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Schwimmen SCM-Freunde im Medaillenrausch

Die SCM-Schwimmer Florian Wellbrock mit Gold und Rob Muffels mit Bronze sicherten sich bei der WM über zehn Kilometer das Olympia-Ticket.

Von Daniel Hübner 16.07.2019, 19:41

Yeosu/Magdeburg l Im Hotel „Venezia“ gibt es ein nettes Café, in dem allerhand Leckeres für den süßen Zahn angeboten wird. Ganz nach dem Geschmack von Kuchenfreund Rob Muffels also. Mit Florian Wellbrock traf sich der 24-Jährige dort am Dienstagnachmittag auf einen Kaffee, um ihren großen Erfolg zu zelebrieren. Als Festmahl entschied sich der Weltmeister Wellbrock für einen „Oreo Cake“ und Bronzegewinner Muffels für einen „Soft Chiffon“. Das klingt genauso außergewöhnlich, wie der Tag im Yeosu Ocean Park für die beiden besten Freunde vom SC Magdeburg bereits begonnen hatte.

Bernd Wellbrock ist womöglich immer noch überrascht von seinem Sohn, wenn er sich fragt: „Wo nimmt er nur diese Cleverness her?“ Darüber wundert sich mittlerweile auch die Freiwasser-Konkurrenz, die der 21-Jährige mal wieder hinter sich gelassen hat. In 1:47:55,9 Minuten gewann Florian Wellbrock über die zehn Kilometer das erste WM-Gold seiner Karriere. Und er sicherte sich wie auch Rob Muffels als Dritter mit 1,5 Sekunden Rückstand das Ticket für die Olympischen Spiele in Tokio 2020. Zweiter mit 0,2 Sekunden hinter dem Sieger wurde Marc-Antoine Olivier aus Frankreich.

Für Bundestrainer Stefan Lurz hat sich damit ein Traum erfüllt. In Tokio wird der 39-Jährige mit Finnia Wunram vom SCM und Leonie Beck aus Würzburg, die zwei Tage zuvor die Plätze acht und neun belegt hatten, sowie Wellbrock und Muffels alle vier möglichen Starter in den Medaillenkampf schicken. „Ein historisches Ergebnis, wie es noch keine Nation geschafft hat“, jubelte auch Thomas Kurschilgen, der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimmverbandes (DSV).

Wie historisch der Sieg für Wellbrock war, durfte man bei der Siegerehrung beobachten. „Das war sehr emotional“, resümierte Wellbrock, der ebenso wie Freundin Sarah Köhler mit den Glückstränen kämpfte. „Ich hatte mir im Vorfeld den üblichen Druck gemacht. Aber ich wollte es eben unbedingt“, sagte er und ergänzte: „Ich wollte die Chance nutzen und Ferry Weertman als Weltmeister ablösen, das war dann eine riesige Erleichterung.“ Der Niederländer und Olympiasieger belegte am Ende den siebten Rang.

Wellbrock war bereits nach dem Sprung ins Wasser direkt an die Spitze gekrault und gab diese Position bis zum Ende auch selten her. Er diktierte und kontrollierte das Rennen und setzte auch auf den Schlussmetern die entscheidenden Akzente. Mit Olivier, den er erst vor wenigen Wochen bei den spanischen Meisterschaften in einem ähnlichen Endspurt geschlagen hatte, erarbeitete er sich einen Vorsprung von zwischenzeitlich sechs Körperlängen auf das Verfolgerfeld. Und egal, auf welcher Seite der Franzose dann das Überholmanöver zum Anschlag suchte – ob links, rechts oder sogar über Wellbrock hinweg –, der Magdeburger schloss die Lücke.

„Ich wusste, wie er den Endspurt gestalten würde“, meinte der Magdeburger nach seinem bislang größten Karriere-Erfolg. „Ich hatte mir schon gedacht, dass ich die relativ besseren Karten habe.“ Letztlich sogar die absolut besseren. Wellbrocks Cleverness war auch beim sechsten Sieg im sechsten Zehn-Kilometer-Rennen in Folge und auf der Zielgerade sein größter Trumpf.

Dass er den Triumph dann auch noch mit Rob Muffels feiern konnte, freute ihn besonders. „Ich bin wahnsinnig happy auch für Rob. Wir hatten uns eigentlich vor den Rennen gesagt, wir holen Gold und Silber“, berichtete Wellbrock. In welcher Reihenfolge auch immer. „Aber das wäre jetzt wirklich Meckern auf ganz hohem Niveau“, ergänzte er lächelnd. Und meckern wollte Muffels erst recht nicht. „Das war ein mega Rennen“, sagte er. „Ich habe mich sehr gut gefühlt und bin immer in der Spitze mitgeschwommen und konnte ohne Mühe das Tempo mithalten.“

Nur als Wellbrock und Olivier das Tempo extrem verschärften, wusste auch Muffels, dass es einen Kampf um Bronze geben würde. Gegen den Ungarn Kristof Rasovszky, den er letztlich um 2,1 Sekunden auf Rang vier verwies.

Wellbrock und Muffels erkannten in ihren Medaillen allerdings nicht nur den individuellen, sondern sogleich den großen Erfolg der gesamten SCM-Trainingsgruppe unter Bernd Berkhahn. „Damit hat keiner wirklich gerechnet“, ist sich Muffels sicher. Berkhahn fasste seinen Stolz in einem Wort zusammen: „Fantastisch.“

Die WM ist weder für Muffels noch für Wellbrock damit beendet. Muffels wird mit der Teamstaffel an diesem Donnerstag (1 Uhr, MESZ) versuchen, den Gold-Gewinn von 2015 in Kasan (Russland) zu wiederholen. Wellbrock geht in der nächsten Woche in Gwangju über die 800 und 1500 Meter Freistil an den Start. Oder wie der Weltmeister ganz philosophisch erklärte: „Heute Abend schlagen wir ein Kapitel zu und morgen schlagen wir wieder ein neues auf.“ Ganz sicher nicht das letzte.