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Schwimmen Letzte Chance für Außenseiter

Rob Muffels vom SCM kämpft in Abu Dhabi um sein Olympia-Ticket. Dazu muss er beim Freiwasser-Weltcup in die Top Sechs schwimmen.

Von Daniel Hübner 25.02.2016, 00:01

Magdeburg l Rob Muffels spricht eigentlich gerne und durchaus viel, wenn die Frage entsprechend konkret ist und Raum für philosophische Gedanken lässt. Muffels zeigt sich dann zuweilen von seiner ironischen Seite, leicht und locker geht ihm der vermeintliche Witz über die Lippen, der nicht selten einen ernsten Hintergrund hat. In diesem Jahr hat Muffels allerdings wenig gesprochen, jedenfalls öffentlich. Sein Trainer hat das so angeordnet. „Zu seinem eigenen Schutz“, sagt Bernd Berkhahn, „damit er in Ruhe arbeiten kann.“

Berkhahn feiert am heutigen Donnerstag seinen 45. Geburtstag. Allerdings wird die Party ausfallen. Der Coach und sein Schwimmer vom SC Magdeburg werden im Yachthafen von Abu Dhabi (Emirate) trainieren, die Freiwasser-Strecke inspizieren, die Bedingungen ausloten. Denn morgen (Start: 12 Uhr MEZ) kämpft Muffels beim Weltcup über zehn Kilometer um seinen Traum von Olympia in Rio – und das 161 Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele am 5. August.

In Abu Dhabi schwimmen die Deutschen ihre Vorqualifikation für das Olympic Qualifier Race, das im Juni in Setubal (Portugal) stattfindet. Neben Muffels gehen Andreas Waschburger (29/Saar Max Ritter), Thore Bermel (17/Elmshorn) und Christian Reichert (31/Wiesbaden) an den Start. Muffels muss nach dem Willen des Deutschen Schwimmverbandes einen Top-Sechs-Platz erreichen im Golf von Persien, will er in Setubal antreten. „Sein Leistungsstand ist in Ordnung“, erklärt Berkhahn. „Seine Ausdauer ist nicht auf Spitzenniveau, aber er ist schnell unterwegs.“ Vor allem Reichert und Waschburger, die bei der Weltmeisterschaft in Kasan (Russland) im vergangenen Juli das Rio-Ticket verpasst hatten, sind im Vorteil. Reichert hat am 7. Februar einen Test in Patagones-Viedma (Argentinien) mit Platz 15 beendet.

Muffels soll morgen gleich mehrere Löcher der Vorbereitung stopfen: Zunächst hatte er aufgrund seiner Bundeswehr-Ausbildung im Herbst kaum trainiert. Zwischen November und Ende Januar laborierte er immer wieder an grippalen Infekten. Wäre, wie ursprünglich geplant, die Qualifikation im April ausgetragen worden, hätte er es zur Bestform schaffen können. So wird sein Abschneiden eine Überraschung sein. Dennoch treten der 21-Jährige und Berkhahn natürlich nicht ohne Ziel in Abu Dhabi an: „Rob ist der krasse Außenseiter, trotzdem wollen wir die Qualifikation für Setubal schaffen. Wir werden kämpfen.“

Es gibt auch keinen Plan B. Muffels Olympiafokus liegt allein auf Abu Dhabi, betont Coach Berkhahn, der mit dem Vizeweltmeister über fünf Kilometer sowie Finnia Wunram, die im Frauenrennen (12.15 Uhr/MEZ) startet, gestern in die Emirate reiste. Sie haben bei der zu erwartenden Wassertemperatur von 20 Grad im Strömungskanal der Elbehalle gearbeitet, haben für die schnelle Regeneration verstärkt Physiotherapie betrieben.

Und sie haben die Taktik zurechtgelegt: „Die Flucht nach vorn könnte sich rächen. Rob muss geschickt seine Power einsetzen“, so Berkhahn – und in zwei Stunden punktuell die größte Belastung von seinem Körper abfordern. Danach wird Muffels viel zu erzählen haben.