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Schwimmen Rob Muffels vom SCM verabschiedet sich mit „Holz“ in den Ruhestand

Aus und vorbei: Rob Muffels vom SC Magdeburg ist das letzte WM-Rennen seiner Karriere im Freiwasser geschwommen. Eine Medaille hat der 28-Jährige verpasst.

Von Daniel Hübner 21.07.2023, 11:41
Rob Muffels beobachtet das Finale der Freiwasser-Staffel in Fukuoka. Eine Medaille blieb ihm zum Karriereende verwehrt.
Rob Muffels beobachtet das Finale der Freiwasser-Staffel in Fukuoka. Eine Medaille blieb ihm zum Karriereende verwehrt. Foto: dpa

Fukuoka/Magdeburg - Rob Muffels hat den Zielanschlag seines Teamgefährten am Ufer des Momochi Seaside Park beobachtet und sich womöglich an eine Szene erinnert, die ihn mal eine Goldmedaille gekostet hatte. Am 25. Juli des Jahres 2015 bei der Weltmeisterschaft in Kazan (Russland) war er ebenfalls optisch im Vorteil, als er zum Brett kraulte, dann aber erst den Körper vorschob, die Hand nachzog und somit eine Millisekunde zu spät anschlug. Chad Ho aus Südafrika sicherte sich den Titel, den wiederum Muffels noch einige Zeit nach Ende jenes Rennens über die fünf Kilometer für sich bejubelte. Letztlich hatte er Silber gewonnen. Wenigstens Silber.

Diese Erfahrung des Athleten vom SC Magdeburg hat am Donnerstagmorgen Mitteleuropäischer Sommerzeit nun Oliver Klemet gemacht, diesmal im Staffelrennen über die 4x1,5 Kilometer, diesmal bei der WM in Fukuoka. Klemet „war eigentlich deutlich in Front“, resümierte Bernd Berkhahn, der Coach der SCM-Schwimmer, der den Frankfurter ebenfalls am Bundesstützpunkt in Magdeburg trainiert. Klemet, 21 Jahre, zwei Rennen in den Knochen, ging nicht zuerst mit der Hand zum Brett, sondern schob eben den Körper vor. Lachender Konkurrent war deshalb Kyle Lee. Der Australier sicherte seiner Nation mit 0,2 Sekunden Vorsprung die Bronzemedaille, während Italien vor den Ungarn gewann.

Es gab nur zwei Optionen: Paris oder Karriereende

Muffels wusste danach: „Das ist natürlich ärgerlich.“ Berkhahn meinte danach: „Der Australier hat es geschickter gemacht, Oli war halt schon sehr kaputt. Es ist ein Fehler, der nicht hätte passieren müssen.“ Und Klemet sagte danach: „Es war heute deutlich anstrengender mit den Wellen.“ Diese Wellen schlugen höher als in den Tagen zuvor, die Wassertemperatur lag bei 26 Grad. Die Sonne hatte sich hinter den Wolken verzogen. Petrus hatte Lea Boy, Leonie Beck sowie Muffels und Klemet, die in dieser Reihenfolge gestartet waren, ein unruhiges Finale bei den Freiwasser-Wettbewerben beschert. Und Muffels zudem das ungekrönte Ende seiner WM-Karriere.

Der Entschluss, die Laufbahn zu beenden, sollte er die Olympischen Spiele 2024 verpassen, der stand schon seit einigen Monaten fest. Schon im Mai, im Vorfeld der Qualifikation für Fukuoka, hatte er der Volksstimme darüber berichtet. Allerdings war damals die Hoffnung auf einen Start in Paris noch hörbar groß. Nun sagte er der Volksstimme: „Das Risiko war mir bewusst, ich habe in den vergangenen Wochen gesehen, dass Florian und Oliver sehr stark sind. So war ich mental darauf vorbereitet, die Sommerspiele zu verpassen, und das war auch gut so.“

Das tat schon weh.

Rob Muffels über das verpasste Olympiaticket

Verloren hat er ein Ticket nach Paris über die zehn Kilometer – Florian Wellbrock als Weltmeister und Klemet als Bronzegewinner lösten die Fahrkarte direkt nach Frankreich. „Das war für mich schon unglücklich“, meinte Muffels, „und so sehr ich mich für beide auch gefreut habe, mir persönlich tat es schon weh.“ Aber er hatte noch dieses letzte Staffelrennen, in dieser Disziplin war er 2015 und 2019 Weltmeister geworden, im Einzel feierte in jenen Jahren mit Bronze über zehn (2019) und eben Silber über fünf Kilometer seine größten Einzelerfolge. „Für mich galt es dann, mich auf den Wettbewerb vorzubereiten.“

Nach diesem konnte er sich selbst nichts vorwerfen. „Die Bedingungen waren sehr schwierig, aber ich habe alles reingehauen, ich bin mit meiner Leistung zufrieden.“ Der 28-Jährige hatte mit einem erwartbaren Rückstand von 1:25 Minuten auf die Spitze und auf Rang neun von den beiden Damen übernommen, Muffels schaffte den Anschluss an Italien und Ungarn, die mit den Spitzenathleten Domenico Acerenzea und Kristof Rasovszky auf der dritten Position im Team ins Finale gegangen waren. „Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich mit den internationalen Spitzenathleten mithalten kann.“

Das Studentenleben beginnt

Für dieses Ziel war er 2012 nach Magdeburg gekommen, gemeinsam mit Trainer Bernd Berkhahn. Damals athletisch natürlich noch nicht perfekt austrainiert, und damals noch mit dem einen oder anderen Mangel in der Konzentration. In Magdeburg wird der intelligente junge Mann nun bleiben. „Für mich geht jetzt das Studentenleben los“, sagte er lächelnd.

Das Psychologiestudium hatte er unterbrochen nach den Sommerspielen 2021 in Tokio, wo er Elfter wurde, um sich ganz auf Paris zu fokussieren. In Paris wird er trotzdem noch einmal starten, beim Weltcup in zwei Wochen. „Ich möchte mich in der Gesamtwertung auf einen Top-8-Platz verbessern, um noch ein bisschen Preisgeld mitzunehmen“, erklärte Rob Muffels. Und um vielleicht noch einmal ein bisschen Olympialuft zu schnuppern – bevor das zweite Leben beginnt.