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Leichtathletik Riecke springt wieder

Beim Indoor-Istaf in Düsseldorf bestreitet Lea-Jasmin Riecke vom Mitteldeutschen Sportclub ihren ersten Wettkampf des Jahres.

Von Daniel Hübner 31.01.2021, 00:01

Magdeburg l Bei minus 103 Grad Celsius lässt es sich entspannen. Für zwei Minuten etwa. In Sportsachen, Handschuhe, Mütze. Und mit Mundschutz. „Das ist reine Gewöhnungssache“, sagt Lea-Jasmin Riecke nämlich. Dann beginnt allerdings der Schmerz, dann beißt die Kälte zu. „Die letzte Minute tut schon weh“, berichtet sie aus der Kältekammer im Klinikum Vogelsang. Von jenem Ort, an dem sich der Körper in eben nur drei Minuten regenerieren und entspannen soll.

Am Mittwoch dieser Woche hatte sie die Kältekammer noch einmal aufgesucht. Sie wird sie oft gesehen haben in den vergangenen Wochen und Monate des Corona-Lockdowns, in dem ihr nicht nur Wettkämpfe fehlten, sondern auch die Trainingspartner. In dem sie ihre Kochkünste vervielfältigt hat, was sie womöglich zugleich von der weiten Leichtathletik-Welt träumen ließ. Was aber keine reale Entdeckungstour auf den internationalen Bühnen ersetzen kann. Umso mehr freut sich die Weitspringerin vom Mitteldeutschen Sportclub (MSC) deshalb auf ihren Einsatz am Sonntag beim Indoor-Istaf in Düsseldorf. „Endlich“, atmet Riecke entsprechend auf. „Es wird Zeit für einen Wettkampf, eine neue Umgebung. Und um wieder mal andere Menschen zu sehen.“

Am Freitag musste sie sich dazu in Magdeburg auf Corona testen lassen, am Sonnabend reiste sie in Düsseldorf an. Vor dem Start im ISS Dome unterzieht sich Riecke einem weiteren Test, ehe sie zum Anlauf auf den Balken zugelassen werden kann. „Ich möchte in den Hallenwettkämpfen einfach Spaß haben, ich will sie genießen“, sagt die 20-Jährige. Aber sie will natürlich auch ihren Anlauf stabilisieren. „Auf die letzten Schritte kommt es an“, erklärt sie. In der Vergangenheit hat sie dort nicht immer das nötige Tempo, die höchste Geschwindigkeit, den letzten Schub zum Balken erreicht. Aber gerade in dieser Phase entscheidet sich, wie hoch und letztlich auch wie weit sie den Sprung ins Sandbett setzen kann.

Daran hat sie bereits im wettkampfarmen Jahr 2020 gearbeitet. „Für mich war es auf keinen Fall ein verlorenes Jahr“, berichtet Riecke, die bei einem ihrer wenigen Auftritte mit 6,58 Metern eine neue Bestweite erzielte. „Ich habe definitiv Fortschritte in der Technik gemacht“, sagt die Magdeburgerin. Sie ist auch mit 24,26 Sekunden über 200 Meter zu einer neuen Bestzeit gesprintet. Solche Starts sind ihr wichtig, auch über die 100 Meter. „Es ist gut, eine Ausweichdisziplin zu haben“, betont sie. „Gerade der Start in den Sprints kommt auch meiner Anlaufgeschwindigkeit zugute.“

Riecke wird nach Düsseldorf zunächst am 5. Februar beim Indoor-Istaf in Berlin antreten, voraussichtlich eine Woche später in Luxemburg starten, danach bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund, wo es nicht nur um eine Medaille, sondern auch um den Start bei der Europameisterschaft unterm Dach in Torun (Polen/4. bis 7. März) geht. Allerdings: „Mit 6,80 Metern ist die EM-Norm ziemlich hoch gesteckt“, sagt sie, „das sind nur zwei Zentimeter unter der Olympia-Norm.“

Olympia in Tokio (23. Juli bis 8. August) ist natürlich auch ihr großes Ziel. „Aber hinter der Austragung stehen derzeit viele Fragezeichen“, weiß Riecke mit Blick auf die aktuelle Corona-Situation. „Es wäre schade, wenn sie komplett ausfallen würden.“ Dann doch wenigstens Sommerspiele ohne Zuschauer. Aber vor allem mit Riecke. Und bei sommerlichen Temperaturen.