburg ist bei seiner Olympia-Premiere in Tokio bereits im Vorkampf der Diskuswerfer gescheitert. Der 30-Jährige kämpfte gegen den Schmerz.

Von Daniel Hübner 31.07.2021, 09:00
Chancenlos im Vorkampf: David Wrobel.
Chancenlos im Vorkampf: David Wrobel. Foto: dpa

Tokio/Magdeburg - David Wrobel hat sich direkt zum Arzt begeben und den Ellenbogen seines rechten Wurfarms untersuchen lassen. Womöglich hat dieser bei der gestrigen Qualifikation der Diskuswerfer mehr geschmerzt als die Leistung, die zum Ausscheiden des 30-Jährigen bei seiner Olympia-Premiere führte. Bei seinem letzten Start als Athlet des SC Magdeburg – Wrobel wird zurück ins heimatliche Stuttgart wechseln – hat sich sein Traum von der Teilnahme am heutigen Finale nicht erfüllt. 60,38 Meter im ersten Durchgang ließ er zwei ungültige Versuche folgen. Er wollte danach nicht darüber reden. Er wollte seine Enttäuschung zunächst verarbeiten.

Ganz sicher wird er zumindest seine Mutter angerufen haben, seinen „Auskotzkübel“, wie er sie bezeichnet. Elly hat ihn begleitet, seit dem er sechs Jahre alt war, seit dem er sich in allen möglichen Sportarten ausprobiert hat, ehe er zur traditionellen Disziplin des Diskuswerfens wechselte.

„Sie reist zu meinen Wettkämpfen quer durch Deutschland, das muss ich ihr hoch anrechnen. Und ich habe sie mit meiner Teilnahme in Tokio mitbelohnt“, erklärte er vor seinem Auftritt im Olympiastadion. Aus der Heimat erreichten ihn vor dem ersten Wurf viele Grußbotschaften per Video. Alle haben Wrobel die Daumen gehalten, alle haben mit ihm gelitten, als er niedergeschlagen nach dem letzten Wurf auf der Bank saß, sich den Ellenbogen hielt. Und in Anbetracht seiner Emotionalität ganz sicher Tränen vergoss. Das Einzige, was Wrobel mitteilte, war: „So ist das Leben, so ist der Sport.“

So ist das Leben, so ist der Sport

David Wrobel

Jürgen Schult, der im vergangenen April die Aufgaben des erkrankten SCM-Trainers Armin Lemme übernommen hatte, wird ebenfalls gelitten haben. Der Coach der Bundespolizisten in der Sportfördergruppe in Kienbaum wusste „laut Statistik, dass 63,50 Meter reichen werden, um in den Hauptkampf zu kommen“, hatte er der Volksstimme berichtet. „Daran wird sich auch in Tokio nichts ändern.“ Dort reichten sogar noch weniger: Clemens Prüfer (Potsdam) genügten zum Einzug ins Finale 63,18 Meter – Platz elf. Daniel Jasinski (Wattenscheid) reichten 63,29 Meter – Platz neun. Nur Daniel Stahl (Schweden) übertraf als Bester im Feld die Qualifikationsweite von 66 Metern um zwölf Zentimeter.

Für Jasinski ist der Start im olympischen Hauptkampf kein neues Gefühl. Der 31-Jährige hat in Rio vor fünf Jahren Bronze gewonnen. Zufrieden war er gestern trotzdem nicht. „Das war einfach ein bisschen zu vorsichtig und zu verhalten, die Aggressivität hat gefehlt“, sagte der deutsche Meister.

Clemens hat die Zeit genutzt.

Jürgen Schult

Dieses Schicksal teilte er mit Prüfer, 23 Jahre, der erklärte: „Ich bin jemand, der mit dem aktuellen Leistungsstand alles geben muss, um mitspielen zu können. Aber im Endeffekt habe ich mich unbewusst irgendwie zurückgehalten.“ Prüfer gehört die Zukunft, ist sich Jürgen Schult, der Weltrekordler (74,08), sicher: „Für Clemens war es während der Corona-Pandemie auch nicht einfach, weil er wie alle kaum Wettkämpfe hatte. Da spielt dann die Einstellung auch eine Rolle, er hat die Zeit genutzt.“ Zu einer Bestweite von 67,41 Metern in dieser Saison.

Aber nicht nur Prüfer hat mit seiner Leistung einen Generationswechsel angekündigt: Auch Henrik Janssen vom SCM (Bestwert: 64,05), der während seines folgenden sechsmonatigen Lehrgangs bei der Bundespolizei unter Schult trainieren wird, während die Planstelle des Diskustrainers von Magdeburg nach Halle verlegt werden soll. Lemme ist am 1. Juli in Rente gegangen.

Wrobel hat in dieser Saison auch eine Bestweite erzielt – 67,30 Meter bei den Werfertagen im Mai in Halle auf offenem Feld. Schult hatte dann ausgerechnet, dass es der Magdeburger in Tokio auf 64,65 Meter, „mit ein bisschen Wind vielleicht zwei Meter weiter“ bringen kann. Ebenso wusste der 61-Jährige: „Drei Werfer in einem Olympia-Finale hatten wir selten.“

Wrobel hat diese Regel bestätigt – weil der Ellenbogen, aus dem er sich im August 2020 freie Gelenkskörper operativ entfernen ließ, gestreikt hat. Er hat nun Zeit, die Verletzung auszukurieren. Die nächsten Spiele finden 2024 in Paris und 2028 in Los Angeles statt. Beide Termine stehen in Wrobels Kalender.